Kapitel 18

3.4K 124 4
                                    

"Wir sind da."
Verschlafen öffne ich die Augen. Während der Fahrt bin ich anscheinend eingenickt. Doch als mir klar wird, wo ich gerade bin, ist alle Müdigkeit vergessen. Mein neues Zuhause. Es ist tatsächlich recht schön hier.  Den Apfelbaum kann ich schon von hier aus sehen, auch wenn er momentan keine Blätter trägt.
Frau Büchner steigt aus und streckt sich erst einmal. Auch ich öffne die Autotür und versuche ohne mein eingegipstes Bein zu belasten aus den Auto zu kommen. Nachdem mir das mehr oder weniger gut gelungen ist, nehme ich mir meine Krücken und gehe ein paar Schritte. Es tut gut nach einer langen Fahrt sich zu bewegen.
"Hey! Herkommen! Dein Gepäck!"
Seufzend mache ich kehrt und humpel zu den Kofferraum. Die Büchner reicht mir die Tasche und den Rucksack. Beides hänge ich mir um die Schultern. Verächtlich schaue ich ihr zu, wie sie, lediglich eine Handtasche tragend, auf das große Gebäude zumarschiert. Zögernd folge ich ihr. Vor der hölzernen Tür machen wir halt. Frau Büchner drückt auf die klingel. Ich bin fällig außer Atem, da ich den Weg mit Krücken und mit Taschen beladen zurücklegen musste.
Die Tür öffnet sich. Zum Vorschein kommt ein Mann mittleren Alters, vielleicht 40 oder 45 Jahre alt. Er ist recht groß und überragt mich um einiges. "Guten Tag." begrüßt er ums. Seine Stimme ist sehr kratzig und tief. "Du musst Hope sein. Komm doch rein." Er hält uns die Tür offen. "So. Werde ich hier noch gebraucht oder kann ich jetzt gehen? Ich habe einen wichtig Termin!"
Ich verdrehen die Augen. Soll sie doch gehen. Hier ist sie unerwünscht. "Sie können gerne gehen. Den Rest Regel ich dann mit ihr selbst. Auf Wiedersehen!"
"Tschüss!", verabschiedet sich die Dame vom Jugendamt und schon rauscht sie an mir vorbei, ohne mir auch nur eines Blickes zu würdigen. Zurück bleibt nur ihr Gestank.
"So. Ich bring dich jetzt erst mal auf dein zimmer. Die Tasche nehm ich." Dankbar lasse ich die Tasche von meiner Schulter gleiten. Er führt mich eine Treppe hoch in einen Korridor. "Hier sind unsere Zimmer. Momentan sind nur 5 besetzt, mit dir 6." Er geht den Gang entlang und macht vor Einen Zimmer am Ende den Flures halt. "Das ist ab jetzt dein zimmer." Der Mann öffnet die Tür. Leicht ängstlich trete ich ein.
Es ist alles peinlich sauber. Die Wände sind weiß und der Boden aus Einen hellen Holz. In der ecke steht ein Kleiderschrank, daneben eine Kommode. Gegenüber befindet sich ein Tisch mit Einen Stuhl. Und rechts von mir ein großes Bett.
Ich lasse mich auf den Bett nieder. Es ist weich. Angenehm weich. Der Leiter des Heimes nimmt den Schreibtischstuhl und zieht ihn ran.
"Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Henrrí Noisette. Ich bin hier der Leiter. So. Hier hast du einen 'Stundenplan'. Morgens um 7 Uhr gibt's Frühstück, um 13.30 Uhr Mittagessen und um 18 Uhr Abendessen. Dazwischen hast du immer unterschiedliche Aktivitäten. Momentan bei dir weniger Unterricht, sondern mehr psychische Betreuung. Und jetzt zu den wirklich wichtigen sachen. Den Regeln." Henrrí reicht mir ein weiteres Blatt.
"Du musst dich daran halten. Oder es wird Konsequenzen geben. Verstanden?!" Eingeschüchtert nicke ich. Henrrís doch eher weiche Züge werden hart. "Gut. Also.
1. Du musst pünktlich sein.
2. Ich bin hier der Leiter. Du hast zu tun, was ich dir sage.
3. Du bleibst auf den Gelände, es sei denn, ich gebe dir andere Anweisungen.
4. Das Leben hier ist nicht umsonst. Arbeite, und du darfst bleiben. Tust du es nicht, dann... Naja, dann werden wir sehen.
Jetzt räum dein zeug ein. Ich sehe dich zum Abendessen."
Er schlägt mich einmal auf die Wange, weder hart noch sanft, und verlässt dann endlich den Raum.
Wie in Trance beginne ich meine Sachen auszuräumen.
Verdammt, wo bin ich nur gelandet?

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Where stories live. Discover now