kapitel 20 teil 2/3*

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Ich warf noch einen letzten Blick in das Sichtfenster und prüfte ob alles am richtigen Ort war.

Mit leisen Schritten schlich ich aus der Küche. Die Gemälde in den Gängen schienen heute zufriedener, fast schon, nicht mehr so unheimlich wie sonst. Nur das Gemälde des jetzigen Königs, starrte mich an. Ein kalter Schauer überkam mich.

Ich lief weiter und hielt kurz bei der Abzweigung inne. Sollte ich in den Kerker? Besser nicht, es war zu riskant. Ich lief geschmeidig wie eine Katze die einzelnen Stufen hoch in den Ballsaal. Die Musik wurde immer lauter. Lachen erklang von oben herab. Ich blieb noch einen kurzen Moment stehen. Der König durfte mich nicht entdecken. Noch einmal tief durchatmen, dann ging es weiter.

Ich betrat den großen Ballsaal. Mein Atem setzte kurz aus. Der Saal war immer noch festlich geschmückt. Aber er war gefüllt mit festlich gekleideten Leuten, ein Teil von ihnen lachte und tanzte ausgelassen. Der andere Teil hockte bei den Tischen und Stühlen und aß von dem großen Bankett Ich entdeckte den König der sich aufgeregt mit einem anderen Herrn unterhielt. So viel Freude und Glück auf einem Haufen und das im Schloss des Königs? Es war toll und auf einmal war ich froh, dass ich doch noch auf dem Ball teilnehmen konnte.

Ein kurzer Pfiff ließ mich aufhorchen. Suchend sah ich durch die Menge. Scar winkte mir. War das ein Zeichen? Verwundert sah ich ihn an, aber schon war er wieder in der tanzenden Menge verschwunden. Seufzend senkte ich meinen Blick und erkämpfte mir einen Weg durch die Leute zum Ende des Saales.

Zwei Wachen standen am Eingang. Noch einmal tief durchatmen. "Verzeihung.", rief ich den beiden zu.

Sie wandten kurz ihren Blick zu mir.

"Der König", ich hielt inne um zu sehen, ob ich ihre Aufmerksamkeit wirklich hatte. "Wünscht, dass die Eingangstore für kurze Zeit offen bleiben, jeder darf hinein.", sprach ich weiter.

Sie tauschten einen kurzen Blick aus und nickten dann. Sie öffneten die Tore. Ich warf einen kurzen Blick zu dem König, doch er war ganz vertieft in das Gespräch. Zufrieden mischte ich mich wieder unter die Leute.

Eine Hand legte sich um meine Hüften und zog mich an sich. Erschrocken drehte ich mich um. Raban..

"Tanzt ihr mit mir?", fragte er grinsend. Auf einmal wurde mir heiß und kalt gleichzeitig. Hatte er mich erkannt? Obwohl nein, die Maske und die Haare. Ich durfte ihm einfach nicht zu lange in die Augen sehen. Die Blume in meinem Haar hatte ich davor noch entfernt und das Kleid, obwohl es eh schon ein wenig knapp war, eingerissen und mit hellen Mehlflecken ein Muster darauf gezaubert.

Ich nickte verlegen und schon standen wir eng beieinander und tanzten im Takt der Musik.

"Darf ich deinen Namen erfahren?", fragte er nach einer kurzen Zeit.

"Luna.", antwortete ich entschlossen. Der erste Name der mir einfiel. Ich versuchte seinen Augen auszuweichen, aber immer wieder zog er mich enger an sich. Seine dunklen Augen funkelten bedrohlich. Was hatte er vor?

"Du gefällst mir.", sprach er.

Ich wich schnell seinen Blicken aus. Er nickte und wirbelte mich im Kreis. Die Musik wurde immer schneller und schneller. Ich hatte Mühe dem Takt zu folgen. Die Menschen um mich verschwammen zu schemenhaften Gestalten. Die Maske begann sich langsam zu lösen, ich musste sie mit einer Hand fest halten.

"Wieso eine Maske?", fragte er und stoppte kurz. Sein Blick wurde fragend und misstrauisch. Ich drehte mich elegant aus seinen Armen, in meinen Händen noch immer die Maske, die ich eisern an mein Gesicht presste.

"Verzeihung.", murmelte ich, verbeugte mich und tauchte in der Menge unter.

War das nicht James? Ratlos sah ich dem älteren Herrn nach. Ich warf einen raschen Blick auf das Tor, das noch immer offen stand. Die Rebellen waren wirklich schnell.

Ich sah mich in dem großen Saal um. Auf einmal blieb ich stehen und starrte gerade aus. Dort stand er, aber nicht alleine. Scar lächelte und sie, sie auch. Sie war wunderschön in ihrem dunkel, schwarzen Kleid. Ihre roten Haare fielen gelockt über den Rücken. Sie sah glücklich aus. Ich kannte sie genug lange um zu wissen, dass sie all die Jahre auf diesen Moment gewartet hatte.

Ich nahm die Maske herunter und hielt sie in den Händen. All die Leute starrten auf das tanzende Paar und jubelten. Da standen sie, wie füreinander bestimmt Fay und Scar. Hand in Hand am Tanzen. Beide drehten sich genau in meine Richtung. Ich erfasste den Blick von Scar. Die Maske glitt mir aus den Händen und landete mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf dem Boden. Sie war aus Glas, Tausende Scherben schlitterten über den Marmorboden und bohrten sich in meine Füße. Es war still im Saal, bis auf die wenigen Splitter, die noch immer über den Boden rutschten. Sogar die Musik hatte aufgehört, als ob alles still stehen würde. Und da lagen die Stücke der Maske, zerbrochen und in alle Richtungen verteilt auf dem Boden. Mein Gesicht spiegelte sich milliardenfach in den winzigen Splittern und auf jedem Bild dasselbe. Eine Frau mit kurzen Haaren und Tränen in den Augen. Da lagen sie die Scherben, zerbrochen wie mein Herz, dass in diesem einen Augenblick wie die Maske, sich in wenige Einzelteile zerteilte. Ich mochte ihn doch mehr als gedacht. Von ganz weit weg, drangen gedämpfte Stimmen zu mir. Ich spürte den Schmerz der Splitter in meinen Füßen und meine Hände fühlten sich taub an. Aber das schlimmste war nicht einmal das Kratzen im Hals und die Tränen, die sich langsam sammelten. Nein, es war das Gefühl, wieder einmal jemanden verloren zu haben und dieses Mal waren es zwei...

Darkswed die RebellenWhere stories live. Discover now