Kapitel 5 - Scars To Your Beautiful

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Finn POV

Mittlerweile sind Nathan und ich beide wieder zu Hause. Natürlich haben wir noch einen sehr langen Genesungsweg vor uns, aber es ist schon alles wesentlich besser geworden. Aber gerade eben haben wir versucht Sex zu haben...also so ganz geklappt hat das nicht...

Nathan starrt an die Decke "Tut mir leid." Ich greife nach meinen Boxershorts und reiche ihm seine "Ist ja nicht deine Schuld. Ist nicht schlimm, Schatz. Spürst du rechts immernoch nichts?" Er starrt weiter an die Decke "Immernoch nur den Oberschenkel. Ich komm gleich wieder." Ich höre wie seine Stimme zittert. Er setzt sich an den Bettrand und zieht mühsam die Boxershorts wieder an. Dann greift er nach der Gehhilfe und steht auf. Ohne ein weiteres Wort verlässt er das Schlafzimmer. Ich gebe einen resignierten Seufzer von mir.

Peter schaut erst kurz ins Zimmer und kommt dann ganz rein "Hey, was ist denn mit Nathan? Er sah ja vollkommen verzweifelt aus." "Er kriegt keinen hoch." "Das wird schon noch." "Erzähl das Nathan, nicht mir." "Was macht deine Hand?" Ich strecke die Finger aus und zeige Peter die zitternde Hand "Das da." "Finn, das-" "Das wird schon? Warum sagen wir das eigentlich ständig alle? Was wenn es nicht wieder wird? Wenn ich nie wieder operieren kann? Wenn Nathans rechtes Bein nie wieder voll funktionsfähig wird und Dr West recht hat? Und wenn er eben keinen mehr hochkriegt?"

"Schön, dass du es so ernst meinst mit den aufbauenden Worten. Soll ich dir was sagen? Du wirst wieder operieren können. Du müsstest nur endlich mal wirklich dran bleiben mit den Übungen und so und nicht so pessimistisch denken. Und verdammte scheiße! Ich kann eben auch nicht operieren. Hör auf ständig zu sagen 'Wenigstens kannst du operieren'. Kann ich nicht! Ich kann ja keine zehn Minuten ohne Hilfe stehen. Und sitzen ist ja wohl eher ungünstig im OP." Entgeistert sehe ich Nathan an "Ist das dein Ernst? Ich soll nicht so pessimistisch denken? Wenigstens sitze ich nicht den ganzen Tag nur zu Hause rum und bemitleide mich selbst." Sofort wünschte ich, ich könnte meine Worte zurücknehmen. Ich weiß, das Nathan sich definitiv nicht selbstbemitleidet und auch nicht nur hier rumsitzt. Eher im Gegenteil. Er versucht Tag für Tag normal zu laufen. Er sieht mich mit Tränen in den Augen an. Ich sehe zu Boden "Tut mir leid. Ich hab das nicht so gemeint..." Nathan schüttelt den Kopf "Nein...mir tut es leid, dass ich ja alle so furchtbar zu enttäuschen scheine."

Peter runzelt die Stirn "War das echt nötig? Ich weiß, dir geht's auch nicht gut...aber trotzdem. Das ging ja wohl mal gar nicht. Ich gehe zu ihm, nicht das noch was passiert...Oh...Lucas? Wie lange stehst du denn schon da? Wer hat dich überhaupt reingelassen?" Erst jetzt bemerke ich Lucas, der im Türrahmen steht und mich kritisch mustert "Lange genug. Lexie."

"Finn...was sollte das denn?" "Es tut mir ja leid...Ich...was meinte er überhaupt von wegen 'eine Enttäuschung für alle'?" Lucas seufzt und setzt sich auf das Bett "Naja...er hat das Gefühl er enttäuscht dich. Und sein Dad verhält sich irgendwie momentan echt scheiße. Er wirft ihm ständig vor, er würde es nicht genug versuchen. Und dann gab es da doch diesen einen komischen Vertretungstherapeuten...richtiges Arschloch. Der hat gesagt, manchen Leuten könne man halt einfach nicht mehr helfen. Nur weil Nathan so Schmerzen hatte und meinte er kann nicht mehr. Dann hat dieses Arschloch allen Ernstes auch noch gesagt, Nathan solle sich nicht so anstellen." "Warum weiß ich das alles nicht?" "Weil Nathan will, dass deine Hand wieder gesund wird. Und deswegen redet er mit dir nicht darüber, sondern versucht dich dazu zu motivieren endlich den Arsch hochzukriegen und wirklich was zu tun. Guck dir doch mal an, wie er dich über sich selbst stellt. Nathan hat den ganzen Tag so scheiß Schmerzen, versteckt das aber vor dir. Weil deine Probleme ihm wichtiger sind als seine." "Aber...wirklich?" "Bist du blind oder so?"

Nathan, der wohl schon eine Weile wieder da ist, da er auf dem Sofa sitzt (wie konnte ich ihn nicht bemerken?), seufzt "Weißt du Lucas...manchmal wünschte ich, du würdest einfach deine Klappe halten. Aber gerade finde ich es gar nicht so schlecht, dass du mal Klartext geredet hast. Auch wenn ich das selbst tun sollte." Ich gehe zu Nathan und küsse ihn "Hey...es tut mir leid. Du kannst doch mit mir über alles reden. Sorry, dass ich so egoistisch war in letzter Zeit. Und glaub ja nicht, du enttäuschst mich. Im Gegenteil. Ich bin stolz auf dich. Und auch wenn du rechts Unterschenkel und Fuß nicht spüren kannst und keinen hochkriegst...das ist nicht deine Schuld. Und ich liebe dich doch trotzdem." Lucas sieht Nathan an "Du kriegst keinen hoch?" Nathan verdreht die Augen "Ja...das ist echt scheiße." "Hast du's mal mit masturbieren versucht? Kann ein Penis kaputt sein?" "Alter, Lucas! Bist du dumm oder so? Du kannst dir sogar deinen Penis brechen. Und wenn die Nerven nicht in Ordnung sind...dann kriegt man halt keinen hoch." "Das ist ja furchtbar." Ich sehe Lucas an "Weißt du...es gibt schlimmeres im Leben...aber naja, wenn man ständig irgendwelche Flugbegeliterinnen abschleppt wäre sowas natürlich äußerst ungünstig."

Peters Stimme ertönt von unten "Es gibt Essen! Auch für Lucas." Lucas grinst "Geil! Essen!" Nathan lächelt "Meine Rede..." Ich helfe ihm hoch und wir laufen bis zur Treppe. Nathan hat besser und schlechtere Tage. An schlechteren Tagen, müssen wir ihn die Treppe runtertragen. Heute ist so ein Zwischending. Die Hälfte der Treppe kriegt er so hin, dann tragen Lucas und ich ihn nach unten. Anschließend gehen wir langsam Richtung Esszimmer und Robin kommt auch gerade "Hallöchen." "Hey Süße. Alles klar?" Sie nickt "Ja, alles supi."

Lexie, Mark und Sophia sitzen schon am Tisch. Tommy sitzt in seinem Stühlchen und isst vergnügt Apfelstückchen. Peter kommt gerade mit dem Essen "Ah, da seid ihr ja alle. Setzt euch." Nathan lässt sich etwas schwerfällig auf dem Platz neben mir nieder. Ich lege meine gesunde Hand auf seinen Oberschenkel und frage ihn leise "Hast du Schmerzen?" "Ja, aber ist okay." "Ich kann dir Schmerztabletten holen." "Es geht schon." Ich stehe trotzdem auf und alle sehen mich an. "Ich bin gleich wieder da. Fangt ruhig schon an." "Finn...du musst echt nicht-" "Du hast Schmerzen. Und das will ich nicht."

"Danke." Ich nicke nur und widme mich meinem Essen. Ich soll aufjedenfall mit der rechten Hand essen, um diese zu trainieren. Eigentlich klappt das heute zunächst auch echt gut, aber dann fängt die Hand an, wie blöd zu zittern und ich lasse die Gabel fallen. Ich hasse diese Momente, weil es dann immer ganz still am Tisch wird. Ich stehe auf "Entschuldigt mich." Nathan hält mich fest "Hey, bleib hier. Es ist doch alles in Ordnung." Ich schüttele den Kopf und befreie mich aus seinem Griff.

Im Flur bleibe ich stehen. Ich will hören, was sie sagen. Allerdings sagt außer Nathan niemand was "Müsst ihr immer so still werden, wenn das passiert? Redet doch einfach weiter. Das wäre wesentlich besser...kann mir kurz jemand helfen?" Im letzten Teil des Satzes schwingt wieder Verlegenheit mir. Nathan hasst es, ständig auf Hilfe angewiesen zu sein.

Kurze Zeit später kommt er zu mir "Hey. Es ist okay." Er lässt die Gehhilfe los und umarmt mich. Dann gibt er mir einen Kuss. Sanft streicht er mir über die Haare und legt dann seine Stirn an meine "Lass dich davon nicht unterkriegen, hörst du?" Ich sehe nach unten. Nathan hebt mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen muss "Schatz, ich weiß wie schwer das alles ist, aber du musst weitermachen. Du willst so gerne wieder operieren...das geht aber nur, wenn du dich anstrengst. Und ich weiß...es tut so verdammt weh. Aber...ich bin für dich da." Er nimmt meine rechte Hand. Ich will sie wegziehen, aber er schüttelt den Kopf "Nicht wegziehen." Sanft streicht er drüber. Er fährt die Ränder der Narben mit dem Finger nach. "Hör auf. Und guck die Hand nicht so an. Die ist hässlich." "Laber keine Scheiße. Sie ist wunderschön. Alles an dir ist wunderschön. Ich liebe dich. Jeden Teil von dir." Meine Stimme ist kaum hörbar als ich "Danke" sage. Nathan nimmt wieder seine Gehhilfe und greift mit der freien Hand nach meiner.

Als wir Hand in Hand ins Esszimmer kommen starren sie uns an. Das wir Hand in Hand sind, kam seit der Explosion eigentlich nie vor...Weil Nathan immer meine rechte Hand nehmen müsste und ich das bis vor ein paar Minuten gar nicht haben konnte. Nathan setzt sich in aller Seelenruhe hin und beginnt wieder zu essen. Ich mache es ihm nach. Als immernoch alle still sind hebt Nathan eine Augenbraue "Habt ihr ein Problem?" Lucas legt den Kopf schief "Habt ihr eben Händchen gehalten?" Nathan zuckt nur ganz cool mit den Schultern "Was ist daran jetzt so seltsam? Wir sind immerhin verlobt." Wie ich meinen Verlobten doch liebe...

Wie geht's?✌ Ich hau direkt noch ein Kapitel raus🎉 Hope you like it😊 Wie findet ihr diese Buch bis jetzt? Lasst gerne mal Feedback da🤗 Love you my little cuties😘💕

Song🎶: Scars To Your Beautiful - Alessia Cara

Endgame (boy×boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt