Tag 875

689 19 1
                                    

Sonntag, 20. Oktober

Es war so ein schönes Gefühl wach zu werden und neben Rune zu liegen. Rune schlief noch und so sah ich ihm etwas dabei zu.

Wenn wir diese 1 1/2 Jahre schaffen würden, in denen uns 550 Kilometer trennten, dann würde ich wahrscheinlich jeden Morgen neben ihm aufwachen.

„An was denkst du Kätzchen? Du strahlst so.", sagt Rune noch etwas verschlafen.

„Wenn wir diese 1 1/2 Jahre schaffen und ich dann jeden Morgen neben dir aufwachen darf.", sage ich.

„Du willst dann echt mit mir zusammenziehen?", fragt er und ich nicke.

„Wir schaffen das.", sagt er und legt seine Lippen leicht auf meine.

Wir kuscheln noch eine Weile, bevor ich eine Nachricht von meiner Mutter bekomme.

»Hey Mia, habe einen Kuchen gebacken, willst du heute Nachmittag vorbeikommen?«

„Wer schreibt?", fragt Rune.

„Meine Mutter. Willst du heute mit zu meinen Eltern?", frage ich.

„Bist du sicher?", fragt Rune und ich nicke.

„Na gut.", sagt er grinsend.

»Gerne. Bin aber nicht alleine, mein Freund ist zu Besuch.« schreibe ich zurück.

»Dann bring ihn doch mit. Freue mich ihn kennenzulernen.«

„Wer's glaubt.", sage ich leise.

„Was?", fragt Rune.

„Meine Mutter freut sich meinen Freund kennenzulernen.", sage ich.

„Ich weiß gar nicht, ob ich die passenden Klamotten dabei habe.", sagt Rune.

„Was wäre denn passend?", frage ich.

„Ein Hemd.", sagt er.

„Du musst doch kein Hemd anziehen. Ein T-Shirt ist vollkommen in Ordnung.", sage ich.

„Na gut.", sagt er und zieht mich wieder eng an sich.

„Ich kenne deine Eltern ja schon. Meinst du das ist ein Vor- oder eher ein Nachteil?", fragt Rune.

„Keine Ahnung. Ich will mir darüber auch gar keinen Kopf machen. Ich liebe dich. Egal ob meine Eltern, Steffen oder sonst wer das akzeptieren oder nicht.", sage ich.

„Danke.", sagt er und küsst mich auf die Schläfe.

„Mein Dad weiß, dass wir damals zusammen waren.. Ach stimmt, du hast es ja eh hinausposaunt als er dabei war.", sage ich.

„Hatte ich eine andere Wahl? Ich war wenigstens so nett und habe gewartet bis deine Mutter aus dem Raum war. Ich musste wissen, ob du mit Christian zusammen bist oder ob ich noch eine Chance habe.", sagt er.

„Ach so natürlich.", sage ich.

„Findest du mich immer noch egoistisch?", fragt er.

„Nein.", sage ich und kraule seinen Hinterkopf. „Ich habe damals nicht alles so gemeint wie ich es gesagt habe. Ich war einfach nur so wütend und verletzt.."

„Tut mir leid.", sagt er und küsst mich.

„Ich bin so froh, dass wir wieder zusammen sind.", sage ich.

„Frag mich mal.", sagt er und zieht mich ganz eng an sich. „1 1/2 Jahre und dann bist du mein Mädchen, jeden Tag. Dann teilen wir uns ein Bett, jede Nacht. Kann man die Zeit irgendwie vordrehen?"

„Nein Rune. Du musst dich noch etwas gedulden, okay?", frage ich lachend.

„Okay.", sagt er und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge.

Am Nachmittag laufen wir von meiner Wohnung zu dem Haus meiner Eltern.

„Kennt deine Mutter sich mit Handball aus? Also weiß sie, dass ich Handballer bin oder wird sie nur wissen, dass ich damals bei Steffen in der Wohnung war?", fragt Rune und nimmt meine Hand.

„Ich denke, sie wird nur wissen, dass du damals bei Steffen in der Wohnung warst aber sie wird dann davon ausgehen, dass du auch Handballer bist.", sage ich.

„Heute bin ich nur dein Freund.", sagt er.

Bei meinen Eltern angekommen klingle ich und mein Vater öffnet mir schmunzelnd die Tür.

„Hallo Mia. Hallo Rune.", sagt er.

„Hallo Paps.", sage ich.

„Hallo Herr Weinhold.", sagt Rune und gibt meinem Vater die Hand.

„Herr Weinhold.. nicht so förmlich, wir sind per Du.", sagt er und Rune nickt.

„Habt ihr euch wieder zusammengerauft?", fragt er.

„Naja ich denke zusammengerauft kann man das nach 1 1/2 Jahren Trennung nicht nennen. Wir haben nochmal komplett von vorne angefangen bzw. sind dabei.", sagt Rune.

„Ich freue mich für euch. Ihr schafft das. Das weis ich.", sagt er und wir gehen nach drinnen.

„Komm.", sage ich und nehme Rune's Hand. Im Wohnzimmer finde ich meine Mutter und gehe mit Rune zu ihr.

„Mama, das ist Rune, vielleicht kennst du ihn noch von Steffen, er ist mein Freund.", sage ich um auch gleich die Sache mit Steffen geklärt zu haben.

„Rune, hallo.", sagt sie und gibt ihm die Hand. „Du warst doch auch bei Steffen als wir das erste mal unseren Enkel besucht haben und auf der Hochzeit auch, oder?", fragt sie ihn.

„Ja genau. Steffen und ich-„ sagt er und sieht mich an. Ich nicke nur. „Steffen und ich sind Teamkollegen, wir spielen zusammen Handball."

„Ach das freut mich. Wenn du ein Freund von Steffen bist, ist Mia sicherlich in den besten Händen.", sagt sie.

So kannte ich meine Mutter gar nicht.

Wir setzen uns an den Tisch, mein Vater hatte Kaffee gekocht und meine Mutter hatte in der Zwischenzeit allen ein Stück Kuchen auf den Teller.

„Vielleicht sage wir gleich die ganze Wahrheit. Es ist zwar nichts wildes aber vor es jemand anderes tut.", sage ich und nehme Rune's Hand. Meine Mutter sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

„Ich war mit Rune damals, als ich in Kiel gewohnt habe schon mal zusammen. Wir haben uns getrennt, waren dann 1 1/2 Jahre getrennt und sind jetzt wieder zusammengekommen.", sage ich.

„Wenn ihr euch liebt und den Trennungsgrund von damals klären konntet, es also nicht zwischen euch steht, ist doch alles gut.", sagt meine Mutter.

Ich war immer noch überrascht, dass sie Rune so akzeptierte.

„Aber wenn du ein Teamkollege von Steffen bist wohnst du ja auch in Kiel, oder?", fragt meine Mutter und Rune nickt. „Und wie macht ihr das dann?"

„Wir führen eine Fernbeziehung. Mia wird hier bleiben, bis sie ihr Studium beendet hat. Bis dahin sehen wir uns halt, wenn einer Zeit hat und den anderen besuchen kommt. Leider nur alle 4 - 6 Wochen.. Aber das schaffen wir schon die nächsten 1 1/2 Jahre und dann werden wir weitersehen.", sagt Rune.

„Ja, dann muss ich mir eh einen Job suchen und vielleicht finde ich einen in Kiel und kann dorthin ziehen.", sage ich.

„Dann müssen wir wohl auch nach Kiel ziehen wenn unsere Kinder da sind.", sagt mein Vater lachend.

Es war einfach nur toll, dass meine Eltern Rune so akzeptierten.

Am Abend liefen wir wieder zurück in meine Wohnung. Es war dunkel draußen und etwas kalt aber ich war so froh, die Zeit mit Rune zu verbringen.

„Was essen wir? Ich habe echt mega Hunger.", sagt Rune und ich muss lachend.

„Was? Hast du keinen Hunger?", fragt er und zieht seine Augenbrauen zusammen.

„Alles gut.", sage ich und küsse ihn. „Lass uns etwas bestellen."

So lassen wir den letzten gemeinsamen Abend noch ausklingen, bevor Rune wieder nach Kiel fährt.

My Brother, his Teammate & Me (Rune Dahmke | Steffen Weinhold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt