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Faszination Kim

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Entgeistert sah Joshua zu einer zierlichen, blonden Frau hoch. Außer Atem quetschte sie sich an ihm vorbei und ließ sich schwer atmend auf die Bank ihm gegenüber fallen.

„Mit wem habe ich die Ehre?"

Belustigt verzog Joshua die Mundwinkel und betrachtete das engelsgleiche Geschöpf. Das bekam große Kulleraugen und rutschte unsicher auf der Bank hin und her.

„Ähm, du bist doch der Typ von Samuel? Der, der mich abholen sollte? Wenn nicht, ist das jetzt ziemlich peinlich."

Joshua sah fasziniert auf den kleinen Kussmund und schüttelte den Kopf, als diese sich schon aufmachen wollte, wieder aus dem Wagen zu stürmen.

„Nein, nein, beziehungsweise ja, ich komme von Samuel. Ich soll hier eine gewisse Kim abholen."

Erleichtert seufzte die Frau auf und reichte ihm ihre kleine Hand. „Dann bin ich hier genau richtig. Kim Davies und du bist?"

„Mein Name ist Joshua, Joshua Fox. Wir werden ungefähr vier Stunden fahren. Mia ist noch im Krankenhaus, sie wird aber heute Nachmittag entlassen. Möchten Sie nicht noch ein paar Klamotten von sich mitnehmen? Wir hätten genug Zeit, damit Sie noch welche packen können."

Interessiert bemerkte Joshua, wie die Frau zusammenzuckte und vehement den Kopf schüttelte.

„Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich möchte so schnell wie möglich zu Mia. Ich leih mir einfach Klamotten von ihr."

Joshua meinte einen Ausdruck von Panik in ihrem Gesicht erkennen zu können. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein?

Seufzend drückte er die Autotür auf und deutete ihr an, auszusteigen. Kim sah ihn mit großen Augen an und bewegte sich nicht.

„Lassen Sie uns gehen, Ms. Davies."

„Ich... ich brauche nichts."

Kims Stimme zitterte und Joshua runzelte die Stirn. Wieso weigerte sie sich so?

„Ms. Davies, es wirkt so, als hätten Sie Angst! Kann das sein?"

Mit roten Wangen schüttelte Kim den Kopf und sprang trotzig aus dem Wagen. Die Stirn runzelnd kam Joshua hinterher und winkte seinem Fahrer und Bodyguard, ihnen zu folgen. Er hatte eine Ahnung, dass er vielleicht benötigt wurde.

Kim lief vor ihm die Treppe auf ihren roten High Heels hinauf und er sah, dass sie sich zwingen musste, vorwärts zu gehen. Die Treppe hoch wurde sie immer langsamer und Joshua räusperte sich.

„Ja, Ms. Davies? Möchten Sie mir etwas mitteilen?"

Er sah, wie die Frau nach Worten suchte.

„Nein, ja, nein! Ach, ich habe nur Angst, es könnte sein, dass sich jemand in meiner Wohnung befindet, der da nichts zu suchen hat."

Joshua spürte die Angst, die von Kim ausging. „Wen und wie viele müssen wir denn erwarten?"

Kim sah auf ihre Schuhspitzen und zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht so genau. Trey könnte da sein, ob er alleine ist, weiß ich aber nicht."

Sein Bodyguard nickte als Zeichen, dass er verstand und langsam gingen sie nach oben.

„Was möchte dieser Trey denn von Ihnen? In welcher Beziehung stehen Sie zu ihm?"

Joshua spürte ein Gefühl in sich aufsteigen, dass er nicht deuten konnte. War es vielleicht ihr Freund? Aber vor dem würde sie doch keine Angst haben?

„In gar keiner Beziehung! Er ist mein Exfreund."

Ihre Stimme klang unsicher, als wenn sie das, was sie da sagte, selbst nicht ganz glaubte. Joshuas Blick glitt prüfend zu der Frau, die vor ihm stehen blieb. Er hatte das Gefühl, dass das nicht alles sein konnte, wenn es denn stimmte, aber er ahnte, dass das alles war, was er bekam.

Er hielt fordernd die Hand auf. Verwirrt sah ihn Kim an.

„Ich brauche die Schlüssel, Ms. Davies. Ich werde Sie sicherlich nicht zuerst gehen lassen."

Mit zitternden Händen gab sie ihm die Schlüssel. Sein Bodyguard baute sich neben ihm auf und vorsichtig öffnete Joshua die Tür.

Im ersten Moment wirkte die Wohnung leer, aber da Kim solche Angst zu haben schien, war er vorsichtig. Im Flur war alles dunkel und Joshua konnte niemanden hören. Lautlos gaben er und sein Bodyguard sich Zeichen und geräuschlos schwärmten sie aus. Da die Wohnung sehr klein war, hatten sie schnell alle Zimmer gesichtet und erkannt, dass sich keiner in ihr befand.

„Sie können eintreten, Ms. Davies, es ist niemand hier."

Ängstlich betrat Kim die Wohnung. Unsicher sah sie sich um und Joshua musterte sie genau. Sie war eine hübsche Frau, eine sehr hübsche sogar. Sie hatte eine zierliche Statur und war fast zwei Köpfe kleiner als er. Trotzdem hatte sie die Rundungen einer Frau an den richtigen Stellen.

Kim hatte langes blondes Haar, was wohl mal eine Frisur gewesen sein mochte, aber nun mehr schlecht als recht am Kopf hielt. Unter ihrem Mantel, der viel zu dünn für diese Jahreszeit war, trug sie ein kurzes, hautenges, rotes Kleid, dazu die roten High Heels.

Er sah die Ränder unter den Augen. Anscheinend war sie die Nacht unterwegs gewesen. Ihre Schminke war leicht zerlaufen und sie hatte rote Wangen, wohl von der Kälte draußen. Was ihn aber faszinierte, waren ihre Augen. In ihrem kleinen Puppengesicht wirkten diese riesig und sie hatten die Farbe Grün. Das Grün leuchtete so extrem, dass man gar nicht umhin kam, sich in diesen Augen zu verlieren. Diese Frau fesselte ihn.

Emsig griff Kim eine Tasche und stopfte wahllos ein paar Klamotten hinein. Die Wohnung war eine pure Katastrophe. Alles lag kreuz und quer verteilt und Joshua fragte sich, wie sie da den Überblick behalten konnte. Die Möblierung der Wohnung war mehr als spärlich und sah aus, als hätte sie alles auf dem Sperrmüll zusammen getragen.

Er wusste von Samuel, dass sie studieren sollte. Er wusste auch, als Student hatte man es nicht immer leicht, aber die Wohnung sah aus, als würde ein Obdachloser hier wohnen. Während sie eilig alles zusammen packte, ging Joshua in die Küche. Neugierig machte er den Kühlschrank auf und knallte diesen sofort wieder zu. Außer ein paar Flaschen billigem Sekt und einem Käse, der schon grün war, war nichts zu sehen.

So zierlich wie diese Frau war, wunderte es ihn nicht. Er fragte sich, wann sie wohl das letzte Mal vernünftig gegessen hatte. Innerlich machte er sich eine Notiz, vorher mit ihr was essen zu gehen. Sie hatten genug Zeit, bis Mia und Samuel nach Hause kommen würden.

„Josh, da kommt jemand."

Joshua baute sich zu seiner vollen Größe auf, als er die Stimme seines Bodyguards vernahm und sah, wie Kim in ihrer Bewegung inne hielt. Ihre Gesichtsfarbe verlor jegliches rötliche und blass wie eine Kalkwand sah sie zur Tür. Joshua stellte sich neben Kim und schob sie schützend hinter seinen Körper.

Er spürte unter seinen Händen, wie sie zitterte und in ihm wallte ein Beschützerinstinkt auf, den er so von sich noch nicht kannte.

„Ganz ruhig, es wird Ihnen nichts passieren, Ms. Davies."

Er sah den Zweifel in ihren Augen, als auch schon ein tiefe, aggressive Männerstimme ertönte...

Save me (Band 1)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz