Apfelblüte

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Eine Woche später war Windherz zum Fluss gegangen um Kräuter zu sammeln.
Jetzt wo die Blattgrüne langsam ihren Höhepunkt erreichte, musste sie die Kräuter öfter austauschen, da sie bei der Hitze schnell austrockneten.
In Gedanken war sie allerdings immer noch bei ihrem letzten Treffen mit Lichtfleck.
Ständig hatte er sie zum Lachen gebracht und ihr Komplimente gemacht während sie im Gras lagen, dicht aneinander gekuschelt und zu den Sternen schauten.
Die Zeit mit Lichtfleck war für Windherz immer das Schönste am Tag, nur leider war sie dann Tagsüber immer so müde...
Meistens, wenn gerade niemand behandelt werden musste, holte sie dann mittags ein bisschen Schlaf nach.
Aber ansonsten war sie so glücklich wie noch nie!
Lichtfleck ist das Beste was mir jemals passiert ist!!!

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, biss sie ein paar Stängel Wasserminze ab.
Ihre Blätter kratzten im Mund, aber Windherz wusste, dass sie gegen Leopardenflecks Bauchschmerzen helfen würden.
Sie legte sie auf ihren immer höher wachsenden Haufen an Kräutern und wollte gerade erneut zubeißen, als sie am anderen Flussufer eine Bewegung wahrnahm.
Windherz sah auf und entdeckte eine Katze die sich aus dem Gebüsch schob.
Ihr orange geflecktes Fell flammte kurz im Licht der Sonne auf, als sie den Kopf drehte um über die Schulter zurück zu sehen.
He, das ist doch Lichtfleck!
Der SturmClan Kater schien sie nicht bemerkt zu haben, denn nun blieb er kurz stehen um in die Sträucher zurück zu spähen.
Windherz spürte wie sich ihr Fell vor Freude sträubte und wollte gerade nach ihrem Gefährten rufen, als sie erneut eine Bewegung wahrnahm.
Verwirrt stieß sie die Luft aus, als sich eine zweite Katze aus dem Gebüsch schob.
Auch ihr rostrotes Fell flammte kurz im Licht der Sonne auf, als sie sich zu Lichtfleck gesellte.
Mit einem verärgerten Schwanzschnippen erkannte Windherz Apfelblüte.
Was will die denn hier?
Und noch dazu mit MEINEM Gefährten!
Doch Apfelblüte schien Windherz genauso wenig zu bemerken wie Lichtfleck.
Wahrscheinlich gehören sie zu einer Patrouille...
Unruhig trat Windherz von einer Pfote auf die andere und hielt nach anderen SturmClan Katzen Ausschau.
Aber kein rascheln, tappen, schwatzen, nicht mal die kleinste Bewegung oder Anzeichen auf eine Schwanzspitze die um einen Busch gestrichen kommt, war zu vernehmen.
Das heißt, die sind alleine hier!
Angestrengt versuchte Windherz ein paar Fetzen eines Gesprächs zwischen den beiden SturmClan Katzen aufzunehmen, die nun die Köpfe zusammensteckten, und gleichzeitig ihre wachsende Eifersucht zu unterdrücken.
Ja, ja, die liebe Apfelwurm darf mit meinem Gefährten alleine zum Fluss gehen, während ich Kräuter sammeln muss!!!
Mäusedreck!
Unruhig peitschte sie mit dem Schwanz, während Lichtfleck und Apfelblüte weiter miteinander redeten und endlich kam eine sanfte Brise auf, die ihre Worte zu Windherz auf die andere Flussseite trugen.
„...keine Angst, du bist keine Versagerin!"
Lichtflecks Stimme war beruhigend und unwillkürlich sehnte sich Windherz zu ihm hinüber, an seine Seite, seinen Pelz an ihren.
„Aber ich habe mich total blamiert! Lindenstern wird mich verbannen! Und alles nur weil ich... ach er macht mich verrückt, Lichtfleck!" sagte Apfelblüte gequält.
Lichtfleck setzte sich nun so vor Apfelblüte dass er ihr in die Augen sah.
Seine Augen! Und dieser Blick! Aber warum sieht er Apfelwurm so an? Und nicht MICH?!
Eifersüchtig die Krallen aus und ein fahrend, suchte Windherz nun Deckung hinter einem Farn.
Ich belausche hier meinen Gefährten!
„Apfelblüte, hör zu."
Selbst vom anderen Flussufer konnte Windherz Lichtflecks eindringlichen Blick sehen, als er Apfelblüte ansprach.
Die sah ihn mit einer Mischung aus Qual und Hoffnung in den dunkelgrünen Augen an.
„Du bist eine wundervolle Kätzin.
Du bist eine der Besten Kriegerinnen des SturmClans, warum sollte Lindenstern dich verbannen? Jedem entwischt mal eine Beute!"
Aha! Apfelwurm ist also doch nicht so toll!!!
Windherz ekelte sich vor sich selbst, denn sie wusste, dass der Ausdruck von Eifersucht in ihrem Gesicht, gerade einem Ausdruck von Schadenfreude gewichen war.
Doch als sie sich Lichtflecks restlichen Satz in Erinnerung rief, vermischte er sich doch mit Eifersucht.
„Aber ich sollte doch Strauch zeigen wie man ein Eichhörnchen fängt!" antwortete Apfelblüte gequält.
„Und es hätte auch geklappt, wenn Eiswirbel dich nicht so aus der Fassung gebracht hätte! Lindenstern weis wie gut du jagst!" unterbrach Lichtfleck sie.
Moment mal! Macht er ihr gerade Komplimente?!
Windherz erzitterte vor Zorn.
Die Eifersucht ergriff von ihr Besitz wie eine Schlange, die ihre Zähne in den Hals ihrer Beute gräbt.
Es war wie ein Blitzschlag, in dem Windherz ihre Krallen unwillkürlich in Apfelblütes Kehle graben wollte.
Die brachte ein dankbares Lächeln zustande.
„Danke, Lichtfleck. Du bist der Beste."
Das weis ich auch...
„Klar doch!" Lichtfleck erhob sich auf die Pfoten und schmiegte sich an sie.
Apfelblüte lies ihren Kopf auf seine Schulter sinken.
„Was würde ich nur ohne dich machen?"
Windherz unterdrückte ein Fauchen.
Nein, nein, NEIN!!!
Das kann er nicht machen!
Die Eifersucht trieb ihr Tränen in die Augen.
Ob vor Trauer oder vor Wut, wusste sie nicht.
Die Wasserminze hatte sie völlig vergessen.
„Manchmal glaube ich, das mich niemand so liebt wie ich bin..." seufzte Apfelblüte, während sie die Augen schloss.
Da hast du hoffentlich verdammt recht!
Lichtfleck sah sie entsetzt an.
„Sag sowas nicht! Was ist mit Wolkenpelz und Bussardschwinge?!"
Apfelblüte öffnete die Augen und sah ihn mit diesem Nicht-Dein-Ernst-Blick an.
„Sie sind meine Eltern!"
„Und ich liebe dich auch!" rief Lichtfleck.
Windherz erstarrte.
Es war als wäre ihr Gehirn plötzlich leer.
Apfelblüte lächelte.
„Du bist unmöglich! Aber ich liebe dich auch." sagte sie und schloss die Augen wieder.
Lichtfleck lächelte auch und sah sie liebevoll an, dann führte er sie ins Unterholz zurück,
Und Windherz war, als würde sie nie wieder fröhlich werden.
Plötzlich rannten ihre Beine wie von selber los, im welche Richtung wusste sie nicht.
Tränen verschleierten ihren Blick und ihr einziger Gedanke galt Lichtfleck.
Ich dachte er liebt mich!
Ich dachte ich wäre die einzige in seinem Leben!
Und während sie so rannte, vermischten sich Trauer und Wut auf unangenehme Weise in ihrem Herzen, bis sie schließlich in einem ihr unbekannten Nadelwald zusammenbrach, auf den weichen Kiefernnadeln liegen blieb und hemmungslos anfing zu schluchzen...

Windherz' Sternenpfoten || UnbearbeitetWhere stories live. Discover now