Kapitel 14

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Der nächste Tag begann regnerisch und grau.
In dem kleinen, abgelegen Motel am Rande von Rome hatten die beiden Winchester Brüder noch einiges mit den Vorbereitungen für ihr abendliches Vorhaben zu tun.
Sam hatte im Internet glücklicherweise den Bauplan des Gebäudes und einige Daten über die, selbst für solch ein außergewöhnliches Haus, höchst aufwendige Stromversorgung gefunden.
Aus den Baugenehmigungen ging auch hervor, dass der Bauherr eine Spezialfirma für Brandschutztechnik beauftragt hatte. Diese Firma hatte sich ins besondere dem Brandschutz für kostbare Kunstgegenstände wie Bilder und Bücher verschrieben. Die Räume wurden in diesen Fällen nicht mit einer herkömmlichen Sprinkleranlage versehen, die die Kostbarkeiten zwar vor dem Schaden durch Flammen, aber nicht durch Wasser gerettet hätte.
Hier wurde der Sauerstoff in diesen hermetisch abzuriegelnden Räumen auf ein Minimum reduziert, so dass sich ein Feuer erst gar nicht entwickeln konnte, einfach aus Sauerstoffmangel.
Sie wussten auch, dass die betreffende Bibliothek sehr alte Bücher beherbergte, die zum Erhalt eine idealen Umgebung benötigen. Sie bennötigen eine bestimmte Temperatur und Luftfeuchtigkeit, um nicht zu zerfallen.
Auch dafür musste mehr Strom als normal aufgebracht werden.
So deuteten zum Schluss all diese Puzzleteile auf einen bestimmten Raum im Obergeschoss hin, der wahrscheinlich die gesuchte Bibliothek enthielt.
Leider war aber laut den Unterlagen die Tür zu diesem Raum mit einem elektronischen Zahlenschloss versehen.
Sam hatte aber auch dazu schon eine Idee.

Da ihr Primärziel nun gefunden war, mussten sie noch passende Bilder für die benötigten Zutritts-Ausweise machen und ein passendes Outfit für die beiden musste auch noch her.
Glücklicherweise war das überregional tätige Catering-Unternehmen laut Webseite gerade dabei zu expandieren, so dass neue Gesichter plausibler zu erklären wären.
Etwas schwieriger wurde es da schon mit dem telefonischen Back-Up, falls es doch Nachfragen geben sollte. Hier würde ihnen Bobby keine Hilfe sein, denn das Unternehmen war, laut deren Homepage, fest in weiblicher Hand.
Sie baten also sie die einzige Frau um Mithilfe, die ihnen für diesen Job geeignet erschien und der sie vertrauten.
Sheriff Mills, war etwas überrascht, von den beiden zuhören, als sie an ihr Telefon ging.
Sam umriss kurz, um was es ging - dabei ließ er natürlich einige Details aus - und was sie im Falle eines Anrufs sagen solle.
Sie würden ihre Mobiltelefonnummer als Telefonnummer der Firmenzentrale auf Sam's Telefon einspeichern und der Sheriff sollte dann die Identität der beiden als Firmenangestellte bestätigen.
Sie hofften natürlich, dass es nicht so weit kommen würde, aber mit dieser Art der Absicherung waren sie gut gefahren. Glücklicherweise sicherte Sheriff Mills den beiden Brüdern ihre Unterstützung in dem Fall zu, obwohl Zweifel über die Operation bei ihr zurückblieben. Sie sagte es zwar nicht offen, aber Sam hörte es an ihrer Stimme.
Es tat ihm Leid, dass sie nicht offen zu ihr sein konnten, aber je weniger Menschen über Dean's Zustand informiert waren, desto besser.

Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren und das benötigte Equipment, zu dem diesmal auch der digitale Codeknacker gehörte, den Sam irgendwo aufgetrieben hatte
- Dean wollte gar nicht wissen wie - , im Wagen verstaut war, machten sich die beiden nachmittags auf den Weg in das Waldstück.
Sie parkten den Impala direkt hinter einer Kurve, versteckt zwischen ein paar Bäumen. So konnte man den Wagen erst sehen, wenn man daran vorbei gefahren war.
Aber auch dann war er schwer zu erkennen, denn der schwarze Chevi fiel im Dunklen des dichten Walds kaum auf.
Sie waren gerade rechtzeitig dort eingetroffen, denn kaum hatten sie ihr Versteck bezogen, fuhren auch schon mehrere Transporter an ihnen vorbei. Einer lieferte Mietmöbel für die Veranstaltung, ein anderer erlesene Weine und weitere Spirituosen und ein weiterer transportierte Köche und Service-Personal. Leider war ebenfalls ein Transporter einer Sicherheitsfirma mit extra Personal dabei.
Als die zwei Brüder das sahen, verdüsterten sich ihre Gesichter. Als wenn das Anwesen nicht bereits auch so gut genug gesichert gewesen wäre.
Jetzt würde man dort vor lauter Security nicht mal mehr ungestört eine Tür, ohne Aufsehen zu erregen, öffnen können.
Die ganze Sache wurde von Stunde zu Stunde gefährlicher, aber abblasen konnten und wollten sie es nicht.
Sie mussten es wenigstens versuchen.

Wie zur Bestätigung zuckte Dean in diesem Moment im Fahrersitz merklich zusammen.
Sam sah besorgt zu seinem Bruder hinüber, der aber bemerkte es nicht, denn er presste mit nun schmerzverzerrten Gesicht seine linke Hand gegen seine rechte Schulter.
Dean stand kalter Schweiß auf der Stirn.
Der Schmerz war fast unerträglich.
Wieder hatte er das Gefühl in Flammen zu stehen.
Dann endete die Pein abrupt.
Augenblicklich entspannte sich sein ganzer Körper wieder. Ihm war, als hätte der Schmerz nie existiert.
Nur der immer noch besorgte Blick seines Bruder erinnerte daran, was eben passiert war.
Das und die erschöpfende Leere in ihm. Er hatte eine Ahnung, was diesen immensen Schmerz verursacht hatte.
Zögernd knöpfte er den oberen Teil des weißen Overalls auf, riskierte einen Blick auf seine Wunde an der Schulter und zuckte abermals zusammen.
Die Wunde selbst hatte sich zwar nicht weiter ausgebreitet, aber das Wesen, welches sich unter seiner Haut bewegte war immens gewachsen.
Es hatte nun nicht mehr die Ausmaße einer kaum wahrnehmbaren Schlange, sondern eher die einer ausgewachsenen Sandviper.
Und er konnte spüren, wie es sich unter seiner Haut bewegte. Mehr als noch vor wenigen Stunden.
Er spürte wie es sich immer mehr Raum in seinem Körper schaffte.

Auch Sam konnte das Entsetzen nicht verbergen und keuchte laut auf, als er das Ausmaß der Veränderung realisierte.
„Wie geht es dir?", fragte er seinen Bruder vorsichtig.

„Oh, es geht mir hervorragend, mein liebes Bruderherz!", entgegnete ihm Dean bösartig.
„Was glaubst du denn?"
Er machte eine kleine Pause, nur um dann noch erregter fortzufahren.
„Die Bibliothek in dem vielleicht die Lösung meines kleinen Problems zu finden ist, wird bewacht wie das verdammte Nationalarchiv und nun entwickelt sich das Ding da in mir noch schneller, als erwartet.
Das ist mal wieder hervorragendes Timing!"

„Ein Grund mehr, es jetzt durch zuziehen und nicht auf eine bessere Gelegenheit zu warten", erwiderte Sam sachlich.
Er hoffte, seine betont ruhige Art würde Dean wieder runter bringen. Zum Glück funktionierte es, denn der atmete tief durch und nickte nur.

In diesem Augenblick fuhr der Wagen der Catering-Firma an ihnen vorbei und Dean gab gerade noch rechtzeitig Gas, um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.


SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktionWhere stories live. Discover now