Kapitel 23

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Mit großen Augen musterte Nightmare das Gewand und zog dieses daraufhin ungeschickt an. Immer noch in Gedanken versunken starre Arya in die Ferne. „Wollen wir wieder zurückfliegen?", riss der Drache in Menschengestalt sie aus ihren Gedanken. Abwesend nickte das Mädchen und schlenderte zur Tür. Im letztem Moment wurde sie von ihm am Handgelenk festgehalten und zurückgezogen. Überrascht schaute sie in seine leuchtend grünen Augen ihres Artgenossen. Weil zwischen den beiden kaum Abstand war konnte sie seinen Herzschlag hören und seinen Atem auf ihrer Haut spüren. „Was beschäftigt dich?", fragte er besorgt. Mit einem kalten Ausdruck in ihren Augen erwiderte sie: „Es geht um meine Vergangenheit, mehr musst du nicht wissen." Zärtlich nahm er ihr Kinn in die Hand, sodass sie ihm direkt in die Augen sehen musste und flüsterte: „Ich muss nicht erfahren warum du aufgewühlt bist aber ich möchte, dass du aufhörst darüber nach  zu denken und dich stattdessen mit mir amüsierst." Seufzend meinte Arya: „In Ordnung." Beruhigt lächelte er schief und ließ ihr Kinn los. Mit einem Kloß im Hals trat sie ein paar Schritte zurück und marschierte zur Treppe. Die Holzstufen waren bereits zerkratzt und abgenutzt. Mit rasendem Herzen umfasste sie den metallenen Türgriff und öffnete die Haustür. Als sie auf der Wiese ankam atmete sie tief durch, genoss die frische Luft und beruhigte sich wieder. Daraufhin drehte sie sich lächelnd um und sagte: „Lass uns losfliegen. Aber nur die Flügel erscheinen lassen." Schnell konzentrierte sie sich auf ihre schwarzen Flügel, welche an den Enden ein Bisschen rötlich sind. Daraufhin spürte sie das bekannte Kribbeln an ihrem Rücken. Ihr Gegenüber tat es ihr gleich, weshalb beide Drachen sich kurz darauf mit ausgebreiteten Flügeln gegenüberstanden. „Bereit wenn du es bist", schnurrte Nightmare fröhlich. Gleichzeitig fingen sie an mit ihren Flügeln zu schlagen und erhoben sich somit in die Luft. Gemächlich flogen die beiden Nachtschatten schweigend nebeneinander zur Insel Berg. Ohne sich absprechen zu müssen landeten beide Drachen auf dem Marktplatz, auf welchem im Moment keine Stände aufzufinden waren. Während Arya sich streckte faltete sie ihre Flügel, sodass diese nur noch ein Bisschen hinter ihrem Rücken zu sehen waren. Gelassen schaute sie zu ihrem Artgenossen, welcher sich sichtlich unwohl fühlte. „Keine Sorge, ich beschütze dich", flötete das Mädchen sarkastisch woraufhin er ihr einen säuerlichen Blick zuwarf. „Was wollen wir unternehmen", fragte er mit gehobener Augenbraue. Als sie zu einer Antwort ansetzte bemerkte sie, dass sie von Wikingern umzingelt waren. Mit ihrer Drachenstimme knurrte sie: „Wir sind umzingelt. Mir gefällt das ganz und gar nicht." Plötzlich löste sich ein alter Mann aus der Menge. Er hatte einen langen, weißen Bart und einen seltsam aussehenden Stab. Außerdem lief ein weißes Schaf neben ihm.  „Seht ihr dass, die Drachen sind nun auch zum Teil Menschen. Wohin soll das führen. Sie werden jetzt nicht nur meinen Kohl fressen, unsere Häuser zerstören und Chaos stiften, sie werden uns, die Menschen, vernichten und die Welt übernehmen. Wir müssen sie töten bevor sie uns töten", schrie er mit hasserfüllter Stimme woraufhin die versammelten Wikinger zustimmend murmelten und neugierig näher traten. „Mehltau, dein Hass den Drachen gegenüber könnte daher stammen, dass ein kleiner Teil erkannt hat, dass wenn selbst ein Schrecklicher Schrecken vorhat dich zu zerfleischen er es schaffen würde. Die Drachen sind die machtvollsten Wesen auf dieser Erde und das beunruhigt dich deshalb willst du uns vertreiben sodass der Mensch wieder das stärkste Lebewesen ist aber ich warne dich. Das wirst du niemals schaffen", erklärte Nightmare ruhig aber bestimmt. „Seht ihr dieses Biest hat mir gerade gedroht. Ihre Art ist gefährlich und unberechenbar", wetterte der alte Greis. Nun erhob Arya mit schneidender Stimme das Wort: „Ich weiß, dass du ungebildeter alter Mann es nicht wissen kannst aber wir sind keineswegs wild. Wir haben unsere eigene Kommunikation und Rangordnung. Wie bei euch im Dorf nur bei uns ist es viel lockerer und weitreichender. Wir sind nicht auf Krieg aus aber wir sind misstrauisch und auf alles vorbereitete. Wenn uns jemand töten will vernichten wir ihn natürlich. Außerdem finde ich es armselig, dass du nach der Zustimmung der anderen Wikinger suchst und nicht auf unsere Äußerungen eingehst."

Das besondere NachtschattenmädchenWhere stories live. Discover now