3. Kapitel

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Die restlichen Stunden meiner Schicht vergingen schnell und obwohl Liam bereits vor zwei Stunden gekommen war, um mich abzulösen, war ich immer noch hier – ebenso wie Sophia. Leider hatte sich doch noch einiges an Arbeit ergeben und wir hatten beide das nicht gänzlich unseren Kollegen in der folgenden Schicht überlassen wollen. Dennoch war es langsam definitiv an der Zeit für mich, Feierabend zu machen und mehr als dieses Formular, um welches ich mich gerade kümmerte, würde ich heute wohl ohnehin nicht mehr schaffen. Ich unterdrückte mir ein Gähnen, als Sophia mich plötzlich am Arm packte und mich alarmiert aufsehen ließ.

„Was ist?", fragte ich perplex und folgte umgehend ihrem Blick zum Eingang des Hotels, durch dessen Tür in dieser Sekunde Mr. Cumberbatch eintrat. Er verstaute gerade sein Smartphone in der Hosentasche, eher er aufsah und unmittelbar meinen Blick streifte. Unser Gast lächelte und steuerte ohne zu zögern auf die Rezeption zu.

Zugegebenermaßen war ich doch etwas erleichtert, ihn endlich wieder zu sehen. Ich hatte mir doch schon etwas Sorgen gemacht, nachdem er nun mehrere Stunden verschwunden gewesen und ich wusste, wo er hingegangen war.

„Miss Adair, Sie sind ja immer noch hier", meinte er, sobald wir in Hörweite kamen und entledigte sich erstmal seiner Baseball-Cap, die er immer noch oder schon wieder auf seinem Haupt zur Schau stellte.

„Natürlich, Sir. So langsam werde ich aber auch nach Hause gehen", erklärte ich nach einer kurzen Pause meinerseits, denn derartigen Smalltalk mit Gästen war mir meist ziemlich unangenehm.

„Wie Sie sehen bin ich nach wie vor unversehrt", scherzte Mr. Cumberbatch, doch ich war mir relativ sicher, dass sein gewählter Tonfall dabei nicht negativ zu interpretieren war. „Dennoch hätte ich ohne Ihre Hilfe wohl nicht so problemlos zu meinem Ziel gefunden", gestand er.

„Das freut mich sehr, Mr. Cumberbatch. Ich helfe immer gerne", entgegnete ich nun ebenfalls wieder höflich lächelnd und wartete, ob er sonst noch bei etwas Hilfe benötigte.

„Sagen Sie, wo finde ich denn Ihre Bar?", fragte Mr. Cumberbatch schließlich und ließ seinen Blick dabei bereits suchend hinter sich zu unserer Lounge mit dem Kamin gleiten.

„Sie befindet sich unmittelbar angrenzend an unserer Lounge, Sir. Allerdings muss ich Ihnen leider mitteilen, dass diese heute ausnahmsweise geschlossen hat", antwortete ich ihm und sah umgehend, als er wieder zu mir sah, wie ihn das enttäuschte.

„Oh, das ist schade. Ich hätte nach diesem Tag wirklich einen starken Drink gebrauchen können", sagte mein Hotelgast und mich überkam sofort ein schlechtes Gewissen, obwohl es nicht einmal meine Schuld war.

„Ich könnte Ihnen einen Drink ausschenken, Sir", schlug ich vor, ehe ich näher darüber nachdenken konnte und überraschte mich damit selbst, doch der auf einen Schlag hin erhellte Gesichtsausdruck von Mr. Cumberbatch überzeugt mich schnell, dass das die richtige Entscheidung gewesen war. Dennoch sah er nun flüchtig auf seine Armbanduhr und seufzte.

„Das ist ein wirklich freundliches Angebot von Ihnen, Miss Adair, aber ich fürchte ich kann das nicht annehmen", meinte er. „Sie sollten lieber nach Hause gehen und nicht auch noch mich bewirten müssen. Es ist bereits zehn Uhr, ich nehme lieber Vorlieb mit meiner Minibar", führte er weiter aus, woraufhin ich mich erst einmal darauf konzentrieren musste, nicht ein paar Mal verwirrt zu blinzeln. Mr. Cumberbatch war ab diesem Zeitpunkt wohl der freundlichste Gast, den ich im Laufe meiner Karriere je getroffen hatte.

„Ich bestehe darauf, Sir. Kommen Sie", entgegnete ich in einem Atemzug, trat hinter dem Tresen hervor und bedeutete ihm, mir doch bitte zu folgen. Selbstverständlich war ich mir den bohrenden Blicken meiner Kollegin bewusst, auch wenn das mit großer Wahrscheinlichkeit nur mir auffiel, dass sie mich anstarrte.

New York Exit // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt