14: Geschwisterliebe

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Diese Geschichte ist eine Fortsetzung zur 12. Familientagebuch-Story.

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Geschwisterliebe

"Mum?"

Reikas Stimme wehte zu ihr hinüber, und sie schaute Ran mit lieben Augen an. Die Angesprochene drehte sich zu ihrer Tochter um.

"Was ist?"

"Ich bräuchte da deine Erlaubnis für etwas Bestimmtes..."

"Und für was?"

Diesmal war es nicht Ran, die nachfragte, sondern ihr Vater.

"Ähm..."

Reika verstummte, und Shinichi lächelte.

Seit dem aufbauenden Gespräch zwischen ihr und ihrem Vater waren genau zwei Wochen vergangen. In diesen vierzehn Tagen hatte Reika sich von ihrem Liebeskummer endgültig verabschiedet und war wieder ein lebensfrohes Mädchen geworden.

Im Rekordtempo hatte die Sechzehnjährige sich von ihrer ersten Lebenskrise erholt, und das zeigte sich jetzt deutlich, als sie mit einer Bitte daherkam.

"Was willst du, Kleines?"

"Darf ich mir ein Bauchnabelpiercing machen lassen?"

"Kommt nicht in Frage!", antworteten Shinichi und Ran synchron.

"Oh, bitte, bitte, bitte!"

"Nein."

"Dann darf ich wenigstens ein fünftes Ohrloch stechen lassen? Bitte, bitte, bitte!"

"Wo genau?", fragte Ran, die nun leichtes Interesse zeigte. Reika antwortete sofort.

"Am rechten Ohr, hier oben", sagte sie und deutete auf die Stelle.

"Warum willst du dir noch ein Ohrloch stechen lassen?", fragte Shinichi irritiert. "Du hast doch schon an jedem Ohr zwei."

"Na ja, weil..." Reika verstummte. "Ich weiss es nicht."

Shinichi musterte seine pubertierende Tochter.

"Hat es vielleicht etwas mit deinem Ex-Schwarm zu tun? Es heisst doch immer, dass Mädchen oder Frauen sich äusserlich verändern, wenn sie bestimmte Kapitel ihres Lebens abgeschlossen haben."

"Vielleicht ist es das", murmelte Reika und liess sich auf den Küchenstuhl fallen.

"Nun, meine Erlaubnis hast du", sagte Shinichi und lächelte. "Aber beschwere dich dann nicht bei mir, wenn du Schmerzen hast, klar?"

Seine Tochter lächelte erleichtert, dann drehte sie sich zu ihrer Mutter um.

"Mum?"

"Na gut, wenn du unbedingt willst. Aber komm auch nicht zu mir, wenn du-"

"Ja, ja, schon gut. Danke!"

Nur einen Tag später präsentierte Reika stolz ihren neuen Ohrschmuck, sowohl zu Hause, wo Miyuki sehnsüchtig und neidisch auf das Glitzersteinchen starrte,, als auch in der Schule. Dort ging sie ihrem ehemaligen Schwarm, der seit ihrer Trennung jeden Tag ein anderes Mädchen im Arm hatte, so gut es ging aus dem Weg. Und spottete zu Hause darüber.

"Ich habe Phantasien mit zwei Männern", sagte sie einmal beim Abendessen und sorgte so dafür, dass Shinichi sich an seinem Tee verschluckte. "Was denn? Der eine putzt, und der andere kocht! Was ist daran so schlimm?"

Shinichi erwiderte nichts darauf, ebenso wenig Ran. Sie grinste nur, während Shinichi Jr. sich vor Lachen kaum noch auf dem Stuhl halten konnte.

Eineinhalb Wochen später jedoch war Reika das Spotten vergangen. Leicht verstört kam sie zusammen mit ihrem Bruder nach der Schule nach Hause zurück, was Shinichi sofort bemerkte.

FamilientagebuchWhere stories live. Discover now