Kapitel 10

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Es waren nicht einmal dreißig Meter, bis ich an der ersten T-Kreuzung angekommen war. Meine Augen huschten erst nach links und dann nach rechts, wobei ich keinen Unterschied zwischen den Wegen sah. Auf beiden Seiten erstreckten sich die unendlich wirkenden Mauern in Höhe; die einzigen minimalen Unterschiede waren am Efeu zu erkennen, der etwas anders wuchs.

Die Karte, die ich einer meiner Hand hielt, zeigte mir an, dass ich nach links gehen sollte. Mit einem Gefühl des Ungewissen, aber auch der Vorfreude darauf, was ich entdecken würde, lief ich ohne mich noch einmal nach der Lichtung umzudrehen weiter hinein in das Labyrinth. Da die Sonne schon etwas tiefer stand, warfen die Wände gespenstische Schatten auf mich; so als würden sie nach mir greifen wollen.

An der nächsten Kreuzung machte ich halt. Der Karte zufolge musste ich wieder nach links, was ich auch machte. Das einzige, was ich mich während dem Laufen fragte, war, warum die Läufer keinen Ausgang gefunden hatten, wenn sie doch eine Karte hatten. Das war ziemlich unlogisch. Aber anstatt weiter drüber zu grübeln, folgte ich der Karte, die mich nach rechts, bei der darauffolgenden Kreuzung nach links und dann zwei Mal nach rechts schickte, um mich auf keinen Fall zu verlaufen.

Es war die nächste T-Kreuzung, die Fragen aufwarf. Auf der Karte konnte ich ganz klar erkennen, dass ich jetzt nach rechts gehen musste, aber wenn ich nach rechts blickte, sah ich eine Sackgasse. War die Karte falsch oder einfach nur ungenau?

Nachdenklich biss ich mir auf meine Unterlippe. Wie unwahrscheinlich war es denn bitteschön, dass sich diese riesigen Mauern tatsächlich veränderten? Sehr unwahrscheinlich. Allerdings bewegten sich auch die Tore nachts...

Sollte ich weiter gehen oder lieber umkehren? Alles in mir schrie umkehren, aber die Neugier in mir flüsterte leise und verführerisch, dass ich weitermachen sollte.

Meinen Kopf in den Nacken legend, versuchte ich die Sonne zu entdecken, um zu sehen wie lang ich noch ungefähr Zeit hatte. Nach meinen Einschätzungen, die nicht unbedingt verlässlich waren, hatte ich noch mindestens zwei Stunden Zeit bis sich die Tore wieder schließen würden. Ich atmete einmal tief ein und bog dann – wahrscheinlich vom kompletten Wahnsinn übernommen – eine Kreuzung weiter in den rechten Weg ein, der diesmal nicht in einer Sackgasse endete. Auch die nächsten Kreuzungen waren so, wie es auf der Karte angeben, was mich vermuten ließ, dass – wer auch immer diese Karte aufgezeichnet hatte – einfach ungenau beim Zeichnen gewesen war.

Als ich hier im Labyrinth herumlief und eine Abzweigung nach der anderen nahm, so wie die Karte es mir sagte, fühlte ich, wie etwas Enttäuschung in mir aufkam. Irgendwie hatte ich mir das ganze spektakulärer vorgestellt nachdem, was Newt mir über den Job der Läufer erzählt hatte. Waren wirklich die Besten der Besten nötig, um einen Weg auf einer ungenau auf gekritzelten Karte zu folgen? War es das, was am Ende des Weges kam, was so schlimm zu sein schien? Waren es diese Griewerviecher von denen Newt erzählt hatte und die Ben in den kompletten Wahnsinn getrieben hatten? Ein kalter Schauer fuhr mir den Rücken hinunter, als ich an die Griewer dachte. Keine Tiere, aber auch keine Maschinen hatte Newt gesagt – was auch immer das hießen wollte, es konnte nichts Gutes sein und dann „stachen" sie auch noch...

Es war ungefähr eine halbe Stunde später, als ich wieder an einer T-Kreuzung ankam, die mir Rätsel aufwarf. Laut meiner Karte sollte ich gerade aus weiterlaufen und dann würde auch schon bald das Ende kommen, jedoch gab es kein Vorne. Es gab nur ein Rechts und ein Links. Fragend zog ich meine Augenbrauen hoch und starrte genauer die schwarzen Linien auf meinen Blatt an, denen ich so streng gefolgt war. Klar und deutlich führte der Weg geradeaus – aber es gab kein geradeaus!

Verzweifelt klopfte ich gegen die riesige Steinwand, als würde sich vielleicht sowas wie ein magischer Durchgang öffnen. Aber ich nichts geschah; nur das Klopfen von meiner Hand auf den kalten Stein halte hohl von den Wänden wieder.

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWhere stories live. Discover now