19: Sonntagsschützen

19 0 0
                                    

Sonntagsschützen

Shinichi Jr. konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte.

"Ist das wirklich euer Ernst?", fragte er und schaute seine Eltern an, die jedoch nur lächelten.

"Was hast du dagegen?", fragte Shinichi gespielt unwissend und blätterte in aller Seelenruhe eine Seite der Zeitung um. "Das wird ein schöner Tag, also was passt dir daran nicht?"

"So ziemlich alles, denn das ist eine beknackte und behämmerte Idee!"

"Ach komm, so schlimm wird es morgen nicht sein", versuchte Ran ihren ältesten Sohn umzustimmen, doch damit hatte sie keinen Erfolg.

"Das wird der langweiligste Tag in meinem ganzen Leben!", regte Shinichi Jr. sich auf, doch damit stand er ganz alleine da, denn seine drei Geschwister freuten sich schon sehr auf den morgigen Tag.

Ein Sonntagsausflug mit der ganzen Familie auf den Minigolfplatz war geplant.

Shinichi Jr. war der einzige, dem diese Aussicht keine Freude bereitete, denn für den Sonntag hatte er eigentlich etwas ganz anderes vor; Ausschlafen bis Mittag, faulenzen im Bett, fernsehen, Fast Food essen und ein paar Videospiele spielen. Dass am Montag eine wichtige Prüfung in der Schule anstand, für die er eigentlich lernen sollte, blendete er ganz bewusst aus.

"Komm schon, Bruderherz, es wird sicher lustig", versuchte nun auch Reika ihn zu begeistern. "Ich lass dich auch gewinnen."

Das verstand Shinichi Jr. als Kampfansage, denn so einfach gewinnen, ohne etwas dafür zu tun, liess sein Stolz nicht zu. Er nahm die Herausforderung an, wenn auch widerwillig.

"Vergiss es, ich lass dich alt aussehen. Mit dem Schläger bin immer noch ich der Beste."

"Ja, ja."

"Na, dann ist ja alles klar", freute sich Shinichi diebisch. "Abfahrt ist um zehn Uhr morgens, so sind wir auch wieder relativ früh zu Hause. Und dann kannst du immer noch im Bett faulenzen und Videospiele spielen, wenn dir wirklich danach ist."

Shinichi Jr. öffnete den Mund, doch dann schloss er ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Er fragte schon gar nicht mehr, woher sein Vater das schon wieder wusste, denn das war einfach typisch. Typisch Shinichi, wenn er wieder einmal Sherlock Holmes raushängen liess.

"Muss das sein?"

"Oh Mann, ich glaube, du solltest dein Poster an deiner Zimmertür abhängen", sagte Miyuki fies. "Und stattdessen drauf schreiben: 'Vorsicht, Teenager in der Pubertät! Unzurechnungsfähig, Kann alles, Weiss alles, Reizbar."

Shinichi Jr. streckte ihr die Zunge raus, drehte sich um und wollte gehen.

"Wenn mich jemand sucht, ich bin auf 180."

Shinichi seufzte.

"Jetzt tu nicht so beleidigt, Junge. Und du, Miyuki, bist sofort still."

Doch die Zehnjährige dachte gar nicht daran, sondern setzte noch einen drauf und tat so, als würde sie eine Sendung moderieren.

"Und das waren die Chaos-Tage, meine Damen und Herren, bei uns täglich live und rund um die Uhr. Eintritt frei! Die Hauptdarsteller sind wie immer Vater, Mutter und Kinder!"

"Ey Schwester! Zwing mich nicht, dir wehzutun!", schoss der Teenager scharf zurück.

"Shinichi, bitte!"

Er grummelte lautstark.

"Ich sage nichts mehr, würde eh zensiert werden."

Nach diesen Worten verschwand Shinichi Jr. und liess die Eltern mit dem weiblichen Grossmaul der Familie zurück, die sich schon sehr auf den morgigen Tag freute.

FamilientagebuchWhere stories live. Discover now