005 ― Im Luftschacht

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Am Vormittag des nächsten Tages war auch Minho wieder fit auf den Beinen, obwohl er während den voherigen Stunden noch leicht benebelt gewirkt hatte

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Am Vormittag des nächsten Tages war auch Minho wieder fit auf den Beinen, obwohl er während den voherigen Stunden noch leicht benebelt gewirkt hatte. Die Betäubungsspritze hatte, zu seinem Glück, die Blutbahnen verfehlt und lediglich eine schockstarre, statt der erwünschten Vollnarkose-Artigen Betäubung erzeugt.
Dennoch hatte Kaya verboten, dass Minho am heutigen Training teilnahm. 
Während sie die Liste durchging, um die Anwesenheit der Probanden, wie vorgeschrieben, zu kontrollieren, hielt sie bei Newt kurz inne. "Newt?", hakte sie nach. Immer noch keine Antwort. "Wo ist Newt?", stellte sie die Frage in die Runde.
Da keiner eine Antwort zu wissen schien, tat Kaya das, was ihr als erstes in den Sinn kam.
"Wartet hier, ich hole Thomas. Er wird euch betreuen", beschloss sie, "Und ich suche Newt."
Letzteres war zu einem verzweifelten seufzen verendet.
Thomas fand sie, zu ihrer Erleichterung, sehr schnell, während er mit Teresa die Blutdruckwerte der Neuankömmlinge aus Gruppe C im System speicherte. Er willigte sofort ein, Gruppe A während des Trainings zu beobachten, denn er verstand sich sehr gut mit den meisten der Jungen.
"Danke, ich bin dir was schuldig, Thomas.", bedankte sich Kaya, bevor Thomas um die Ecke bog und zu den Sporthallen lief, während Kaya sich ihren Weg zu den Schlafsälen von Gruppe A bahnte.
Doch die Säle waren alle leer. Lediglich die Stockbetten und einige Kleidungsstücke fand Kaya vor.
Doch von Newt fehlte weiterhin jede Spur. Ratlos lief Kaya zuerst in den Speisesaal, dann zu Mary in ihr Behandlungszimmer, doch auch hier war Newt nicht ausfindig zu machen.
"Wen oder was suchst du?", wollte Mary schlussendlich wissen, als Kaya zum zweiten mal an ihrem Behandlungszimmer vorbeihetzte. Kaya zögerte. Konnte sie Mary vertrauen?
"Newt. Ich kann ihn einfach nicht finden. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.", gab Kaya schließlich besorgt zu. Sie hoffte, Mary vertrauen zu können. Vielleicht  ein bisschen zu sehr, wie sie erschrocken feststellte. Leider zu spät, denn sollte die Ärztin aus irgend einem Grund etwas gegen sie haben, wäre die Information, dass Kaya einen ihrer Probanden verloren hatte vermutlich ein gefundenes Fressen für Janson und jeden, der Kaya aus ihrer Position kicken wollte.
Plötzlich bemerkte Kaya aus dem Augenwinkel, dass Aris um die Ecke biegen wollte. Als er jedoch näher kam, schien er urplötzlich in die völlig verkehrte Richtung zu laufen und er ergriff schleunigst die Flucht.
"Ich glaube, ich weiß wo er ist. Danke trotzdem, Mary."
Die Ärztin war so verwirrt, dass sie kein Wort zur Antwort geben konnte. Doch hätte sie etwas gesagt, hätte Kaya es vermutlich so oder so nicht gehört, denn sie rannte hinter Aris her.
"Warte! Aris!", rief sie, doch der Junge verschwendete keinen Gedanken daran, stehen zu bleiben.
Aris zog sein Tempo etwas an, doch Kaya erreichte ihn wenig später.
"Kaya...", stammelte der Junge verlegen, als er feststellte, dass seine Flucht misslungen war.
"Aris, wo ist Sonya?", stellte Kaya schlussendlich die Frage, nachdem sie ihn ausgiebig gemustert hatte.
Seine Haltung wirkte zusammengesunken, beinahe unsicher.
"Sonya? Wieso?", wollte ihr gegenüber so unschuldig wie möglich wissen.
"Ich...Muss dringend mit ihr reden.", Log Kaya und war überrascht, wie überzeugt sie dabei klang.
"Ah...Also...Sie ist...", druckste Aris herum.
"Spucks schon aus, Aris!"
Kaya klang viel ernster als sie wollte, aber die Feste in ihrer Stimme schien ihre Wirkung zu tun.
"Verpetz' mich bitte nicht...Ich habe es für Sonya getan..."
Bingo. Dachte Kaya erleichtert.
"Was? Was hast du getan?", wollte Kaya sichergehen. "Sie...Sie vermisst ihren Bruder und...Die Luftschächte führen zusammen...Da habe ich..."
"Psht!", machte Kaya und legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. Sekunden später stapften acht bewaffnete Wachmänner in tiefschwarz an ihnen vorbei.
Aris atmete rastlos ein und wieder aus.
"Schon gut, Aris. Das bleibt unter uns. Aber jetzt bring mich zu ihnen, Newt müsste schon längst beim Training sein, wenn Janson merkt, dass er fehlt, sieht er Sonya nie wieder."
Aris nickte zustimmend und führte Kaya zu einem der Belüftungsschächte. "Da rein, immer nach links. Dann kommst du in Schlafsaal siebzehn raus, da sind Sonya, Harriet und einige andere Mädchen untergebracht. Newt müsste bei ihnen sein."
Kaya nickte dankbar und krabbelte in den Schacht hinein.
Wie Aris erklärt hatte hielt sie sich auf der linken Seite und erreichte wenig später die Öffnung, die, wie er gesagt hatte, im siebzehnten Schlafssal endete.
"Newt, wir stehen das zusammen durch, ich lasse dich nicht hängen. Versprochen."
Die sanfte, einfühlsame Stimme von Newt's Schwester jagte Kaya eine wohlige Wärme durch den Körper.
"Du bist noch nicht infiziert, Newt. Noch hast du nichts verloren."
Kaya hätte am liebsten laut Beifall geklatscht. Dieses Mädchen hätte einen Orden für das verdient, was sie sagte.
"Danke, Sonya. Aber...-"
"Nichts aber.", unterbrach seine Schwester ihn.
"Wir schaffen das."
Kaya merkte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten.
Sonya und Newt waren ein Herz und eine Seele. Und ANGST riss sie einfach auseinander.
Kein Funken von Mitgefühl.
Kaya wischte sich die Tränen aus den Augen, musste sich dafür aus ihrer liegenden Krabbel-Position jedoch erheben und setzten.
Doch der Schacht war viel zu eng, und so kam es, wie es kommen musste:
"Aua!", fluchte Kaya, als ihr Kopf ungebremst gegen das Metall aufkam.
"Wer ist da?!", erklang Harriets Stimme, während sie nach irgendetwas griff, dass sie als Waffe nutzen konnte.
Newt legte schützend einen Arm um seine Schwester, die vor ihm kniete und alle anderen Mädchen hatten giftige Blicke auf  den Schacht gerichtet, in dem Kaya hockte.
"Aris?", hörte Kaya Sonya's Stimme, deren klang zu einem flehen geworden war.
"Komm raus da!", knurrte Harriet.
Kaya näherte sich der Öffnung, griff um die Gitterstäbe und öffnete den Schacht.
"Kaya?", entfuhr es Newt, als er sie erkannte. "Schon gut, Harriet. Das ist Newt's Freundin.", beruhigte Sonya Harriet.
Harriet ließ den Metallpfosten, den sie wie einen Speer in beiden Händen hielt sinken.
"Tut mir leid für die Unruhen. Ich wollte euch echt keinen Schrecken einjagen.", entschuldigte sich Kaya, während Newt den Arm von seiner Schwester zurückzog und lediglich ihre Hand in seiner behielt.
"Woher wusstest du....- ", wollte Newt wissen, kam jedoch nicht dazu, seine Frage zu beenden, denn Schritte, die sich offenbar Schlafsaal siebzehn näherten, wurden immer lauter.
"Durch den Luftschacht. Das ist eure einzige Chance.", fauchte Harriet gestresst. "Komm rauf, Newt!", rief Kaya und Newt reagierte augenblicklich. Gekonnt drückte er sich mit den Armen in den Luftschacht hinein, bis er gebeugt sitzend vor Kaya zum stehen kam. Diese drückte von innen das Gitter zu, während Harriet und Sonya wie begossene Pudel auf ihren Betten saßen und sich nicht weiter regten.
Kaya's Herz hämmerte wild gegen ihre Brust. Aus Angst. Und vielleicht auch ein bisschen, weil ihr Blick versehentlich auf Newt's ziemlich muskulösen Arme gerutscht war, während er in den Luftschacht geklettert war, und er jetzt nur Millimeter von ihr entfernt saß. Dann hörten sie, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Kaya legte warnend den Zeigefinger vor die Lippen und Newt schwieg. Sein Atem verlangsamte sich, während sie im Luftschacht kauerten und auf das warteten, was dort kommen mochte.

𝐒𝐔𝐁𝐉𝐄𝐂𝐓 𝐀𝟎 II Newt₁Where stories live. Discover now