◈ EINUNDDREIßIG

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Taehyung wollte erst zurückweichen, doch als ich ihn deshalb nur noch enger zu mir zog, seufzte er nur vergebens auf und erwiederte schließlich. Seine Lippen bewegten sich synchron auf meinen und das Gefühl, dass er mir durch diesen Kuss gab, verursachte ein intensives Gribbeln in meinem Bauch.

Doch nach einer Weile, merkte ich wie mir die Luft ausging und Taehyung schien es genauso zu gehen, denn er löste sich schwer atmend von mir. Meine Augen öffneten sich und ich starrte den Halbgott vor mir an. Er war so schön. Doch im selben Moment in dem ich dies dachte, stand er ruckartig vom Bett auf.

»Verdammt!«, er raufte sich verzweifelt die Haare. Drehte mir den Rücken zu, während er in dem Zimmer herumtigerte. »Wieso hast du das getan?«, fauchte er mich mit verzweifeltem Ausdruck an.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Versuchte den stechenden Schmerz somit zu lindern, doch vergebens. Der einzige, der dazu in der Lage war, strafte mich gerade mit bösen Blicken. Wenn er mich nicht hatte küssen wollen, dann hätte er doch auch nicht erwiedert, oder?

»Wieso denn nicht?«, fragte ich ihn stattdessen zurück. Mit dieser Frage hätte er wohl nicht gerechnet, denn er hob überrascht die Brauen und hörte auf, hin und her zu laufen. »Weil-«, er stockte. Starrte auf den Boden, als stünde dort die Antwort auf meine Frage. »Weil das was ich fühle nicht echt ist.«, sagte er leise und mied jeglichen Blickkontakt. Stattdessen vergrub er seine Hände in den Taschen seiner Jogginghose, die ihm verboten gut stand.

»Woher willst du das wissen?«, fragte ich, als ich mich wieder auf seine Worte konzentrieren konnte.
Da ich ihn ohnehin die ganze Zeit angestarrt hatte, merkte ich es schnell, als er mir einen verstohlenen Blick zuwarf.

»Weil ich bisher nur Puma geliebt habe«, meinte er nachdenklich. »Und sich das hier ganz anders anfühlt. Falsch.« Dabei schaute er mich kurz an. Kalt. So wie ich ihn kennengelernt hatte.

Es war nicht nur die Tatsache, das er Puma erwähnt hatte, die den Schmerz in meiner Brust schlimmer werden ließ. Es war mehr die Tatsache, dass wir beide das gleiche Geschlecht hatten, was er als falsch bezeichnete. Er nannte diese Liebe falsch. Das war auch der Grund, weshalb sich Tränen in meinen Augen bildeten.

Denn genau das war es gewesen, weshalb man mich früher verabscheut hatte. Weil ich homosexuell war. Nicht so wie alle anderen Jungen in einer glücklichen Beziehung mit einem Mädchen war. Nur weil ich bisher noch nie ein Mädchen geliebt hatte, wurde ich nicht akzeptiert. Genau das selbe Gefühl, welches ich damals gefühlt hatte, schlich sich erneut in mein Herz und ließ es schmerzhaft gegen meine Brust pochen.

Eifersucht machte sich nun in mir breit und vergiftete jegliche Gedanken, die bisher positiv gestimmt waren. Raubten mir die Hoffnung und den Glauben darauf, jemals von ihm geliebt zu werden.

Bevor ich überhaupt wusste was für einen Entschluss ich treffen würde, fragte ich gerade heraus: »Du gibst mir also keine Chance, weil du nicht schwul sein willst? Du willst mich nicht, weil du immer noch Puma liebst und du brauchst mich nicht in deinem Leben?«, fragte ich mit gebrochener Stimme. Er musste gemerkt haben, dass ich mehr als nur ein bisschen verletzt war und dass es nicht alles von ihm kam, sondern dass die Wunden schon tiefer saßen.

Doch bevor er überhaupt darauf antworten konnte, fiel ich ihm ins Wort. »Nein, ich verstehe schon. Wir haben keine Zukunft. Es wird auch nie ein wir geben, habe ich recht?«, fragte ich rethorisch und stand nun ebenfalls vom Bett auf um mich Taehyung gegenüber zu stellen. Sein besorgter aber zugleich verletzter Blick war auf mich gerichtet.

Wie ich ihn so ansah, konnte ich sogar verstehen, dass ich ihn nie haben durfte. Er war zu göttlich für mich. Wir befanden uns nicht auf gleicher Ebene. Wir waren zu unterschiedlich. Außerdem war er hetero. Wieso sollte er mich dann überhaupt lieben?

Wieso war ich eigentlich hier, wenn ich dass was ich am meisten brauchte nie bekommen würde, ohne egoistisch zu handeln?

Ich gehörte hier nicht hin. Nicht zu einem Mann, der zu sehr gebrochen war, als das er einem liebesbedürftigen wie mir, sein Herz schenken könnte.

»Du liebst mich nicht und wirst es nie tun.«, sagte ich und war überrascht, wie fest meine Stimme doch war. Seine Augen weiteten sich. Als wüsste er bereits, was ich im Begriff war zu tun, griff er nach meiner Hand.

»Nein tu das nicht!«, flehte er und ich verstand noch nicht einmal wieso. Er mochte mich noch nicht einmal.

»Namjoon! Seokjin! Ich habe meine Wahl getroffen!«, rief ich gegen die Zimmerdecke, wissend dass sie mich hören würden.

Während ich auf ihr erscheinen wartete, sah mich Taehyung verletzt an. »Jeongguk... Du musst diese Woche noch hier bleiben, bitte!«, bat er und drückte meine Hand, die ich ihm jedoch entzog.

»Taehyung, es ist okay. Du musst mich nicht lieben. Ich wüsste auch nicht wie das gehen sollte.«, lachte ich gefaket und verzweifelt zugleich. »Aber ich kann nicht länger bei dir bleiben, wenn meine Liebe zu dir immer stärker wird, ich aber genau weiß, dass du nie das selbe für mich empfinden wirst. Bitte... Tu mir das nicht an«, flüsterte ich schwach.

Ich traute mich mittlerweile nicht einmal mehr ihm in die Augen zu sehen. Aus Angst er könnte mir bis auf die Seele blicken. Doch er nahm seine schlanken Finger unter mein Kinn und hob es an, sodass mein Blick den seinen traf.

Und ich weiß, dass er mir in diesem Moment etwas wichtiges sagen wollte, doch das sollte ich wohl nicht erfahren, denn die beiden Götter, Seokjin und Namjoon tauchten auf und nahmen mich mit sich in den großen antiken Raum mit der Couch, auf der die vier Halbgötter saßen, wie am ersten Tag hier. Die drei anderen Halbgötter schauten verwirrt von mir zu Taehyung, der seinen Kopf zur Seite gedreht hatte.

»Bist du sicher, dass du jetzt schon wählen willst? Es gibt dann kein zurück mehr...«, fragte mich Seokjin leise. Ich nickte, obwohl ich mir alles andere als sicher war. Ich wollte nicht wählen. Ich wollte zu Taehyung. Ich wollte von ihm geliebt werden.

Und obwohl ich nicht so egoistisch hätte handeln sollen, tat ich genau das selbe, was Puma Taehyung angetan hatte.

Ich wollte einen anderen wählen.

Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch noch nicht wissen können, dass Taehyung nicht ehrlich zu mir gewesen war.

1057 Wörter

Mal ein längeres Kapitel und Leute...
Drama has just begun.
Love youuu ♥️

PARADISE/♾⚣♾/ VKOOKWhere stories live. Discover now