4. Der erste Schritt

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Es vergehen Stunden und es wird schon dunkel. Dann höre ich ein leises Prasseln. Es regnet. Ich will gerade meine Kopfhörer in die Ohren stecken, als ein verzweifelter Slenderman mein Zimmer betretet. 

Hast du Emy gesehen? Sie ist seit dem weg, seit es dunkel ist. Ich mache mir Sorgen.

«Beruhige dich Slendy, sie ist sicher draußen und versucht Lungenentzündung zu kriegen.» 

Ben das ist nicht lustig. Sie mag sich gut in den Wald auskennen und Dunkelheit und Regen machen ihr nichts aus, aber ich will nicht, dass ihr etwas zustößt. Suchst du sie bitte?, fragt er mit bettelnder Stimme. 

«Wieso ich?», frage ich mit empört, «Mit mir wird sie bestimmt nicht zurückkommen.» 

Doch irgendwie mache ich mir auch Sorgen. Tief in mir weiß ich, dass hinter Emys arrogante und starke Maske ein verängstigtes und verzweifeltes Mädchen mit voller Geheimnisse steckt. Ich sage Ja, worauf Slender freudig verschwindet. Ich ziehe meine Link Klamotten am, nehme meinen Schild und Schwert an mich und mache mich auf die Suche nach Emy. Es ist kalt und dunkel. Die Regentropfen landen schwer in der Schnee. Ich rufe Emys Namen, in der Hoffnung eine Antwort zu erhalten. Vergeblich. Nach gefühlten Ewigkeit nehme ich ein Schluchzen von der entgegengesetzten Richtung, in der ich gehe, wahr. Ich renne in die Richtung und sehe Emy, wie sie mir den Rücken zugekehrt in der Schnee kniet. Wieder nur mit Hoodie und Jeans. Ihre Maske liegt neben ihr und versinkt ein bisschen in der Schnee. Sie schluchzt. Emy. 

«Tom, es tut mit so leid. Ich habe dich enttäuscht. Ich bin zu dem geworden, was du am meisten verachtest. Ich habe gewollt, dass du einmal stolz auf mich bist, aber stattdessen... Stattdessen bin ich nur eine Enttäuschung. Ich verdiene es nicht hier zu sein. Ich verdiene es einfach nicht.» 

Jetzt fängt sie an richtig zu weinen. Es tut irgendwie weh sie so verzweifelt zu sehen. 

«Emy? Wer ist Tom?», frage ich, bevor ich nachdenken kann. 

Sie reißt ihr Kopf erschrocken hoch und greift nach ihre Maske. Nachdem sie sie anzieht, dreht sie sich zu mir und ich sehe, dass sie mich mustert. Sie kann nicht entscheiden, ob sie antworten soll oder nicht. Schließlich tut sie es.

«Er ist mein Bruder.»

Mehr sagt sie nicht. Sie geht nur los, zurück zur Mansion. Ich gehe neben ihr. Aus den Regentropfen werden Schneeflocken, die wie Kristalle auf Emys Haare und Klamotten glänzen. 

«Ist dir nicht kalt?», frage ich.

«Nein. Und dir?»«Ich bin tot, schon vergessen? Ich kann keine Kälte oder Wärme empfinden.» 

Darauf antwortet sie nicht. Ich merke, dass sie sich bei mir nicht wohlfühlt. Sie ist so angespannt und blickt immer nur gerade aus.  

Wir kommen an und Slendy tut so, als wäre Emy für Monate verschwunden. Er bittet mich sie in ihr Zimmer zu bringen. Ich seufze, doch ich tue es. Ein Streit mit ihm ist das Letzte, was ich mir für heute wünsche.Emy weigert sich mich in ihr Zimmer reinzulassen, Slendy ist aber fest davon überzeugt, dass ihr ein bisschen Gesellschaft gut tun würde. Also gehen wir rein und sie setzt sich auf ihr Bett. Das Zimmer ist ganz schlicht eingerichtet. Links an der Wand ist das Bett, daneben das Fenster und Schreibtisch. An der rechten Wand stehen nur Bücherregale, dessen Hälfte noch leer steht. Vor dem Bett ist dann ein Kleiderschrank.

«Du scheinst wohl dein neues Zimmer zu mögen», stelle ich fest, «Und einen schönen Ausblick hast du auch noch.»

«Jap», antwortet sie und bekommt direkt danach ein starkes Husten.

«Wirst du krank?» 

Ich lege meine Hand unter die Maske. Ihre Haut glüht.

«Du hast wahrscheinlich Fieber. Ich hole Slender.»

«So kalt wie deine Hand ist, könnte bei dir jeder Fieber haben», sagt sie mit einer genervter Stimme und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Dann seufzt sie und senkt ihren Kopf.«Lass jetzt Slender. Er hat sicher was Besseres zu tun, als den Arzt für mich zu spielen. Hole einfach ein Thermometer, wenn du denkst, dass ich Fieber habe.» 

Ich nicke und verlasse das Zimmer. Ich ziehe mich auch noch schnell um in ein langärmiges Shirt und Jogginghose. Dann schnappe ich mir das Thermometer und Hustensaft vom Badezimmer. Emy sitzt, da wo sie war. Ich gebe ihr dem Thermometer und wir warten. Als das Piepsen anfängt, guckt zuerst Emy es sich an. Ich kann ihr Gesichtsausdruck natürlich nicht sehen, aber sie es guckt ungewöhnlich lange an. 

 «Es ist nichts Ernstes. Deine Hand ist einfach zu kalt. Ist ja normal, wenn da kein Blut ist, das durch deinen Körper fließt», sagt sie und kann kaum ein Kichern unterdrücken. 

Ich nutzte dem Moment und reiße ihr es aus der Hand. Es zeigt 39,6°. 

«Nein, ist wirklich gar nicht schlimm. Nicht, dass du schon fast im gefährlichen Bereich bist. Wieso musst du nochmal nur mit Hoodie und Jeans im Winter rausgehen?»Sie sagt nichts. Ich seufze.

«Lege dich dann wenigstens hin und ruhe dich aus. Falls du in der Nacht Hustanfälle bekommst hier ist Hustensaft. Und bleib morgen im Bett. Ich gucke dann nach dir.»Ich lege den Behälter mit dem Saft auf ihr Schreibtisch und gebe ihr Pyjama, was auf den Stuhl liegt.

«Ruhe dich bitte aus», sage ich und will schon raus gehen.

«Ben?»

«Ja?», ich drehe mich zu ihr.

«Danke.»  

Ende.
Ja das ist so eine kurze Geschichte. Ich plante sie etwas länger, aber das ist gut, denke ich ^^.

Spaß. Ich schreibe natürlich weiter. Ich bin so unlustig. Ihr wollt bestimmt erfahren wieso Emy so... na ja... eigenartig ist.
Jeff: eigentlich nicht.
Könnt ihr bitte aufhören die ganze Zeit hier reinzuquatschen?!
Jeff: Nicht wirklich.

Zerbrochene Seele || Creepypasta FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt