Kater und Katzenaugen

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Vorwort: Zum Glück hat meine Göttin entschieden, meinen wenig erfolgreichen Wetttrink-Versuch als erfüllte Aufgabe durchgehen zu lassen. Ich hab' mein Bestes gegeben! û_u Aber gegen den Herren trinkfesten Hexer hatte ich einfach keine Chance.


"Ngh." Noch ehe ich mich dazu durchringen konnte, die Augen zu öffnen, wanderte meine Hand wie von selbst zu dem unangenehmen Pochen, welches seinen Ursprung an meiner Schläfe hatte, aber dafür sorgte, dass mein ganzer Kopf sich anfühlte, als habe darin jemand Cola mit Mentos gemischt und das Ergebnis dann kräftig geschüttelt. Jeder, der das einmal beobachtet hatte, würde mir wohl zustimmen, dass das Ergebnis zwar beeindruckend ausfiel, aber auch mit wenig erfreulichen Spuren rund um den Ausbruch einherging. Ähnlich penetrant wie sich Cola auf einem Teppich gab, drang nun auch Licht durch meine geschlossenen Lider und ich ahnte, dass es unangenehm brennen würde, sobald ich sie öffnete. Nicht unbedingt ein gelungener Start in den Tag, aber vielleicht erklärte der Grund für meine Kopfschmerzen wenigstens, wieso ich diesen seltsamen Traum von einem Greifen und Geralt gehabt hatte. Vermutlich sollte ich einfach hoffen, dass es sich nicht um eine zu heftige Gehirnerschütterung handelte und ich ansonsten unverletzt. Zumindest tat mir im Moment noch nichts weiter weh, sah man davon ab, dass sich mein Nacken ein bisschen verkrampft anfühlte. Mit einem weiteren, leisen Ächzen rieb ich mir über die Augen, bevor ich vorsichtig blinzelte. Verwirrt starrte ich auf eine Holzwand, die aussah, als habe sie jemand mehr mit gutem Willen als Können zusammengezimmert. Einen Reim konnte ich mir auf meine Umgebung im ersten Moment nicht machen. Wo war ich hier? Wie ein Krankenhaus sah das jedenfalls nicht aus, womit meine Theorie von einer Gehirnerschütterung irgendwie nicht mehr so überzeugend klang.

Noch immer irritiert blinzelte ich und wandte den Kopf zur Seite, um unerwartet in die großen, braunen Augen eines Pferdes zu blicken, auch wenn ich einen Moment brauchte, um das zu begreifen. Erst jetzt erfasste ich mein Umfeld wirklich. Stroh und Erde, der Geruch von Tier und natürlich das Pferd, dessen Kopf auf Höhe meiner Schultern hing. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen lag ich in einer Pferdebox. Ganz toll. Für einige Momente schloss ich die Augen, um den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. War das alles wirklich passiert? Dass ich hier war, wo immer genau hier auch war, sprach eindeutig dafür. In der direkten Nähe meines Zuhauses gab es keine Reithallen und ganz bestimmt hätte ich mich sowieso nicht ausgerechnet dorthin verirrt. Eine Pferdenärrin war an mir einfach nie verloren gegangen, nicht einmal als keines Mädchen. Da hatte ich, anders als meine Mitschülerinnen, nämlich mehr für Dinos übrig gehabt. Prüfend streckte ich Arme und Beine, darauf bedacht, das große Tier vor mir nicht zu berühren oder ihm zu nahe zu kommen. Nicht, dass es sich noch von mir bedroht fühlte und mir eine verpasste. Immerhin schien ich, abgesehen von hämmernden Kopfschmerzen, in Ordnung zu sein. Das war zumindest der Schluss, zu dem ich nach einer kleinen, mentalen Überprüfung kam, bei der ich großzügigerweise die brennenden Kratzer an meinen Handflächen und Knien nicht einberechnete. Woher die kamen, wusste ich nur zu gut, vorausgesetzt natürlich, der gestrige Tag war tatsächlich real gewesen und kein wirrer Traum. Im Moment sah es zumindest danach aus, auch wenn der Gedanke nicht unbedingt zu meinem Wohlbefinden beitrug. Am liebsten hätte ich den Kopf geschüttelt, doch ich sparte mir die Geste, um das Pochen in meinem Schädel nicht noch herauszufordern. Stattdessen sah ich mich noch einmal genauer um.

Das Ergebnis war das gleiche wie zuvor. Eine Pferdebox, in der sich außer mir nur ein Pferd befand, welches mich noch immer mit freundlichen Augen musterte. Unsicher lächelte ich das Tier an. „Tschuldige, dass ich dir hier Platz wegnehme", nuschelte ich leise in seine Richtung. Wenn ich hier rauskam, brauchte ich ganz dringend eine heiße Dusche und etwas Sauberes zum Anziehen. Zwar würde ich nicht so weit gehen, zu behaupten, dass Pferde zum Himmel stanken, aber ein Wohlgeruch begleitete sie eben auch nicht. Generell wäre es schön, erstmal nach Hause zu kommen. Allerdings würde der Greif mich wohl kaum zurückfliegen, egal wie nett ich ihn fragte. Ich würde einen anderen Weg finden müssen, sofern es denn überhaupt einen gab. Vage Erinnerungen an eine mittelalterliche Taverne und einen gewissen Hexer tauchten aus dem Dunkel. Ich konnte mich daran erinnern, mit Geralt gesprochen zu haben, damit er mich mitnähme, aber auch daran, dass ich mit ihm zusammen irgendein ekelhaft brennendes Getränk getrunken hatte. Verdammtes Zeug! Ich hätte wissen müssen, dass ich davon lieber die Finger hätte lassen sollen. Ich trank sonst nie Alkohol. Da war es vorprogrammiert, dass mir hartes Zeug nicht bekam. Und das war es eindeutig nicht, wenn ich die Kopfschmerzen bedachte, die mir ein erneutes Ächzen entlockten. Ich wusste nicht einmal, wie genau der gestrige Abend ausgegangen und ich hier gelandet war. Hoffentlich hatte ich nichts völlig Bescheuertes in meinem ersten und eindeutig letzten Suff angestellt.

Blood and Whine (Witcher III)Where stories live. Discover now