N I N E T E E N (Part I)

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Heute waren Harry, Liam, Louis und Niall endlich mal wieder wach genug um mit mir zu frühstücken. Harry hatte es sich danach auch nicht nehmen lassen mich zur Schule zu bringen. Ich hatte ihm zwar gesagt, dass es nicht nötig wäre, schließlich hatte ich mir in den letzten Wochen eine gute Route zurechtgelegt, doch mit den Worten „Wir sehen uns in letzter Zeit eh so selten." zerstörte er jedes weitere Argument meinerseits. Denn er hatte Recht. Entweder die Jungs mussten früh arbeiten und am Abend zu irgendwelchen Veranstaltungen oder ich hatte Schule beziehungsweise Training. Es war zum Verzweifeln.
Im Auto redeten wir zwar nicht unbedingt viel, trotzdem war es schön mal wieder Zeit mit meinem Halbbruder zu verbringen. Gähnend stieg ich aus und wünschte ihm einen schönen Tag.
„Ich dir auch. Heute essen wir gemeinsam zu Abend. Versprochen!", sagte er und gab mir ein Bussi auf die Wange.
Ich nickte lächelnd, doch innerlich überlegte ich mir schon, wie ich es am besten anstellen sollte, dass ich früher nach Hause konnte.

Als ich meine Freunde sah, begann ich automatisch zu lächeln. Sie standen in einem kleinen Kreis und Kylie sprang herum während sie mit den Armen herumfuchtelte.
„Guten Morgen!", rief ich und umarmte sie von hinten. Sofort wurde ich von allen Seiten begrüßt. Wir standen noch ein bisschen im Hof und plauderten, bis es klingelte und wir uns langsam zu unseren Spinden bewegten.
„Heute ist Sporttag!", sagte Kylie überschwänglich.
„Sporttag?", fragte ich verwirrt.
„Ja, da machen wir in jeder Stunde irgendwas über Sport oder gesunde Ernährung oder so."
„Ah okay, das hatten wir in Wien nicht.", murmelte ich und nahm meine Bücher aus dem Spind.
„Das Beste daran ist Turnen. Da machen wir mit den Jungs zusammen so eine Art Fitnesstest!". Dabei klang sie total begeistert von dem Gedanken die Jungs in Sportgewand zu sehen. Kylie und ich warfen uns einen wissenden Blick zu und begannen unisono zu lachen. Alina schüttelte beleidigt den Kopf, aber das machte es nur noch lustiger. Trotzdem wurde mir nur schon bei dem Gedanken an noch mehr Sport vor anderen Leuten Angst und Bang.

~*~

Wir waren in Gruppen aufgeteilt worden, sodass Mädchen und Jungs gut durchgemischt waren. Bei meinem Glück steckte man mich in die einzige Gruppe, die nur aus Jungs bestand, und dann waren es auch noch die vier Idioten Flynn, Aiden, Bryan und Caleb. Obwohl eigentlich nur Bryan und Caleb wirkliche Idioten waren.
Während wir uns aufwärmten, begannen die Jungs mich mit irgendwelchen bescheuerten Sprüchen übers Eislaufen aufzuziehen – dass ihnen überhaupt so viel einfiel, wunderte mich schon. Aber ich war ziemlich gut darin, sie zu ignorieren. Mein Knie tat schon nach der kurzen Zeit wieder weh, doch auch das beachtete ich einfach nicht.

Tatsächlich bestand dieser ‚Fitnesstest' nur aus einer Weitsprung-, Weitwurf- und Klimmzugstation. Außerdem gab es einen kleinen Parcours, der auf Schnelligkeit abzielte und dann noch etwas in einem anderen Turnsaal. Aber das sollte eine Überraschung sein. Bei jeder Station stand ein Professor oder ein Student, der hier sein Unterrichtspraktikant, der unser Ergebnis aufschrieb.
Sowohl beim Weitwurf, als auch beim Weitsprung hatte ich keine Chance gegen die Jungs, was die aber ziemlich witzig fanden. Trotzdem war ich recht zufrieden mit meinem Ergebnis. Die beiden beidbeinigen Sprünge hatten ziemlich gezogen, aber weil es jeweils nur zwei waren, hatte ich es schnell durchgezogen. Ich hatte jetzt nämlich überhaupt keine Lust auf Drama. Caleb hatte mich zwar mit gerunzelter Stirn beobachtet, aber ich ignorierte ihn mal wieder. Er wollte ja in der Schule nichts mit mir zu tun haben! Wieso sollte ich mich jetzt vor ihm rechtfertigen?

„Na. Eiskunstlauf ist wohl doch nicht so anstrengend, wenn sogar Flynn besser ist als du.", feixte Bryan. Die Jungs begannen lachten laut los. Ich zuckte nur die Schultern. Der würde sich heute schon noch blöd anschauen, beschloss ich.
„Du bist Eiskunstläuferin?", fragte plötzlich ein Professor hinter mir. Ich lief rot an und bejahte leise.
„Und bist du gut?", hakte er nach. Ohne es verhindern zu können lief ich noch röter an. Hinter mir lachten die Jungs noch lauter. Aber ich blieb still. Was antwortete man denn darauf? Doch bevor es noch merkwürdiger werden konnte, wurden wir glücklicherweise zur nächsten Station geschickt. Die Jungs beruhigten sich zwar noch länger nicht, aber ich musste wenigstens keine Antwort finden, die entweder schlecht oder arrogant rüberkam.
Jetzt sollten wir Klimmzüge machen, so viele wie möglich, doch es waren nicht einmal richtige, sondern nur Schrägklimmzüge die überhaupt nicht anstrengend waren. Bryan wollte mich mit den Worten „Ladies first." vorlassen und vielleicht hätte ich mich auch darauf eingelassen, wenn er nicht böse grinsend hinzugefügt hätte: „Wir sind dir auch nicht böse, wenn du nur einen schaffst."
Ich fasste den Beschluss, dass ich ihn bei dieser Station schlagen würde. Daher schüttelte ich den Kopf.
„Nein, nein. Passt schon. Alter vor Schönheit.", sagte ich, weil ich erst kürzlich erfahren hatte, dass er zwei Monate älter war als ich. Grummelnd ging er vor und begann mit den Klimmzügen. Tatsächlich machte er 35. Dann kamen Flynn und Aiden, die jeweils knapp unter 30 schaffen. Caleb, der mit Abstand Sportlichste der Gruppe machte 50 bevor er aufhörte. Doch ich wusste, dass er locker noch mehr hätte machen können. Ich konnte meinen Blick kaum von seinen breiten Schultern, die mich immer mit so einer Leichtigkeit hochhoben als wäre ich eine Feder, lösen. Erst jetzt fiel mir eigentlich auf, wie verdammt gut er aussah. Doch ich konnte mich von seinem Aussehen losreißen, bevor er fertig war. Sonst wäre das noch ziemlich peinlich geworden.
Ich setzte mir 38 Klimmzüge als Ziel, weil ich ja nur Bryan schlagen wollte. Schnell griff ich nach der Stange, doch meine Beine rutschten vom Bock, weil ich ienfach ein Stück kleiner war als die Jungs. Sofort begannen sie zu lachen.
„Bist du sicher, dass du keine Eiskunstfußhupe bist?", fragt Bryan hämisch grinsend. Schnell stellte mir der Professor die Station ein und ich begann ohne weiter auf die vier Idioten zu achten. Bald hatte ich dreißig uns somit mehr als alle Mädchen vor mir, dann 35 und schließlich 38. Irgendwann waren meine Freundinnen zu mir gekommen und hatten angefangen mich anzufeuern, was auch andere dazu anspornte. Als ich mich grinsend auf den Boden sinken ließ, damit meine Knie nicht zusätzlich Druck abbekamen, konnte ich förmlich spüren, wie Bryan mich mit seinen Blicken durchbohrte. Jap, er war definitiv sauer.

Jump Until It Feels Like FlyingWhere stories live. Discover now