Kapitel 10

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Die Tür knarzte leicht, als Mayla diese öffnete. Vorsichtig blickte sie hinein und atmete gleich erleichtert auf. Es war niemand zu sehen.

„Hast du nichts anderes zu tun, als den Eingang zu versperren?"
Scharf zog Mayla die Luft ein. Schnell drehte sie sich um.
Raiden stand hinter ihr. Ohne weitere Worte zu sagen, schob er sie beiseite und ging in das Haus.
Etwas zögernd lief sie ihm nach.
„Ich habe eigentlich gehofft, dass du noch ein Weilchen bei Kaleth bist.", sagte er und musterte sie.
„Er hat gemeint, dass es mir gut geht. Die Wunde ist fast verheilt. Ich soll mich aber noch schonen."
„Hör zu, mich interessiert dein Befinden nicht. Insgesamt interessierst du mich nicht. Du kannst hier Leben. Stör mich aber nicht und gehe mir nicht auf die Nerven!"
Mayla war kurz sprachlos, wurde dann aber ziemlich wütend.
„Ist das dein ernst?! Warum bin ich denn dann bitte hier? Wie wäre es damit, dass du mich dann einfach zurück zu meiner Familie bringst? Dann bin ich so weit weg von dir, dass ich dich gar nicht stören kann und ich wäre wieder bei meinen Eltern und Fin. Wir hätten also beide etwas davon."
„Liebendgern. Das ist aber leider nicht meine Entscheidung."
„Wessen dann? Ich gehe zu ihm und rede mit ihm."
„Ha! Dass ich nicht Lache. Du wirst gar nichts machen. Du solltest dich Naloth nicht wieder in den Weg stellen, Ming."
„Nenn mich nicht Ming. Ich habe einen Namen!"
„Das ist mir gleich. Du bist einfach nur eine von vielen. Mehr auch nicht."
Mayla war empört.
„Ach. Und warum hast du mich dann ausgewählt?"
Raiden lehnte sich gegen den Brunnen, der wieder mit klarem Wasser befüllt worden war und zog die Augenbrauen hoch.
„Ausgewählt? Ich? Dich? Niemals. Du wurdest mir zugewiesen. Du kannst mir glauben, ich würde niemanden mehr auswählen."
Niemanden mehr? Es kam Mayla so vor, als wären Raidens Gesichtszüge kurz traurig angehaucht, aber sie musste sich wohl geirrt haben.
Für ihn war das Gespräch auf jeden Fall beendet, er drehte sich um und ging wieder hinaus. 

Die nächsten drei Tage lebten die Beide in heimlicher Koexistenz zusammen.
Raiden war fast nie in dem Haus, sodass Mayla lange damit verbrachte die einzelnen Zimmer zu erkunden. Es gab eine offene Küche, in der auch der Brunnen stand, die an einem Esszimmer angrenzte. Das war auch alles, abgesehen von einem kleinen Abstellzimmer und ein Bad, was man in der unteren Etage entdecken konnte.
Oben waren zwei leere Zimmer und ein größeres Zimmer, das wohl Raiden gehörte. Sie schlief in dem größeren Zimmer, was der Tatsache geschuldet war, dass das der einzige Raum mit einem Bett war und auf dem Boden würde sie gewiss nicht wieder schlafen. Raiden hatte sich bis jetzt nicht beschwert, also glaubte sie gar nicht daran damit aufzuhören. Er war in der Nacht eh nicht da. 
Auch hatte Mayla das Haus ein paar Mal verlassen, um nach Zilin Ausschau zu halten. Bis jetzt konnte sie sie aber nicht finden.

„Wir werden heute zu Prinz Naloth gehen."
Mayla ließ fast den Teller fallen, den sie gerade spülte. Das war zwei Tatsachen geschuldet. Zum Einen, weil sie echt keine Lust hatte zu Naloth zugehen, wenn sie da an die letzte Begegnung dachte und zum Anderen hat Raiden mit ihr geredet.
„Zieh dich um, du kannst nicht immer in diesem Fummel herumlaufen."
„Und was soll ich deiner Meinung nach anziehen?"
Raiden sagte nichts, sondern legte nur ein Kleid auf den Tisch. Mayla starrte Raiden an und nahm dann seufzend das Kleid an sich. Klar sie  könnte sich weigern, aber sie hatte das Gefühl, als würde Raiden sie auch nackt dorthin schleppen und das hatte sie wirklich nicht nötig.

Als sie sich das Kleid näher anschaute, bemerkte sie, dass es ihrem alten sehr ähnlich war. Es war nicht das Selbe, das sie an hatte, als sie entführt worden war, aber es sah gut aus.
Es war schkicht, weiß und ging ihr bis kurz über die Knie.

„Hast du es dann bald einmal?", brummte Raiden, der an der Tür auf sie wartete.
Mayla kam aus dem Bad, wo sie sich umgezogen hatte und lief zu ihm rüber.
„Wieso muss ich denn bitte mit? Kannst du das nicht alleine machen?"
Raiden rollte nur mit den Augen und ging aus dem Haus. Mayla lief ihm wiedereinmal seufzend nach.

Weit hatten sie es ja nicht, da Raidens Haus direkt neben den von Naloth stand.
Der Beschützer muss wohl in unmittelbarer Nähe wohnen.
Raiden klopfte an die Tür. Diese wurde auch gleich aufgemacht. Ein Mann kam heraus, nickt Raiden zu und musterte Mayla. Sie funkelte ihn nur wütend an.
Soll er nur merken, dass ich ihn nicht leiden kann. 

Mayla hatte keine Zeit sich das Gebäude von innen genau anzuschauen. Raiden lief so schnell voraus, dass sie sich eher darauf konzentrierte ihn zu folgen.
Er ging in einen Raum, mit einem großen Tisch. Naloth saß auf einem Stuhl und schaute hoch, als er die Beiden bemerkte. Erst jetzt blieb Raiden stehen und verbeugte sich knapp. Mayla dachte nicht einmal daran auch nur einen Knicks anzudeuten, oder was auch immer sie verlangen würden.
„Ming.", zischte Raiden ihr gleich zu.
Mayla blieb aber standhaft und schaute nur kalt in Naloths Richtung, der sie interessiert musterte.
„Ist schon okay, Raiden. Du kannst sie daheim deswegen züchtigen."
„Was? Er soll mich züchtigen? Nein danke. Auch wenn du es behauptet hast, ich bin niemanden sein Eigentum. Ich gehöre mir selber. Und du kannst dich geehrt fühlen, dass ich heute mit bin. Sonderlich viel Lust habe ich nämlich nicht darauf.", kamen die Worte aus Maylas Mund, ehe sie mal nachdenken konnte. Gleich darauf presste sie ihre Lippen aufeinander.
„Mayla war dein Name nicht wahr? Du bist nicht in der Position dich so aufspielen zu können. Ich habe gehört, dass du schon am ersten Tag bei Kaleth gelandet bist. Du willst doch sicher nicht wieder dorthin?"
„Es ist mir egal, was mit mir passiert. Ich werde sowieso nicht lange hier bleiben. Irgendwie werde ich es schaffen von hier zu entkommen."
„Ich habe mir schon gedacht, dass du so etwas sagst. Vielleicht ist es dir wirklich egal, was mit dir passiert. Hoffen wir dann aber einmal, dass auf Grund deiner, nun ja, lebhaften Art, nicht jemand anderes zu leiden kommt. Zum Beispiel meine Gefährtin."
Was wollen diese Idioten nur von mir?
Seine Augen funkelten bedrohlich auf. Genau in diesem Moment wurde eine Tür aufgestoßen und eine Mayla bekannte Gestalt kam auf sie zu.
Zilin.

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