Samira - Effektvolles Entree

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Breitet sich seine Macht jetzt schon aus? Aber er hat doch nicht einmal seine Mauer gesprengt...

Die rothaarige Teenagerin grübelte immer noch über die seltsamen Ereignisse auf der Halloweenparty nach, während sie mit Selat über feinen grauen Kies schoss und dem leichten Aneinanderreiben der kleinen Steine lauschte.

Der Akephale sollte gar nicht in der Lage sein in Zoberhagen eindringen zu können... Ist der Schutz... gebrochen?

Samira schüttelte den Kopf und versuchte an etwas Anderes zu denken. Doch der Kopflose wich nicht aus ihren Gedanken und sie musste sich an den Kampf erinnern. Sie hätte eigentlich gewinnen sollen. Diese Wesen waren zwar groß, aber nicht sonderlich gefährlich für einen Kinsor. Das Mädchen jedoch war in dem Kampf damit beschäftigt gewesen, Selat und die anderen Kinsain zu beschützen ohne diese zu verletzen. Sie wollte es vermeiden Kinsormagie anzuwenden um möglichst wenig Leute zu verletzen und dadurch hatte der Akephale sie in einem Moment der Ablenkung erwischt.

"Samira, was war das gerade?"

Selat schien total erschöpft zu sein und zitterte am ganzen Leib. Beide waren aus der Turnhalle gelaufen und gingen langsam auf das Schultor zu. Samira war sprachlos. Sie hätte nicht geglaubt, dass dieser Kinsain tatsächlich so viel Potenzial besaß. Vielleicht hatte Meister Kumbus Recht und Selat war der lang gesuchte Valdin Inbologir.

Sie schaute den verwirrten Jungen an. Seine freigeschalteten Augen lösten in der jungen Kinsor ein komisches Gefühl aus. Es kam ihr bekannt vor. Ein brennendes Empfinden; als spränge ihre Seele etwas Bekanntem und doch Verborgenem zu. Als sie zu sprechen begann, wählte sie ihre Worte sorgfältig um imponierender zu wirken.

"Das, mein lieber Freund, war etwas, das dir nicht hätte passieren sollen. Ich verstehe auch nicht richtig wie der Akephale auf das Fest gelangen konnte.", begann sie und spielte mit ihren Fingern an der Kinsorkleidung, "Aber das ist jetzt nicht wichtig. Was ich vorher sagen wollte ist, dass jeder normale Mensch, oder Kinsain, wie wir sie nennen, im Grunde genommen die Potenziale eines Kinsors besitzt. Kinsain ist ein Wort auf Engalon Hiiva, der Sprache von Heov dem großen Geist des Lichts und des Lebens, und bedeutet die verlorenen Wächter. Kinsor hingegen bedeutet die ausgesandten Wächter."

Sie wusste nicht, wie viel sie ihm erzählen durfte und beobachtete wie er auf diese Informationen reagieren würde. Selat war beunruhigt. Er schien komplett durcheinander und erstarrt zu sein, denn er lief einfach mechanisch vor sich her. Er schaute beunruhigt zur Seite. Samira konnte ihn verstehen, schließlich war dies alles neu für ihn und es würde ein wenig Zeit brauchen, bis er sich in die neue Realität einleben würde.

Nach einer langen Pause sprach er schließlich mit unsicherer Stimme: "Bitte, erkläre mir mehr... Wieso Wächter? Vor was schützt ihr uns?"

Samira schaute ihm in die Augen und äußerte leicht betrübt: "Wir Kinsor sind nicht die einzigen Freigeschalteten auf dieser Welt. Manche Leute wählen Schatten statt Licht."

Selat blickte sie verängstigt an, sagte aber nichts.

Samira setzte flüsternd an: "Diese verfluchten Ielgzeh..."

Sie verstummte dann für eine Weile und entschied, dass sie es dem Teenager noch nicht in allen Details erzählen sollte.

Also begann sie ein neues Thema: "Zurück zu den Kinsain: jeder hat Energieblockaden. Auch Kinsor und Ielgzeh. Sie sind notwendig, damit unser materieller Körper nicht von der Seelenkraft verbrannt wird. Kinsain jedoch haben viel größere Blockaden. Die größte von ihnen, nennen wir die Mauer. Erst wenn diese durchbrochen ist, kann man von einer vollständigen Verwandlung sprechen. Dann beginnt man mehr wahrzunehmen, seine innere Kraft zu lenken und stärker zu werden."

Kinsormagie: Der Wandel zur KlarheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt