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Der Dankeschönkuss

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Kim strich sacht über den Stoff der Kleider, die in ihrer Kabine hingen. Das war kein billiger Stoff, das konnte sie sehen. Nirgendwo waren Preisschilder zu sehen und Kim zuckte die Achseln. Sie musste das ja nicht bezahlen.

Einige Kleider waren sehr bieder und absolut nicht nach ihrem Geschmack. Ein paar der Kleider waren elegant und Kim fragte sich, bei welche Gelegenheit sie die anziehen sollte. Wann ging sie denn schon mal auf einen Ball? Aber wenn Joshua meinte, sie bräuchte das, würde sie sich nicht zur Wehr setzen.

Die Angestellte des Ladens steckte ihren Kopf herein. „Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, Ms. Davies? Fehlt noch was?"

Kim lächelte und nickte. „Ja, ich brauche noch ein paar aufregendere Kleider. Verstehen Sie, was ich meine? Etwas, wo kein Mann dran vorbei schauen kann. Und mir fehlen noch Alltagsklamotten. Jeans, Pullover und sowas."

Die Frau nickte grinsend und verschwand. Sie wusste, Joshua würde ausrasten, anscheinend war er tatsächlich ein bisschen bieder, aber das war ihr egal. Nur weil er so spießig war, musste sie es ja noch lange nicht sein.

Kurze Zeit später kam die Frau mit ein paar Klamotten über den Arm herein. Schnell sah Kim den Haufen durch und griff sich ein azurblaues Kleid. Es war anscheinend aus Seide und der Stoff fühlte sich in der Hand toll an. Freudig sprang Kim in das Kleid und begutachtete sich im Spiegel.

Er umschmeichelte ihren Körper und sie wusste, das würde ihr Lieblingsteil werden. Es war eng anliegend, einen BH durfte sie nicht tragen. Gott sei Dank hatte sie kleine, feste Brüste, die die Schwerkraft noch nicht kennengelernt hatten. Der Rückenausschnitt ließ Kim den Atem anhalten. Bis runter zum Ansatz ihres Hinterns war wirklich alles frei. Vorne dagegen war es züchtig hoch geschnitten.

Grinsend trat sie raus. Mit Absicht zeigte sie ihm die Rückenansicht noch nicht. Sie wusste, er würde es wahrscheinlich nicht gut finden. Anerkennung blitzte in seinen Augen auf.

„Die Farbe steht Ihnen hervorragend."

Kim spürte, wie sie rot wurde. Sie bekam oft Komplimente, da sie dem typischen Männerklischee entsprach, aber von Joshua war es irgendwie was anderes. Er blickte sie nicht an wie ein Kunde seine Ware. Einen kurzen Augenblick hatte sie das Gefühl, dass er ihr bis auf die Seele blickte.

Sie schüttelte sich und drehte sich Hüfte schwingend herum. „Danke schön, mein Lieber, ich habe mir erlaubt, einige Kleider selbst auszuwählen. Aber dein Kommentar zeigt mir, so einen schlechten Geschmack scheine ich wohl nicht zu haben."

Sie hörte ihn zischend die Luft einziehen, als sie sich umdrehte. Dabei schien er sich verschluckt zu haben, denn er fing lauthals an zu husten und zu röcheln. Lächelnd drehte sie sich um und sah ihn unschuldig an. Sein Gesicht war rot angelaufen und er schnappte nach Luft.

Lächelnd lief sie auf ihn zu und klopfte ihn auf den Rücken. „Na, na, gehts wieder?"

Joshua räusperte sich und rutschte unbehaglich auf seinen Stuhl hin und her. „Ja es geht, danke. Wir sollten aber gleich los. Ziehen Sie am besten etwas Unauffälliges an. Es kann sein, dass die Presse vor der Tür steht."

Er griff wie ein Ertrinkender nach der Flasche Wasser und trank. Kim lief grinsend in die Kabine. Ihn so aus der Fassung zu bringen, hatte wirklich Spaß gemacht. Schnell durchsuchte sie die Klamotten und griff nach einer Lederleggins. Damit war sie immerhin komplett bekleidet. Sie saß perfekt und betonte ihren kleinen, aber runden Hintern. Dazu zog sie ein cremefarbenes Top an, darunter einen schwarzen Spitzen-BH der leicht durchschimmerte. Perfekt! Dazu cremefarbene Pumps.

Als sie rauskam, sag sie, wie Joshua ansetzte etwas zu sagen. Sein Mund stand offen, aber es kam kein Ton heraus. Ungläubig sah er sie an und räusperte sich. Er schluckte und schüttelte den Kopf. „So viel zu dem Thema, nichts Auffallendes."

Seine Stimme klang belegt und böse blickte er sie an. Kim sah ihn mit ihrer Unschuldsmiene an. „Was denn? Gefällt es dir nicht? Ich finde es toll und total bequem."

Erschöpft strich er sich die Haare aus dem Gesicht und blickte hilfesuchend zu der Verkäuferin. Diese schaltete aber nicht zu seinem Vorteil und sah anerkennend zu Kim. „Das sieht sehr toll aus, Ms. Davies. Sie werden jedem die Show stehlen." Verschwörerisch zwinkerte sie Kim zu.

„Genau das meinte ich, aber wir müssen uns beeilen. Jetzt ist es zu spät. Packen Sie bitte alles in der Kabine ein und lassen Sie es zu dieser Adresse hier schicken." Seine Stimme klang hart und ungeduldig drückte er der armen Verkäuferin eine Visitenkarte in die Hand.

Kim, die nicht wollte, dass Joshua böse auf sie war, nahm sich ein Strickjäckchen vom Kleiderständer und zog dieses über. Sie sah, wie Joshua sich merklich entspannte.

Grinsend lief sie auf ihn zu, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er war so groß, dass sie sich echt bemühen musste, überhaupt an die Wange zu kommen. Bei der Bemühung verlor sie das Gleichgewicht und Joshua fing sie auf, bevor sie auf den Boden plumpsen konnte.

Sein Gesicht war jetzt ganz nahe an ihrem. Ein warmes Lächeln huschte über seine Lippen und seine blauen Augen schimmerten dunkel auf sie hinab. „Womit habe ich das denn verdient?"

Kim spürte ihren Herzschlag hart gegen ihre Brust hämmern. Was war nur in sie gefahren?

„Das war ein Dankeschön, für die Klamotten." Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.

Sanft ließ Joshua seine Hände locker und nickte ihr unsicher zu. „Gern geschehen."

Vorsichtig, als wenn sie sonst zerbrechen könnte, ließ er sie los. Schnell drehte er sich um und Kim sah ihm nach, wie er quasi aus dem Laden rannte. Was war denn jetzt mit ihm los? Man hätte denken können, er würde vor ihr flüchten. War sie so abstoßend für ihn? In dem einen Moment sah er sie bewundern an, lächelte sie an und im nächsten Moment rannte er davon? Daraus musste jemand erst mal schlau werden. Kopfschüttelnd lief sie hinter ihm her. Es war doch nur ein
Dankeschön-Kuss gewesen!

Doch Kim drückte den Gedanken an Joshua beiseite. Endlich würde sie ihre Mia wiedersehen, ihr Zuhause, ihre Familie. Es kam ihr so unendlich lang vor, dass sie zusammen gewesen waren. Bei ihnen beiden war so viel passiert...

Save me (Band 1)Where stories live. Discover now