Chapter ×9× ✔

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Ich bekam in dieser Nacht kein Auge mehr zu. Egal wie ich mich im Bett wendete und drehte, mein Körper konnte oder wollte keine Ruhe finden. Irgendwann gewannen meine Gedanken komplett meinen Kopf und frustriert stand ich aus dem Bett auf.   Ich öffnete meine Zimmertür und checkte ob Johns noch zu war. Als sich dies bestätigte tapste ich vorsichtig ins Wohnzimmer, um das Telefon zu benutzen. Mein schlechtes Gewissen lies mich nicht in Ruhe und deshalb rief ich die Rezeption an. 

"Guten Abend, wie kann ich Ihnen helfen?", wurde ich von einer männlichen Stimme begrüßt.
"Sie müssten eine Nachricht ans Management weitergeben, bitte.", ich flüsterte.
"Natürlich."
"Könnten sie dem Management sagen, dass er gerne hier im Continental ein treffen mit Motkova arrangieren möchte?"
"Von wem ist das anliegen?", fragte er mich.
"Miss Taylor, Mr. Wicks Gast."
"Ich werde es weiter geben. Gibt es sonst noch etwas womit ich Ihnen behilflich seien kann?"
"Nein, vielen Dank.", sagte ich erleichtert.
"Gute Nacht , Ma'am.", meinte der Mann.
"Gute Nacht.", sagte ich ebenfalls und lag auf.

Zufrieden fuhr ich mir mit beiden Händen durchs Haar und atmete erleichtert durch. Nun konnte ich bestimmt besser schlafen, und John müsste sich nicht alleine um meine Angelegenheit kümmern. Als ich mich umdrehte, hätte ich fast geschrien. Jedoch hielt ich die Hände vor meinem Mund. John stand an seiner Schlafzimmertür und beobachtete mich. Ich wusste nicht, wie lange aber ich hoffte er hatte das Gespräch nicht mitbekommen.

"Du hast mich erschreckt.", wollte ich ihn ablenken.
"Sich mit Motkova treffen wird nicht weiterhelfen.", meinte er nur.
Mist.
"Ich muss es versuchen.", erklärte ich John, "Immerhin kann ich dich nicht davon überzeugen das hier sein zu lassen."
"Wenn er dem treffen zusagt, werde ich dahin gehen.", widersprach er mir.
"Ich möchte dabei sein John. Es ist mein Leben."
"Und ich versuche es so zu lassen. Dass es dein Leben bleibt. Du bist fast gestorben, Natalie."

Er versuchte mir zu erklären,dass es kein einfaches Problem war. Und das wusste ich nur zu gut. Aber meine Sturheit wollte mich einfach nicht loslassen.
"Und das hättest du so lassen können. Dann wärst du jetzt viel näher an deinem Ruhestand."
Ich dachte einfach nicht nach, bevor ich sprach. Ich war direkt. Zu direkt. John sagte für ein paar Sekunden auch erst nichts mehr. Doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Er sah leicht enttäuscht aus.

"Hast du den Wunsch zu sterben?", fragte er mich plötzlich.
Erschüttert sah ich ihn an.  Mein Körper verkrampfte sich auf die Sekunde und mein Blick glitt vorsichtig zu meinen Armen. 
"Ich weiß es nicht."
Ich war von der Frage ein wenig überfordert und dennoch sauer darüber. 
"Dasselbe könnte ich dich auch Fragen.", fügte ich hinzu.
"Ich habe mir dieses Leben ausgesucht. Du nicht", sprach er gefasst. 
"Ja, aber es fühlt sich so an, als hätte es mich ausgesucht. Also muss ich damit klar kommen."
"Dann lass mich dir helfen da wieder raus zu kommen."
"Nicht für den Preis, dass du hier drin bleibst.", argumentierte ich. Ich fand, dass dieses Argument es ziemlich auf den Punkt brachte, mir nicht mehr zu helfen. Er will doch selbst nicht mehr solche Sachen machen. Er wollte sich zurückziehen. Aber John schien von meinem Argument überhaupt nicht begeistert.

"Natalie geh wieder schlafen.", sagte er und ging zurück in seinen Raum. Sein Handy leuchtete auf und er empfing einen Anruf. Doch von dem bekam ich nichts mehr mit. Er schloss seine Tür. Sprachlos stand ich noch im Wohnzimmer. Doch nach ein paar Sekunden rannte ich wie ein kleines Mädchen in mein Zimmer und knallte meine Tür zu. Enttäuscht legte ich mich aufs Bett und starrte einfach nur die Wand an. Unbewusst schlief ich dann irgendwann wohl doch wieder ein.

Ich wachte auf. Mein Schlaf hatte sich angefühlt, als hätte ich nur für 5 Minuten die Augen zu gemacht. Die Uhr auf meinem Nachttisch verriet mir, dass es bereits Mittags war. Ich stieg sofort aus meinem Bett und suchte nach John. Ich dachte, dass es jetzt, nach etwas Ruhe, einfacher wäre ihn umzustimmen. Doch seine Tür war offen.

"John?", ich klopfte an seine angelehnte Tür. Keine Antwort, also machte ich sie ganz auf. Leer. Er ist gegangen. Das Telefon im Wohnzimmer klingelte und mit der Hoffnung das er vielleicht sich meldete, eilte ich zum Apparat. 

"Miss Taylor, hier ist die Rezeption. Management möchte sich mit ihnen über ihr Anliegen unterhalten."
Ich war zu nervös zu antworten. John war weg und ich fragte mich gerade nur was er trieb.  Konnte ich ihn endlich überzeugen mit meinen Worten? Ist er gegangen weil er verstanden hat, dass er mir nichts schuldig ist, und lässt mich dieses Problem selber lösen? Oder trifft er sich gerade mit Motkova? War das hier gerade wirklich die Rezeption? Vielleicht ist das jetzt alles eine Falle. Vielleicht wussten bestimmte Menschen, dass John nicht mehr da war um mich beschützen zu können. Ich spürte wie mein Herzschlag schneller wurde und ich mir die schlimmsten Dinge ausmalte. 

Schon komisch wie hilflos ich mich ohne John fühlte.

Als mir diese Erkenntnis kam, versuchte ich mich schnell zu beruhigen und antworte schließlich dem Anrufer. 

"Wo will sich das Management treffen?", wollte ich wissen.
"Sobald sie fertig sind, kommt er zu ihnen."
"Okay, nur 10 Minuten bitte."
"Natürlich."
Ich legte auf. Schnell duschte ich mich einmal ab und zog mir was Vernünftiges an. Dann ging ich in Johns Zimmer. Ich dachte mir vielleicht hätte er hier noch weitere Waffen versteckt. Und in seinem Nachtisch fand ich sogar eine. Ich entsicherte sie. Diese Waffe sah fast aus wie die, mit der John mir das Benutzen einer Waffe beibrachte. Doch diese war kleiner. Schnell ging ich mir Johns Worte in meinem Kopf nochmal durch um mich zu erinnern. Ich zog die Vorderseite der Waffe nach hinten um Schussbereit zu sein. Munition war noch vorhanden. Wie viele wusste ich leider nicht. Ich legte sie neben die Tür, mit der Vermutung das dieses treffen eine Falle war.

Ich sah auf die Uhr. Bald sollte sich jemand ankündigen. Plötzlich klopfte es, was mich zusammen zucken ließ. Als Vorsichtsmaßnahme nahm ich die Pistole und versteckte sie hinter meinem Rücken. Ich schaute durch das Guckloch.
"Miss Taylor.", hörte ich Winston vor der Tür sagen woraufhin ich diese vorsichtig öffnete. 
"Winston.", lächelte ich den älteren Mann an. 
Grinsend nickte er mir zu, als er eintrat. 5 weitere Männer betraten hinter ihm ebenfalls das Apartment. Ich schloss die Tür wieder und schob die Waffe an dem Bund meiner Hose am Rücken. Damit man diese nicht sah zog ich mir noch meine Lederjacke über.  Da die Männer schon vor mir her liefen und mich also nicht sahen, dachte ich, dass sie davon nichts mitbekamen.

"Wie ich sehe, hat John dich mit dem Werkzeug unserer Branche vertraut gemacht.", sprach Winston amüsiert. 
"Wo ist er?", war die einzige Sache, die ich gerade wissen wollte.
"Er wollte das ich dich beobachte. Er ist gegangen, um Motkova zu finden."
Mein Herz wurde ruhiger. Nun war ich erleichtert. Erleichtert zu wissen, dass er mich nicht aufgegeben hatte, obwohl ich darauf bestanden habe. Ich war mir nun auch nicht mehr sicher warum. Allerdings blutete nun mein schlechtes Gewissen. Er sollte das nicht alleine machen. 

"Wie kann ich ihn finden?", fragte ich deshalb nach.
"Natalie, wenn Sie Johns leben sichern wollen, bestehen Sie bitte auf seine Anweisung hier zu bleiben."
"Winston, ich muss wissen, wo er hingegangen ist.", behaarte ich weiterhin.
"John ist ein sehr fokussierter Mann. Es ist besser ihm dabei aus dem Weg zu gehen. Deine Sicherheit ist von höchster Priorität. "
"Wieso?", fragte ich verwirrt, merkte aber wie bei diesem Satz mein Bauch wieder anfing komisch zu kribbeln. 
"Ich stelle Johnathan nicht infrage, das solltest du auch nicht. Er sieht in dir etwas. Die wenigen, die John in sein Leben gelassen hatte, waren ihm sehr wichtig und diejenigen, die ihm geschadet haben, haben mit ihrem Leben bezahlt."

„Ich schulde John so viel, aber er schuldet mir rein gar nichts.", erklärte ich Winston niedergeschlagen.
„Das ist nicht seine Art so zu arbeiten. Er hat dieses Leben einmal verlassen, für jemanden wo er das Gefühl hatte es lohnt sich. Es scheint, als sieht er einen Wert in dir. Einen Wert, der sagt, dass du es verdienst in diesem Leben zu bleiben."

Ich sah Winston einfach nur noch an. Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Denn  eigentlich hatte ich keine Zeit über seine Worte nachzudenken. Ich musste John finden. Und ich musste anscheinend alleine nach ihm suchen müssen. 

A past you can't escape  ►   (a John Wick Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt