Kitty und Mizzie

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In dieser Nacht lies Windherz Ahornwind bei Himmelschweif und sagte ihr, sie wolle ein bisschen Zeit für sich.
Sie schlich sich aus dem Lager zum Kiefernwald, wo sie mit Lichtfleck verabredet war.
Zwar wusste sie nicht, wie sie ihm von seiner Tochter erzählen sollte, doch als sie erst einmal angefangen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören.
Lichtflecks Augen wurden immer größer, während Windherz schwärmte wie hübsch Sie war und was für eine tolle Stimme Sie hatte.
Der Kater schien nicht glauben zu können was er da hörte.
Als Windherz geendet hatte, starrte er sie eine Weile sprachlos an, bevor er fragte:
„Es ist wirklich Himmeljunges? Wirklich?"
Windherz nickte.
Tränen des Glücks traten in ihre Augen.
„Sie ist es! Ich würde sie überall wiederkennen!
Sie hat meine Augen, Lichtfleck! Und die wunderschöne Blesse auf der Stirn!"
Lichtfleck schien das alles nicht glauben zu können.
Er starrte ausdruckslos ins Leere, bis sich der Gedanke in ihm eingebrannt zu haben schien.
„Das heißt, sie wird nun Kriegerin." sagte er.
„So wie wir es uns gewünscht haben."
Dann stockte er und seine Augen weiteten sich vor Schreck.
„SternenClan, Nein!" rief er.
„Was?" Windherz sah ihn verwirrt an.
„Das heißt sie wird in den Krieg ziehen! Sie wird kämpfen! Dabei wollten wir sie doch so weit wie möglich von all dem aufwachsen lassen!"
Windherz zuckte zusammen.
Daran hatte sie noch gar nicht gedacht!
„Vielleicht... kann sie in der kurzen Zeit noch gar nicht so viel lernen..."
Es klang eher, als wollte sie sich selbst davon überzeugen.
Sie ist erwachsen. Sie muss ihren eigenen Weg gehen...
Lichtfleck sah sie traurig an.
„Es ist toll das sie zurück ist." sagte er.
„Aber ich werde mich wohl darauf einstellen müssen, gegen meine eigene Tochter kämpfen zu müssen."

Am nächsten morgen stieg Windherz wie gerädert aus ihrem Nest.
Sie hatte nach dem Treffen mit Lichtfleck noch die halbe Nacht wach gelegen.
Lichtfleck hatte recht.
In diesem Kampf würde er gezwungen sein, gegen Himmelschweif zu kämpfen.
Oder gegen sie.
Denn Windherz hatte beschlossen, auch an diesem Kampf teilzunehmen.
Sie würde Himmelschweif nicht alleine kämpfen lassen, so viel war sicher!

Als Windherz aus dem Bau trat, um Kräuter zu sammeln, sah sie Himmelschweif und Wurzelkralle beieinander stehen und mit Sonnenstern sprechen.
Ahornwind hatte sie heute morgen entlassen, denn mehr konnten Sie für die gedächtnislose Kätzin nicht tun.
Ich weis mehr über sie als sie selbst...
Windherz sprang zu ihnen.
„Was gibts?" fragte sie.
„Hallo Windherz!" rief Wurzelkralle.
„Mondfell will mit Himmelschweif und mir jagen gehen!"
„So?" Windherz sah Sonnenstern fragend an.
Der nickte.
„Sie ist gerade ein paar Katzen holen, damit es eine Patrouille werden kann. Wegen dem SturmClan müssen wir immer auf der Hut sein."
Windherz nickte traurig.
„Ich gehe in den Wald, Kräuter sammeln." sagte sie.
„Sicher das du keine Begleitung willst?" fragte Sonnenstern besorgt.
Windherz nickte energisch.
„Mir passiert schon nichts. Und wenn, habt ihr immer noch Ahornwind."
Sonnenstern sah zwar nicht überzeugt aus, nickte aber.
Und so machte Windherz sich auf in den Wald.

Es war schon Sonnenhoch, als Windherz, nahe des Kiefernwalds, genügend Goldrute beisammen hatte.
Sie nahm die Stängel auf und tappte tief in Gedanken versunken zurück zum Lager.
Zumindest, war sie im Begriff das zu tun.
Wie es wohl Himmelschweif auf ihrer ersten Patrouille ergangen war?
Plötzlich spitzte sie die Ohren.
Da war doch was gewesen!
Oder doch nicht?
Bildete sie sich jetzt schon Stimmen ein?
Nein!
Da! Da, war es wider!
Nur ganz leise.
Eine Stimme!
Und sie rief nach jemandem!
„Kitty? Kitty?!"
Die verzweifelten Rufe einer Kätzin!
Nun kamen sie näher.
„Kitty? Kitty!"
Vereinzelte Schluchzer.
Windherz lies die Goldrute fallen.
„Hallo?" rief sie.
„Ist da jemand?"
Das Rufen verstummte.
„Hallo?" rief Windherz erneut.
„I...ist da wer?" kam die zaghafte Antwort.
Irgendwie kam die Stimme Windherz bekannt vor...
„Ja!" rief sie. „Hier drüben!"
Es raschelte im Farn auf der anderen Seite der Grenze zum Kiefernwald.
Eine hübsche Kätzin kam zum Vorschein.
Ihre meerblauen Augen funkelten erleichtert, als sie Windherz sahen.
Nun wusste sie, warum ihr die Stimme so bekannt vorgekommen war.
„Mizzie!" rief sie erfreut.
„Was machst du denn hier?! Wie geht es deinen Jungen?"
Damit hatte sie offenbar das falsche Thema angeschnitten.
Denn Mizzie brach in Tränen aus.
„Oh Windherz!" schluchzte sie.
„Es tut mit so leid!"
Besorgt ging Windherz zu dem Häuskätzchen hinüber und presste sich tröstend an es.
„Was denn? Was tut dir leid?"
Mizzie weinte in ihr Schulterfell.
„Es Ist Kitty!" heulte sie.
„Ich hab sie verloren!"
„Kitty?" fragte Windherz verständnislos.
„Ich meine Himmeljunges!" erklärte Mizzie verzweifelt.
„Nachdem sie ein paar Monde alt war, haben meine Zweibeiner sie und meine anderen Jungen zu anderen Hausleuten gebracht."
Sie schluchzte weiter.
Windherz hörte geduldig zu und leckte ihr tröstend das Fell.
„Gestern haben wir uns alle getroffen um einen Familienausflug durch den Zweibeinerort zu machen." fuhr Mizzie zittrig fort.
„Kitty... äh, Himmeljunges hat immer wieder zum Wald gestarrt. Er hat sie schon immer angezogen, seit Träumender Geist sie einmal mitgenommen hat.
Ich habe ihr gesagt, sie soll nicht allein dort hin gehen. Wie immer.
Aber als wir uns verabschiedet haben, ist sie nicht zu ihren Hausleuten zurück.
Ich bin ihr heimlich nachgelaufen und habe sie in den Wald gehen sehen.
Aber als ich ihr nachgehen wollte, kam so ein blöder Zweibeiner mit seinem Hund und ich musste fliehen!
Seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen!
Heute morgen kam sie nicht zu unserer Verabredung.
Und ich habe meine Hausleuten reden hören, das sie auch heute Nacht nicht nach Hause gekommen ist.
Ihre Zweibeiner sind verrückt vor Sorge!"
Mizzies Stimme wurde immer verzweifelter.
„Ich habe also beschlossen sie zu suchen! Ich habe sie verloren, Windherz!"
Und sie brach erneut in Tränen aus.
„Beruhige dich, Mizzie!" murmelte Windherz verstört.
Sie macht sich solche Sorgen! Grundlos!
„Himmeljunges geht es gut! Sie ist jetzt Himmelschweif!"
„Was?" schniefte Mizzie und sah Windherz verwirrt an.
Windherz schnurrte beruhigend.
„Sie ist beim LichtClan!" erklärte sie.
„Gestern kam sie an!"
Mizzies Augen wurden groß.
„Aber... wie kann das sein?! Sie kann doch nicht einfach ihre Hausleuten im Stich lassen!" keuchte sie.
„Und ganz ohne uns etwas zu sagen!"
Windherz sah sie traurig an.
„Sie hat ihr Gedächtnis verloren. Wir wissen nicht was passiert ist. Aber sie wusste nicht einmal ihren Namen."
„Aber das ist ja furchtbar!" rief Mizzie erschrocken.
„Was wird denn nun aus ihr?!"
Windherz fuhr ihr beruhigend mit der Schwanzspitze über die Flanke.
„Wir bilden sie zur Kriegerin au..."
Sie verstummte abrupt.
Erneut waren Stimmen im Wald zu hören.
„Das ist eine Patrouille!" flüsterte Windherz Mizzie schnell ins Ohr.
„Wenn Sie uns entdecken, kennst du am Besten niemanden, klar!"
Mizzie nickte verschüchtert.
Tatsächlich brach kurze Zeit später eine Katze durch den Farn.
Es war Wurzelkralle.
Anscheinend waren sie an die Jagdpatroullie geraten.
„Oh, hallo Wurzelkralle!" miaute Windherz.
„Hallo, Windherz." sagte Wurzelkralle, dann fiel sein Blick auf Mizzie und sein Fell sträubte sich.
„Wer ist das denn?"
„Nur ein Hauskätzchen." sagte Windherz schnell.
„Ich kenne Adlerflug." sagte Mizzie.
Windherz stöhnte innerlich.
„Was willst du von meiner Mutter?" knurrte Wurzelkralle misstrauisch.
Mizzie riss die Augen auf.
Sie machte sie ganz unschuldig groß.
„Sie ist meine Schwester!" miaute sie.
„Ich habe sie schon ewig nicht mehr gesehen."
„Wurzelkralle!" rief da plötzlich eine Stimme.
„Sieh mal, was ich gefangen habe!" eine weitere Katze kam hinter Wurzelkralle aus dem Farn.
Himmelschweif.
Die Kätzin lies erschrocken eine Spitzmaus fallen, die sie offenbar gefangen hatte, als sie Mizzie erblickte.
„Was ist denn hier los?"
Wurzelkralle legte sofort das Fell an.
„Nichts besonderes." sagte er in einem bescheidenen Tonfall.
„Nur ein Hauskätzchen, das sich hier her verirrt hat. Du brauchst keine Angst zu haben."
Beruhigend leckte er Himmelschweif über die Schulter.
„Ich habe keine Angst." sagte die Kätzin.
Sie betrachtet Mizzie ganz genau, die sie anstarrte, als ob sie noch nie eine Katze gesehen hatte.
Windherz spürte förmlich, wie sie sich zurückhalten musste, zu ihr zu rennen und sich an sie zu schmiegen.
„Kennen wir uns?" fragte Himmelschweif plötzlich.
Mizzie sah sie perplex an.
„Äh... nein..." miaute sie schnell.
„Wie...wie sollten wir auch? Ich meine... du bist ja nicht mein verschollenes Junges, oder so was..." Sie lachte nervös.
„Nein... ich... wir... haben uns noch nie gesehen..."
Himmelschweif sah sie traurig an.
„Schade." Sie lies den Schwanz hängen.
„Ich hatte gehofft, mehr über mich zu erfahren... über meine Vergangenheit..."
Wurzelkralle schmiegte sich tröstend an sie.
„Wenigstens hast du hier deine Zukunft." meinte er.
Himmelschweif lächelte schwach.
„Na dann..." Mizzie schien es nicht länger auszuhalten.
„Ich... sollte nun wirklich los... sagt Adlerflug schöne Grüße von mir!"
Damit wirbelte sie herum und verschwand in ihrem Teil des Waldes.
Himmelschweif seufzte traurig, nahm die Spitzmaus wider auf und verschwand im Farn.
Wurzelkralle folgte ihr.
Als Windherz ihnen nachsah, verspürte sie nicht zum ersten Mal den Wunsch, Himmelschweif einfach die Wahrheit erzählen zu können.

Windherz' Sternenpfoten || UnbearbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt