Kapitel 11

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Yuna

Seit ungefähr einer ganzen Stunde lag ich hellwach in meinem Bett. Sumi hatte diese Nacht einen mehr als nur unruhigen Schlaf. Sie wälzte sich von der einen Seite auf die andere und danach wieder zurück. Ab und zu bekam ich den einen Arm ins Gesicht und ein Bein in meine Rippen oder sonst wohin. Der Grund für das Ganze ist wahrscheinlich der gestrige Tag gewesen. Sumi muss ganz schön viel durchgemacht haben und das beschäftigt sie jetzt. So wie ich sie kenne, verarbeitet sie das Geschehene in ihrem Schlaf oder eher gesagt in ihren Träumen. Am liebsten würde ich ihr helfen, aber wie? Nach meinen gestrigen Versuchen ihr zu helfen, weiß ich echt nicht was ich tun soll. Alles was ich gesagt habe, war falsch. Vielleicht ticken dir Kanadier auch einfach anders als wir Koreaner beziehungsweise halb Deutschen.

Da mein Vater Deutscher ist und eine Koreanerin, welche meine Mutter ist, geheiratet hat, bin ich zur Hälfte Deutsch und zur Hälfte Koreanerin. Das würde auch meine blonden Haare und meine blauen Augen erklären. Das ist auch der Grund warum ich deutsch und koreanisch sprechen kann. Da mein Vater viel lieber Deutsch mit mir redet, wenn er denn mal mit mir reden sollte. Im Moment stehe ich mit meinen Eltern ziemlich auf Kriegsfuss. Deshalb kann ich mich einigermaßen in die Situation von Sumi hinein versetzen.

Ich drehte mich auf meine rechte Seite und drückte auf den oberen Knopf meines Weckers. Der kleine Bildschirm leuchtete grün auf und ich konnte erkennen, dass es 8:00Uhr morgens war. Eine akzeptable Uhrzeit um aufzustehen. Leise bewegte ich mich aus meinem Bett. Ich entfernte mich ein paar Schritte davon. Auf der anderen Seite meiner Zimmertür erwartete mich Jungwoo. Mein Bruder trug ein gelb-oranges T-Shirt und dazu eine blaue Jogginghose. „Schon wach?“, lächelte er mich an. Ich nickte. „Sumi hat einen mehr als unruhigen Schlaf und da wir in einem Bett übernachten, war das für mich sehr unangenehm“, erklärte ich ihm. „Das Frühstück ist zwar fertig, aber du könntest dich in mein Bett legen und dort weiter schlafen. Ich kann auch alleine frühstücken“, schlug Jungwoo vor. Sofort wedelte ich mit meinen Armen durch die Luft und schüttelte mit meinem Kopf. Schon vor Stunden ist mein Hungergefühl aufgetaucht, bis es sich in ein Magenknurren verwandelt hatte. „Nein, es ist alles gut. Ich sterbe vor Hunger!“, meinte ich. „Na dann ist ja gut! Holst du  Sumi?“, lächelte Jungwoo mich noch einmal an, bevor er sich umdrehte und die Treppe herunter stapfte. „Sie sollte lieber schlafen. Manchmal ist Schlaf erholsamer als Essen“, meinte ich und lief meinem Bruder hinterher. Ich hüpfte die Treppe hinunter und lief in die Richtung der Küche. Dort angekommen, setzte ich mich auf einen der Barhocker, welche an dem Tresen standen. Jungwoo hatte sogar schon gedeckt. Manchmal ist er wirklich zu gut für diese Welt.

„Das sieht echt lecker aus“, lobte ich Jungwoo. Er hatte Reis mit gebratenem Gemüse aufgetischt. Mal etwas Besonderes zum Frühstück, jedoch nur weil Sumi hier übernachtet. Sonst gibt es nur Cornflakes oder Müslie zum Frühstück oder wir schmieren uns ein Brot. „Freut mich, hoffentlich schmeckt es auch so wie es aussieht“, strahlte er. Ich schnappte mir die Stäbchen neben der Schüssel und begann zu essen. Währenddessen blieb es ruhig. Wir beide redeten während des Essens nicht viel miteinander. Die Konzentration lag bei dem Essen und dabei es zu genießen. Schließlich durchbrach Jungwoo doch die Stille:„Und wie geht es dir sonst so?“ Ich sah auf und überlegte kurz. Ziemlich gut eigentlich, bis auf die verwirrende Gefühlswelt in mir. „Mir geht's gut und dir?“, antwortete ich auf seine Frage. Er nickte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck und antwortete daraufhin:„Bis jetzt auch noch ganz gut. Aber ab der nächsten Woche wird alles etwas stressiger. Wir arbeiten nämlich an unserem nächsten Comeback. Das bedeutet, dass wir Songs schreiben müssen, diese aufnehmen und die Choreografien dazu erlernen müssen. Nebenbei kommen noch unsere anfallende Konzerte, Interviews und Fotoshoots. Dann noch die ganzen Talk Shows und was nicht alles. Ich kriege jetzt schon kaum Luft, wenn ich an all das denken muss.“

Oh man, mein Bruder tut mir Leid. Das hört sich echt nicht schön an. Wie er schon gesagt hat, wird das ziemlich stressig. Es bedeutet auch, dass die liebe Kim Yuna sich um sich selbst kümmern muss. Jungwoo wird früh aufstehen und spät nach Hause kommen oder für ein paar Tage in eine andere Stadt fahren. Für die Zeit in der sie lauter Konzerte geben und auf Tour sind, engagiert mein Bruder immer eine, vom SM Entertainment bereitgestellte Putzfrau/Babysitterin für mich. Er weiß genau, wie schwer es für mich ist, bei meinen Eltern zu leben. Aber das ist wiederum eine andere Geschichte.

„Ich werde dich jetzt schon vermissen“, schmollte ich und fügte noch hinzu:„Aber wenn du bei irgendetwas Hilfe brauchst oder du einfach nur reden möchtest, dann weißt du ja wo ich bin.“ Auf dem Gesicht meines Bruders bildete sich ein Lächeln. „Dankeschön, ich hab dich lieb Schwesterherz!“, strahlte er. Jungwoo stieg von seinem Stuhl herunter und zog mich in eine enge Umarmung. Für meinen Geschmack etwas zu eng. Ich bekam kaum Luft. Einige Sekunden später löste er sich wieder von mir. Wir setzten unser Frühstück fort. Kaum war es zu Ende, da vibrierte das Handy in meiner Hosentasche. Ich zog es heraus und musste Lächeln. Es war Haechan. Von ihm hatte ich schon lange nichts mehr gehört.

Guten Morgen, Sonnenschein☀

Du bist eher der Sonnenschein.
Freut mich von dir zu hören, was
verschafft mir die Ehre?😇

Mark möchte sich heute mit Sumi treffen, weil es ihr nicht so gut geht. Aber er hat weder deine noch Sumi's Nummer, also muss ich jetzt der Vermittler sein.🙄

Ist ja süüüüß, ich werde Sumi sofort wecken! Ich schreibe gleich zurück.

Okay! Ich warte hier😉

Sofort sprang ich von meinem Stuhl auf. „Ich geh Sumi wecken!“, rief ich noch schnell Jungwoo die Worte zu, bevor ich im oberen Stockwerk verschwand.

Sumi und Mark, ich weiß zwar nicht was da läuft, aber da läuft was. Die beiden strahlen immer über beide Ohren, wenn sie zusammen sind. Aus diesem Grund brauchen die beiden jegliche Unterstützung, sowie Haechan und mich.

Ich klopfte leise an die Zimmertür und trat danach hinein.
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1037 Wörter

Thinking 'bout you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt