~4~ F R E M D E R

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Zoey (p.o.v)

Bevor ich auch nur ansatzweise die Umgebung ins Auge fassen konnte, stürzte ein angetrunkender Luka auf mich zu und riss mich zu Boden. Erschrocken blickte ich ihn an.

„Geht's noch? Runter von mir!", fauchte ich, doch mein Freund machte nicht den Anschein, sich auch nur im geringsten von mir zu lösen.

„Was fällt dir eigentlich ein, sie hier hin zu bringen?", keifte jetzt Luka und tötete Zac mit seinen Blicken.

„Was zur Hölle ist los mit dir?", fragte ich erzürnt und drückte den Blonden mit aller Kaft von mir runter.

„Sei leise, Zoey!", fuhr mein Freund mich an.

Bitte was?

„Das hier ist nichts für kleine Mädchen, geh nach Hause" Ich erwischte ihn dabei, wie er mich kurz abwertend ansah.
Jetzt reichte es mir. Wütend holte ich aus und schlug ihm mit der geballten Faust ins Gesicht. Genug war genug.
Sein Kiefer knackte, doch es war mir egal.

„Du bist so ein Arsch Luka! Erstmal verhältst du dich seit Wochen wie ein Fremder und jetzt tust du so, als sei ich ein Stück Dreck? Du bist so ein verschissender-  Arg, mir reichts! Ich bin weg! Wag es nicht, noch einmal an mich zu denken. Ich bin fertig mit dir, Luka!"

Tränen rannen mir über das Gesicht. Es war alles egal.
Er war egal.
Dieses Rudelgedöns war egal.
Alles egal.
Alles egal.

„Du weißt nicht, was du da sagst, Zoellla!"

Oh nein, das hatte er jetzt nicht gemacht.

Zac starrte Luka bestürzt an. Ich starrte Luka bestürzt, enttäuscht und entsetzt an.
Jetzt hatte er es zu weit getrieben. Und langsam schien er es auch zu realisieren, öffnete den Mund, doch ich stolperte nur ein paar Schritte zurück. Mein Gehirn war wie leer gefegt.

Zoella.

Ich rannte. Rannte weg vor der Situation, vor Luka, vor Zac, von dem ganzen Zeug, was ich nicht verstand. Selten hatte ich so geweint. Noch nicht mal in seiner Anwesenheit, zu seiner Zeit.

Irgendwann war ich mir sicher, dass ich in die falsche Richtung gerannt war.

Mist.

Ich ließ mich erschöpft gegen einen Baum fallen, glitt auf den Boden herunter und zog die Knie an. Dann weinte ich. Lange, alleine mit den Geräuschen im Wald.

Es wurde kälter und dunkler. Schon bald hatte sich eine Gänsehaut über meinem Körper gezogen und ich begann zu zittern. Während ich vor mich herbibberte, merkte ich, wie ich mich plötzlich wohler fühlte. Sicher. Geborgen. Starb ich?

Natürlich nicht, Dümmerchen!

Ach halt doch die Klappe.
In nicht allzu großer Ferne hörte ich Schritte. Stimmen. Okay, nur eine Stimme, aber es war trotzdem gruselig.

Was, wenn es ein Vergewaltiger ist? Renn um dein Leben, Mädchen!

Aber ich blieb nur sitzen. Meine Glieder waren steif und ich konnte mich nicht bewegen. Eiskalter Wind fegte über meinem Kopf hinweg und hinein in die Dunkelheit.

„Hallo?", röchelte ich möglichst mutig hervor.

Mutig? Das soll ja wohl' n Witz sein, oder?

„Sie ist deine Mate, nicht meine! Schwing deinen Arsch also mal!", hörte ich eine erzürnte Stimme.

Verdammt. Wieso haute ich nicht ab?

Wie auf Stichwort sprang ich auf, lockerte meine Beine kurz und drehte mich um, um anzufangen zu rennen.

Gott bist du langsam.

Schneller ging nunmal nicht. Mir war unglaublich kalt, ich zitterte und wollte nur noch ins Bett.
Plötzlich zog ein Windhauch an mir vorbei und ich prallte gegen etwas Hartes und viel zu Boden.
Ich sah auf. Es war kein Baum.

Als ob du so dumm wärst und gegen einen Baum laufen würdest! Das trau ich nicht mal dir zu.

„Na wen haben wir denn da? Hat sich das kleine Rehkitz im Wald verlaufen?" Ein Typ starrte auf mich runter. Verdammtes Klischee!

„Welches Rehkitz?", fragte ich verwirrt. Im Nachhinein wollte ich mich für diesen Satz nur noch schlagen. Ich setzte mich auf und wartete darauf, dass der Fremde mir half, doch nichts der Gleichen passierte.

Er lachte nur und verschränkte die Arme.
„Hat man dir nie beigebracht, dass man einer Lady hochhilft?", fauchte ich.
„Ich seh hier aber keine Lady. Nur ein kleines, hässliches Mädchen das im Dreck liegt", höhnte er. Seine weißblauen Augen funkelten. Diese Augen waren himmlisch. Warte, was?

„Arsch!", zischte ich und stämmte mich umständlich auf. Der Idiot lachte nur amüsiert, als ich mir das Laub vom Körper klopfte.
Dann sah er mich erst überrascht, dann nachdenklich an. Sollte er in seinem Alter nicht schon aus der Pubertät raus sein? Die Stimmungsschwankungen hatte er mit Sicherheit nicht abschütteln können.

Dann grinste er wieder und kniff mir in die Wange, wie man es bei einem kleinen Kind machte. „Vielleicht doch gar nicht so hässlich", lachte er. Angeekelt verzog ich das Gesicht. Als er seine Hand wieder zurückzog prickelte es leicht auf meiner Wange. Verdammte Hormone! Wieso konnte es mich nicht kalt lassen, wenn ein heißer Typ mich angrabschte?

Plötzlich kam er einen Schritt auf mich zu, ich wollte zurücktreten, doch irgendwas zog mich so in den Bann, dass ich nicht anders konnte, als diese kristallklaren Augen anzusehen. Sie kamen mir so bekannt vor.

Seine Lippen streiften meinen Hals, als er sich vorbeugte.

War er vielleicht doch ein Vergewaltiger? Niemals, mit seinem Aussehen konnte er sicher Jede haben.

Kaum merklich legte er seine linke Hand auf meinen unteren Rücken und drückte meinen Oberkörper gegen seinen. Die Situation war ungewohnt, irgendwie anders. Noch nicht mal bei Luka hatte ich eine solche Anziehungskraft gespürt, dabei war dieser Fremde total abartig und krank!

Trotzdem wurde mir heiß und kalt zugleich und meine Atmung verschnellerte sich. Was war nur los mit mir?

Fast in Zeitlupe strich der Junge eine lockere Haarsträhne hinter mein Ohr und fuhr kleine Kreise mit seinem Daumen auf meinen Rücken.

Ich spannte mich an. Es war komisch. Einfach mur komisch. Seine Lippen berührten mein Ohr und sein Atem hauchte gegen meine Haut. Ich erzitterte leicht, was er zu bemerken schien.

Er kam noch etwas näher und knurrte leise.

„Meins"

Und dann war er weg.

Heyy. Wie war das Kapitel? Vote+Kommentar würde mich freuen :) Schönen Wochenstart! ^^

Soulmate [Werwolf]Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora