Kapitel 8

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Als ich kurz drauf zu Hause ankam öffnete Benny mir die Türe bevor ich überhaupt meinen. Schlüssel rausholen konnte. „Hey Maiiiii!",rief er und umarmte mich überschwänglich,ich musste lachen. „Hey du",sagte ich und löste mich aus seiner klammernden Umarmung. „Luke schläft ganz brav!",meinte Benny fröhlich und ging zurück in die Wohnung,welche aussah als wäre grade eine Bombe eingeschlagen. Seufzend sammelte ich Lukes Klamotten die gemischt mit Verkleidungen auf dem Boden lagen auf und fing an sie wieder zusammen zu legen. „Seit wann bist du überhaupt so ordentlich?",fragte Benny und setzte sich auf das Sofa. „Seit dem mein Exfreund einen Sauberkeitstick hat und meint sobald ein Staubkorn auf dem Boden liegt,eine ganze Putzkolonne zu rufen und am Ende noch 10 Mal drüber zu wischen.",murmelte ich und musst bei dem Gedanken an Marco nur dumm vor mich her grinsen. „Wie kann man nur so verknallt sein?",fragte Benny mich und ich musste ein bisschen lachen,gab aber keine Antwort darauf.

Die nächsten 3 Wochen die Marco im Trainingscamp verbrachte bevor das Spiel in Leverkusen anstand,hatten wir kaum Kontakt. Er rief nur ab und zu wegen Luke an und erkundigte sich wie es mir ging,das wars aber auch schon wieder. Als es endlich soweit war das Spiel anzusehen,hatte Benny mich am Abend davor besucht und mir für uns 3 Karten geholt,damit Luke seinen Papa sehen konnte und ich natürlich auch.

Lachend lagen wir auf dem Sofa,naja Benny hing halb vom Sofa runter und ich hielt mir den Bauch. Seit einer Stunde fabrizierten wir irgendeine Scheiße,Luke schlief längst. Gerade wollte Benny sich wieder hochziehen als es klingelte. Er sprang auf und ging immer noch grinsend zur Tür,wahrscheinlich nur der Nachbar. Ich hörte nur wie er die Wohnungstür öffnete,dann war es kurz still. Stirnrunzelnd stand ich auf und ging meinem besten Freund. Vor ihm stand Marco Reus,komplett durchnässt und sah Benny an als würde er ihn gleich ermorden. „Marco?",fragte ich erstaunt und ging zu den beiden. „Ich störe wohl?",meinte Marco knapp,er klang verbittert. Ich sah Benny an und um ehrlich zu sein,sah das schon ziemlich falsch aus. Benny hatte kein Shirt mehr an,da es ziemlich heiß draußen war,seine Haare waren durcheinander. Ich war komplett rot im Gesicht und aus der Puste. Gerade wollte ich ansetzen um es ihm zu erklären als er nur abwinkte und mit schnellen Schritten die Treppe nach unten verschwand. Einen Moment lang sah ich Benny an und ich konnte aus seinem Gesicht lesen,dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Ohne Schuhe anzuziehen,schlitterte ich halb die Treppe runter um meinem Exfreund noch einzuholen. Doch als ich die Tür aufriss war er längst weg. Verdammt.

Geknickt tapste ich die Treppe zurück nach oben. Meine Wohnungstür war angelehnt und ich konnte fast spüren,dass mein bester Freund da drinne saß und sich die Vorwürfe seines Lebens machte. Dabei konnte er nicht einmal was dafür. Seufzend tapste ich zu ihm zurück. „Mai..ich..",fing er an doch ich unterbrach ihn. „Alles gut Benny,alles gut...Es ist nicht deine Schuld und auch nicht dein Problem wenn er meint es so interpretieren zu müssen.",murmelte ich und ging dann ins Schlafzimmer. Normalerweise wäre Benny mitgekommen,da er eigentlich wenn er hier war immer neben mir schlief,aber heute zog er lieber die Couch aus und schlief dort,aus Angst ich würde mitten in der Nacht doch auf die Idee kommen meine Nachttischlampe als Mordwaffe zu benutzen. Leise schloss ich die Tür,obwohl mir nach zuknallen zumute war,aber ich hatte ein Kind auf das ich Rücksicht nehmen musste. Deprimiert von dem wie es gelaufen war,legte ich mich in mein Bett und sah auf meinen Nachttisch. Dort stand immernoch das Bild von Marco und mir. Er war damals auf meinem Abiball gewesen,natürlich galt die ganze Aufmerksamkeit ihm,aber wir waren erst frisch zusammengekommen und er es war ihm egal gewesen für diesen Tag 6 Stunden zu meinem damaligen zu Hause zu fahren. Auf dem Bild sah er mich an und ich ihn und wir lachten. Eines der schönsten Bilder die ich von uns hatte. Je länger ich das Bild ansah,desto größer wurde mein Herzschmerz. Tränen traten in meine Augen,ich vermisste ihn. Sein Lachen und seinen Geruch,seine Haare,seine Tollpatschigkeit. Sogar seinen Ordnungszwang vermisste ich. Seit einem guten Jahr trat ich ihm jedes Wochenende gegenüber um unseren Sohn abzuholen und jedes Mal wurde dieses Gefühl von Vermissen schlimmer. Schluchzend drehte ich mich von dem Bild weg. Gerade hatten wir wieder angefangen uns näher zukommen und mit einem Missverständnis hatte ich schon wieder alles zerstört,bevor es überhaupt ernst wurde.

Old passion, Old loveWhere stories live. Discover now