Kapitel 8 - Let You Down

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Finn POV

Nathan sieht mich zweifelnd an "Ich geh da nicht rein. Vergiss es." "Nathan, Schatz, nur auf die Galerie." "Warum denn?" "Damit du bald wieder operieren kannst. Du hast ja jetzt die tolle Orthese. Komm. Carina hat gesagt, du sollst das probieren."

Ich starre in den OP. Wie gerne würde ich da unten stehen. Ich zwinge mich zu Nathan zu sehen. Er hat sich umgedreht und atmet viel zu schnell. "Nathan?" "Ich gehe jetzt hier raus. Ich kann das nicht." Seine Stimme zittert. Er tut mir so leid. Ich wünschte ich könnte irgendwas tun. Stattdessen muss ich alles noch schwieriger machen...

"Nathan...ich muss dein Gehalt kürzen. Der Vorstand macht Druck, weil du nicht operierst und so wenig arbeitest. Tut mir leid." Ich kann ihm doch jetzt nicht alles sagen. Er macht schon genug durch...andererseits früher oder später muss ich es ihm sagen. Nathan sieht mich eindringlich an "Finn, dass ist nicht die ganze Wahrheit. Du guckst so komisch." Er kennt mich zu gut... "Nathan...wenn du nicht bald wieder operierst muss ich dich entlassen. Ich hab versucht denen zu erklären, dass du einer der besten Neurochirurgen bist und das ziemlich blöd wäre. Aber solange du nicht operierst bringt das auch nichts, meinten die." Nathan starrt auf seine Hände. Dann steht er auf "Ich fahr heim. Wir sehen uns später zu Hause. Du musst ja noch arbeiten." "Warte...wie kommst du heim?" "Mit den Öffentlichen. Passt schon." Nathan schaut mich nicht an. Ich weiß, wie sehr ihn das verletzt hat. Ich wünschte ich könnte irgendwas tun.

Als ich nach Hause komme sitzen alle am Esstisch...außer Nathan. Und Robin und Sophia, aber die sind beide bei Freunden. Ich setze mich zu ihnen und Peter reicht mir einen Teller. Ich sehe fragend in die Runde "Wo ist Nathan?" "Er hat gesagt, ihm ist nicht gut. Er wollte sich lieber hinlegen. Ich hab ihn vorhin gefragt, ob er was essen möchte und er hat nein gesagt." "Nathan will nicht Essen? Oh man. Meine Schuld." "Was hast du gemacht?" "Ich hab ihm nur gesagt, was der Vorstand gesagt hat. Wenn er nicht bald wieder operiert zwingen die mich, ihn zu entlassen. Wenn ich versuche, ihn zu verteidigen, dann heißt es wieder, dass mache ich nur, weil wir in einer Beziehung sind. Aber auch aus meiner Chefarztposition betrachtet...Nathan ist wichtig für das Krankenhaus. Aber ja, er muss dafür wieder operieren." Peter seufzt "Das ist aber doch gemein. Es ist doch verständlich, dass er vorerst nicht operiert. Die haben doch keine Ahnung."

Während wir noch essen, kommt Nathan, nur in einer Boxershorts bekleidet, runter und geht in die Küche. Als er wieder kommt hat er eine Flasche Scotch dabei. Ich sehe ihn an "Nathan...was machst du da mit der Flasche?" Er starrt auf die Flasche in seiner Hand und geht zurück in die Küche. Lexie sieht nervös zu ihm "Das nimmt ihn ja wohl sehr mit... geht es ihm gut?" Jetzt kommt Nathan wieder. Er hat ein Glas, ich schätze mal mit Scotch, in der Hand. Er sieht mich an "Okay?" Ich nicke irritiert. Peter sieht Nathan an "Geht's dir besser? Willst du was Essen?" Nathan schüttelt den Kopf und geht dann langsam aus dem Esszimmer. Wenn Nathan nichts essen will sieht es schon schlecht aus...

Lexie schüttelt den Kopf "Warum müsst ihr Männer eigentlich ständig halbnackt rumlaufen? Wollt ihr unbedingt euer Sixpack präsentieren?" Peter verdreht die Augen. Ich zucke nur mit den Schultern "Wenn man ein Sixpack zu präsentieren hat... Außerdem lag Nathan ja auch schon im Bett. Also ist es logisch, dass er nur 'ne Boxer anhat." Lexie wickelt sich eine Haarsträhne um den Finger "Nathan ist ja schon gut gebaut. So muskulös..." Mark sieht sie empört an "Hallo?! Was ist mit mir?" "Du könntest bisschen mehr Sport vertragen." Peter lacht und ich schüttele nur grinsend den Kopf "Gnadenlos ehrlich...ach Schwesterherz..."

Wir sitzen noch eine ganze Weile am Tisch und unterhalten uns. Als ich schließlich nach oben komme, schläft Nathan anscheinend schon. Ich beobachte ihn eine Weile. Dann gehe ich ins Bad. Ich suche gerade nach einer neuen Tube Zahnpasta, als mein Blick auf eine Tablettendose fällt. Ich nehme sie aus dem Schrank. Antidepressiva. Ach du scheiße...Nathan nimmt Antidepressiva. Warum weiß ich das nicht?  Ich wusste ja, dass er die Explosion nicht so leicht verkraftet hat wie ich...aber das es so schlimm ist. Fuck...

"Was machst du da?" Ich zucke zusammen. Langsam drehe ich mich um. Nathan reibt sich verschlafen die Augen. Sein Blick verdunkelt sich, als er die Dose in meiner Hand bemerkt. Dann sieht er mich entschuldigend an "Ich wollte dir das ja sagen...aber...irgendwie... Keine Ahnung. Für dich scheint das so einfach zu verkraften zu sein und...naja." Ich gehe zu Nathan und umarme ihn "Schatz, bei dir sind die Verletzungen ja auch viel schlimmer als bei mir. Nathan...sag mir endlich die ganze Wahrheit." Er löst sich aus der Umarmung "Okay...ich war bevor ich zu Carina bin bei einem anderen Therapeuten...meinem alten Therapeuten. Der hat PTBS diagnostiziert und mir die Antidepressiva verschrieben. Aber dann wurde mir Carina empholen...also gehe ich jetzt zu ihr, wie du ja weißt. Jedenfalls hab ich echt Schlafprobleme und so. PTBS halt...du weißt ja was das ist."

Ich hab die Augen vor der Realität verschlossen. Wie oft habe ich nachts bemerkt, dass Nathan wach lag. Wie oft habe ich bemerkt, dass er ohne bestimmten Anlass nervös ist. Wie oft hab ich bemerkt, dass sein Lächeln fake ist. Wie oft habe ich seine roten Augen bemerkt. Aber nie habe ich ihn darauf angesprochen. Was ist denn bloß falsch mit mir? Ich hab all das ignoriert. Ich hab mich auf meine Hand konzentriert...wie Nathan es wollte. Aber dabei habe ich einfach ignoriert, wie schlecht es ihm eigentlich geht. Aber es sagt ja auch nie was...

Nathan gibt einen verzweifelten Laut von sich. "Toll...jetzt bist du auch noch sauer, weil ich nichts gesagt habe. Tut mir ehrlich leid." "Nein, mir tut es leid. Ich hätte es viel früher bemerken sollen. Vielleicht...keine Ahnung. Ich wollte vielleicht einfach, dass...alles gut ist. Aber Nathan...du musst mit mir reden." Als er mich jetzt ansieht ist sein Blick so schmerzerfüllt, dass ich die Tränen nicht mehr zurückhalten kann. "Finn, es geht mir nicht gut. Ganz und gar nicht." Jetzt beginnt auch er zu weinen. Ich ziehe ihn sofort wieder in eine Umarmung. Er vergräbt den Kopf an meiner Schulter. Ich gebe ihm einen Kuss in die Haare "Oh Nathan. Es tut mir so leid. So sehr."

Heeey, wie geht's euch? Ein neues Kapitel für euch🎉 Hope you like it😊 Küsschen meine Süßen😘💕🤗

Song🎶: Let You Down - NF

Endgame (boy×boy)Where stories live. Discover now