Kapitel 16

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Maylas Gefühlte holten sie ein. Sie wusste nicht, warum sie auf einmal so aufgewühlt war.
Der Drache vor ihr schrumpfte und es kam eine andere Gestalt zum Vorschein. Raiden stand vor ihr.
Er sah sie an. Zu gerne würde er sie in die Arme nehmen. Aber er traute sich nicht. Er wusste, dass sie ihn wiedererkannt hat. Er hatte sie von ihrem Zuhause weggerissen. Das machte ihm nicht sonderlich viel aus, aber dass er sie dabei verletzt hatte, schon.
Sie wäre ihn fast entwischt. Im letzten Moment konnte er sie noch packen. Leider hatte er sie so schlecht ergriffen, dass sich seine Krallen in ihre Haut ritzte. Er wollte es nicht.
Raiden biss sich auf die Lippe und blickte sie leicht verzweifelt an und hat dadurch seine harte Maske abgelegt. Das sah Mayla aber nicht, da Raiden durch das Weinen für sie nur verschwommen erschien.
Es verletzte ihn sie so zu sehen.
Er wollte das nicht.
Raiden mochte Mayla. Er war entzückt von ihrer widerstrebenden Art. Niemand würde es wagen ihn entgegen zu stehen. Aber sie tat es. Das mochte er wirklich, was er sich aber niemals eingestehen würde. Jemanden in sein Herz zu schließen macht einem verletzlich und er konnte sich das nicht leisten. Nicht schon wieder.

Dennoch ging er in die Hocke und führte seine Hand an die Wange von Mayla, um die Tränen weg zu wischen.
Mayla zuckte zusammen und hörte auf zu weinen. Sie blickte zu ihm. Er zog seine Hand zurück und wartete darauf was Mayla jetzt vor hatte.
Doch sie tat nichts. Sie schaute ihn nur an.
Er räusperte sich. „Wie du siehst ist mein Drache um einiges größer, als die der beiden, die du gerade gesehen hast. Das lieg daran, dass meiner schon ausgewachsen ist."
Mayla starrte ihn an. Der Auslöser ihres Anfalles war sein Drache und jetzt sprach er über ihn. Taktgefühl hatte er wirklich wenig.

Raiden fasste sich wieder und setzte sein gleichgültigen Gesichtsausdruck auf. „Du bist zu spät! Drei Runden um den Platz und dann 40 Liegestützen. Wenn du fertig bist kämpfen wir."
Er drehte sich um und ging zu den anderen beide Männer, die die beiden beobachteten. Alle verwandelten nur ihre Hände in Drachenfänge und schon kämpften sie. Raiden hantierte dabei noch brutaler als sonst.

Sobald Raiden sich umgedreht hatte, rannte Mayla los. Sie freute sich von ihn weggekommen zu sein. Mayla kam sich vorhin komisch vor. Das letzte was sie wollte, war sich vor ihm so gehen zu lassen. All ihre Wut über sich selbst steckte sie in ihren Lauf. Sie konzentrierte sich ganz darauf, sodass sie nicht bemerkte, wie Raiden sie immer wieder beobachtete, wenn sich die Gelegenheit bot.

Mayla war schneller als sonst. Sobald sie wieder an ihrem Ausgangspunkt angekommen war, merkte sie, wie wenig Luft sie in ihre Lunge bekam, weshalb sie so tief einatmet, wie sie nur konnte.
Nachdem sie wieder genügend Luft bekam und sich auch ihr Puls wieder normalisierte, legte sie sich hin und machte die von Raiden verlangte Liegestützen. Nach dieser kleinen Sporteinheit bekam sie ihren Kopf aber immer noch nicht frei. Raidens Augen hatten sie für eine kurze Zeit gefesselt, sodass sie nicht wusste was sie jetzt eigentlich tun sollte. Sie fand sie faszinierend, doch das war etwas, was sie sich nicht eingestehen würde.

Sie wartete kurz und dann sah sie auch schon Raiden auf sie zu laufen. Mayla starrte auf seine Klaue an der Kleidungsfetzen hangen. Als Raiden ihren Blick bemerkte, bewegte er sie hinter seinen Rücken, wo sie nach kurzer Zeit in Form einer normalen Hand wieder zum Vorschein kam.
Mayla betrachtete nun seinen Körper. Auch seine Kleidung war nicht mehr ganz, weshalb man unter den vielen Löchern seinen durchtrainierten Oberkörper sah.
Er stoppte kurz und nahm zwei Speere mit, die in dem Boden steckten und warf Mayla eins zu.
Sie fing es leicht auf und ging in ihre Kampfstellung. Sie wusste, dass Raidens Angriff nicht lange auf sich warten lassen wird.
Doch es kam nichts. Er stand genau so wie sie dort und bedachte jede kleine Bewegung.

Will er, dass ich zuerst angreife?, fragte sich Mayla.
Bevor sie sich ihren Kopf deswegen zerbrechen konnte, ergriff Raiden das Wort: „Worauf wartest du? Denkst du deine Gegner werden dich immer den ersten Schritt tun, Ming?"

Mayla ließ sich das nicht zweimal sagen. Ihre Finger kribbelten, ja, sie wollten mit dem Speer auf Raiden einstechen, sie verlangten schon danach. Mayla rannte auf Raiden zu und stach geschickt auf ihn ein, wobei sie den Speer ab und zu wie ein Schwert benutzte. Raiden sah den ersten Schlag nicht kommen, konnte ihn aber dennoch parieren. Er ließ sich nicht anmerken, dass er erstaunt von dem Schlag war, da er viel kräftiger war als sonst.

Den Kampf führten sie noch eine ganze Weile. Mayla war schon so fertig, dass die wieder fast keine Luft mehr in ihre Lunge bekam. Raiden hingegen verzog keine Miene.
„Du hast dich verbessert. Sehr gut. Ich bin der Meinung, dass du es schon mit ein paar von unseren Kleinsten aufnehmen kannst. Natürlich solange sie dir nicht als Drache gegenüber stehen."
Mayla lehnte sich an ihren Speer und hörte schnaufend zu.
„Zilin weiter du damit auf jeden Fall schon etwas beschützen können."
Ein Lächeln bildete sich auf Maylas Gesicht.
Also bin ich meinen Wunsch schon ein etwas näher gekommen.
Ihr Lächeln versiegte aber, als sich hörte, was Raiden nun sagte.
„In drei Tagen werden wir uns zu einen alljährigen Treffen unserer vier Reiche aufmachen. Ich will, dass du bis dort hin weiter trainierst! Dort werde ich damit beschäftigt sein Naloth zu beschützen und du wirst Zilin beschützen."
Mayla ließ das Gesagte auf sich wirken, bis sie schlussendlich langsam nickte. Raiden drehte sich zufrieden um und wandte sich zu anderen Drachenmänner, die gerade die Lichtung betraten.
Raiden hatte aber ihr nicken falsch verstanden. Dies galt nicht seinen Worten. Nein. Sie wird niemals auf diese Versammlung mitgehen. Das Nicken war die Zustimmung zu ihrer im Kopf ausgedachte Überlegung.
Sie wird noch heute Abend von hier verschwinden. Sie wird Zilin mit sich nehmen. Und dann, wenn alles gut läuft, wäre sie weg. Für immer.

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