Chapter 14 - Soft Touch

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Laufen war für Liam schon immer ein guter Ausgleich zum Alltag gewesen, aber mit Theo zusammen war laufen nochmal etwas völlig anderes.
Sie liefen zusammen durch den Wald. Auch wenn sie eigentlich geschworen hatten dort so schnell nicht wieder hinein zu gehen, konnten sie doch nur dort ganz frei sein. Keiner der beiden musste sich zurück halten und sie konnten einfach laufen, schneller als es einem normalen Menschen möglich gewesen wäre. Das Gefühl dieser Freiheit und Leichtigkeit durchströmt sie immer wenn sie zusammen liefen, er war fast so, als würden sie zusammen agieren. Ihre Kräfte verbanden sich miteinander und stärkten sie.
Nachdem sie eine gute Stunde gelaufen waren kamen sie an der Klippe an. Von hier hatte man den schönsten Blick über Beacon Hills. Liam lies sich auf einem Baumstamm nieder und Theo setzte sich zu ihm.
„Kann ich dich was fragen?", unterbrach Liam die Stille zwischen ihnen.
„Klar kannst du fragen."
„Ich hab mich immer gewundert ob du kannst was Malia kann."
„Du weißt schon, dass das keine Frage ist", Liam konnte Theo's Grinsen bei diesem Satz hören, er musste gar nicht den Kopf zu ihm drehen um zu wissen wie sein Gesichtsausdruck war.
„Ja ich weiß", erwiderte er,"aber du bist zur Hälfte ja auch ein Wercoyote, also zu ein Drittel eigentlich, weil du bist ja auch noch Mensch und Werwolf und..."
„Liam komm auf den Punkt."
„Kannst du...na du weißt schon...", Liam druckste rum. Eigentlich war es eine so einfach Frage und doch hatte es etwas sehr intimes in seinem Kopf.
„Du möchtest wissen ob ich mich voll und ganz in einen Wolf verwandeln kann?"
Aus Theo's Mund klang es so banal. Liam nickte nur.
„Ja kann ich", war alles was Theo sagte, dann schwieg er wieder. Natürlich hatte Liam sich schon vor diesem Gespräch Gedanken gemacht und eigentlich war es nur logisch, dass Theo es konnte, aber jetzt mit seiner Bestätigung, mit dem Wissen kam ein neues Gefühl in ihm auf. Neugier. Es bahnte sich einen Weg unter seiner Haut entlang und brannte durch seine Venen. Wie sah Theo als Wolf wohl aus? Welche Farbe hatte sein Fell und wie groß war er? Er hatte Malia schon in ihrer Wolfsform gesehen und trotzdem konnte er sich Theo als Wolf nicht recht vorstellen. Malia... Liam dachte an den gestrigen Tag zurück, an Scott's Worte. Nichts würde mehr sein wie es war. Scott, Stiles, Lydia, Malia und selbst Derek würden die Stadt verlassen und ihn mit der Verantwortung zurücklassen. Natürlich war der Nemeton zerstört, aber trotzdem bedeutete das nicht, dass Beacon Hills jetzt sicher war. Er hatte bei Brett und Lory versagt. Sie waren wegen ihm gestorben, weil er nicht schnell genug gewesen war und jetzt sollte er die Verantwortung für die Sicherheit von Corey, Mason, Hayden, Nolan und Theo tragen. Liam hatte nicht den Hauch einer Ahnung wie er das machen sollte. Er war kein Alpha wie Scott, er war viel zu impulsiv um ein guter Anführer zu sein.
Liam war so in seinen Gedanken versunken, dass er hoch streckte und einen spitzen Schrei ausstieß als ihn etwas kaltes und nasses am Arm berührte.  Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, dass der Wolf der jetzt vor ihm stand lachte.
„Theo?"
Der Wolf legte den Kopf etwas schräg zur Antwort und schaute ihm direkt in die Augen. Dieser Blickkontakt reichte für Liam vollkommen aus um sicher zu sein, dass es wirklich Theo war der da vor ihm stand. Diese Augen, mit diesem Blick, würde er immer wieder erkennen.
Theo drehte sich einmal im Kreis um sich Liam ganz zu zeigen und dieser konnte die Augen nicht von ihm wenden. Das Tier vor ihm war das schönste und majestätische was er je gesehen hatte. Sein Fell war komplett schwarz und doch ließ die untergehende Sonne Facetten von verschiedene Farben darin spielen. Er bewegte sich so leichtfüßig, anmutig und doch konnte Liam spüren welche Macht und Kraft von ihm ausging.
„Darf ich?", fragte Liam und streckte ihm seine Hand entgegen. Er wusste, dass Theo kein Haustier war welches man streicheln durfte, sollte. Aber es kribbelte ihn so sehr in den Finger seine Hand durch das Fell gleiten zu lassen. Und Theo senkte seinen Kopf und kam auf Liam zu. Seine Fingerspitzen berührten das Fell an seinen Kopf. Fuhren langsam über seinen Nacken weiter zu seinem Rücken.
Liam war überrascht wie weich sich das Fell anfühlte. Es floss zwischen seinen Fingern hindurch und er konnte nicht anders als in die Hocke zu gehen und beide Händen über seine Flanken streichen zu lassen.
Theo hatte noch nie jemanden so nah an sich heran gelassen während er ein Wolf war. Er kannte Liam's Hände, seine Berührungen und doch fühlte es sich völlig neu an. Seine Sinne nahmen alles ganz anders war. Liam's Hände zwischen seinem Fell, die Bewegung der Fingerspitzen auf seiner Haut. Er genoss es ihm auf diese Weise nah zu sein. Es fühlte sich gut an. Aber Theo konnte der Unruhe die er in Liam spürte nicht verdrängen. Er wusste, dass er sich Sorgen machte über die ganze Verantwortung die bald auf ihm lasten würde. Also stieß er Liam mit dem Kopf an, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel.
„Hey, was soll das? Wenn du den großen bösen Wolf spielen willst, dafür ist es zu spät. Du bist viel zu flauschig", lachte Liam. Der Wolf knurrte kurz, lies sich dann aber neben ihm nieder und legte seinen Kopf in den Schoß des Jüngeren. Dieser ließ seine Hände direkt wieder in das schwarze Fell gleiten.
Und so saßen die beiden da bis die Sonne komplett untergegangen war. Es war genau das was sie jetzt brauchten. Worte waren noch nie das Mittel der beiden gewesen ihre Gefühle für den anderen zum Ausdruck zu bringen. Liam blickte auf den Wolf zu seinen Beinen und ihm stockte der Atem. Theo war eingeschlafen während er ihn gekrault hatte. Er hatte soviel Vertrauen in ihn, er fühlte sich so sicher, dass er eingeschlafen war und das ließ Liam mit einer Erkenntnis zurück die ihn erschreckte und doch gleichzeitig beruhigte. Er würde alles für diesen Wolf tun.
Egal wie viel Zeit vergehen würde, egal was die Zukunft für sie bereit hielt. Er wusste solange Theo an seiner Seite war wäre es ok. Ok schwach zu sein, zu kämpfen, auch mal zu verlieren und wieder aufzustehen, zu leben und zu sterben.
Er würde Scott nicht enttäuschen und auch Theo nicht. Er wusste schon damals im Fahrstuhl, dass die Worte eine Lüge waren und jetzt kam es ihm regelrecht dumm vor sie gesagt zu haben. Er würde für ihn sterben, ohne Zweifel.
„Hey Theo, wir sollten nach Hause gehen. Ich bekomme langsam Hunger", Liam rüttelte ihn leicht und Theo schlug langsam die Augen auf.
„Willst du so zurück laufen oder als Mensch?"
Theo schien kurz zu überlegen und drehte sich schließlich um und lief ein paar Schritte. Liam stand auf und wusste nicht so recht ob er ihm folgen sollte oder nicht. Der Wolf drehte sich um, kam zurück und packte Liam's Hose mit den Zähnen um ihn mit sich zu ziehen. Dieser folgte ihm um den nächsten Baum zu dessen Stamm Theo's Anziehsachen lagen.
„Ich darf jetzt deine Klamotten tragen oder wie?"
Theo legte nur erneut den Kopf kurz schief und lief dann los. Liam hob die Sachen auf. Er setze langsam einen Fuß vor den anderen. Es wusste, dass es keinen Sinn hatte Theo einholen zu wollen. Als Wolf war er Liam an Schnelligkeit weit überlegen.
„Lauf schon vor, ich folge dir eh überall hin", flüsterte Liam in der Gewissheit, dass es nichts als die reine Wahrheit war.
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Ich hoffe ich habe euch nicht enttäuscht und es ist fluffig genug?! 🙈
Der Gedanke, dass Liam Theo noch nie bewusst als Wolf gesehen hat hat mich einfach nicht losgelassen und ich wollte diese Begegnung unbedingt schreiben 🐺
Und ich kann verraten, dass wir Theo nicht zum letzten Mal in seiner Wolfsform gesehen haben 😉
Ich wünsche euch einen wundervolle Woche! Meine wird aufregend werden, denn ich lasse mir mein erstes Tattoo stehen 🙃
Eure Sunrise

Thiam Where stories live. Discover now