Kapitel 14

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Yuna

Skeptisch sah mich Jungwoo an. „Du solltest soetwas nicht sagen. Sie sind deine Eltern“, meinte er Todernst.  Ich verdrehte innerlich die Augen. „Wenn sie wirklich meine Eltern sind, dann sollte ich nicht bei meinem Bruder leben“, verteidigte ich mich. „Trotzdem haben sie hiervor für dich gesorgt. Du könntest ein bisschen dankbarer sein“, seine sonst so sanfte Stimme klang wütend. „Ich hab' es versucht, aber es ging nicht“, meinte ich. „Dann versuche es stärker. Klar, ich verstehe deine Situation. Aber du musst auch an unsere Eltern denken“, redete Jungwoo weiter. Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte, also stand ich auf. „Heute kann ich keine Diskussionen gebrauchen. Ich bin oben, falls du mich suchst“, giftete ich meinen Bruder an. Mit einem wütenden Gefühl in meinem Bauch lief ich nach oben. Dort lief ich in mein Zimmer. Bevor ich die Tür hinter mir schloss, hörte ich noch Jungwoo meinen Namen rufen. Ich tat jedoch so als hätte ich es nicht gehört.

In meinem Zimmer schmiss ich mich mal wieder auf das Bett, schräg gegenüber von meiner Tür. „Wie spät?“, fragte ich an Sumi gerichtet. Sie sah auf ihr Handy. Der Bildschirm erhellte sich und sie hielt mir ihr Handy hin. Anstatt auf die Uhrzeit zu achten, scannte ich ihren Sperrbildschirm ab. „Sumi! Wann hast du das Bild gemacht? Ich sehe ja scheußlich aus“, meckerte ich sie an. Auf dem Bild war ich gerade dabei Ramen zu schlürfen. Danke für nichts, Sumi. „Das ist noch gar nicht so lange her“, lachte sie amüsiert. „Wenn das noch jemand anderes als ich zu Gesicht bekommt, dann kannst du was erleben“, drohte ich ihr. Doch Sumi ließ sich nicht einschüchtern. Sie lachte einfach frech weiter. Dabei ist mein Sperrbildschirm viel hübscher. Es ist ein wunderschönes Selca von uns beiden, pfff. „Wie spät war es jetzt eigentlich?“, hakte ich noch einmal nach. „Ähm... 12:30Uhr“, antwortete Sumi. „Uff, noch so lange. Ich muss hier raus“, stieß ich Luft aus. „Keine Sorge, das kommst du bald“, munterte mich meine Freundin auf.

Die Klingel ertönte. Mein Blick schnellte zur Uhr auf meinem Nachttisch. Es war kurz nach 14:00Uhr. Die Jungs waren einigermaßen pünktlich, ich bin stolz. „Kommst du Sumi?“, fragte ich an die Braunhaarige neben mir gerichtet. Sie nickte mir zu. Wir beide schnappten uns schnell unsere Taschen mit jeweils einer Powerbank, Kopfhörern, einem Portemonnaie, einer Trinkflasche und dem restlichen Zeug den man so zum Überleben bräuchte. Schon total glücklich hüpfte ich die Treppe hinunter. Jungwoo hatte Mark und Lucas inzwischen schon hinein gelassen. Die drei kamen gerade ins Wohnzimmer gelaufen. „Heeeeyyy!“, rief Lucas laut und fröhlich durch's Haus. „Hey Leute“, lächelten Sumi und ich die beiden gleichzeitig an. Lucas zog mich sofort in eine Umarmung. Anscheinend hatte er ein neues Parfüm aufgetragen, er roch gut. Wir trennten uns wieder voneinander. Lucas warf mir dieses schöne Lächeln zu. „Wollen wir dann los?“, hakte ich nach. „Lass' uns doch noch n bisschen mit Jungwoo abhängen“, Lucas lief gerade auf meinen Bruder zu und legte seinen Arm um ihn. „Ich will aber raus an die frische Luft. Biiiiiiitteeeeee“, ich schob meine Unterlippe hervor und machte meine Augen ganz groß. Abwechselnd sah ich Mark und Lucas an. Ich konnte einen Seufzte vernehmen. „Okay, aber nur für dich“, sagte Lucas. „Das liegt nur an deinem Blick“, meinte nun Mark. Anscheinend sollte ich diesen Blick öfters anwenden. Es scheint zu funktionieren.

Ich hatte keine Lust hier zu bleiben und bei meinem Bruder zu sitzen, wenn wir kurz vorher einen kleinen Streit hatten. Es war zwar nichts großes, aber er ist sehr nachtragend und dadurch rede ich nicht mit ihm. Er versucht immer Recht zu haben und mir die Schuld zu schieben zu müssen. Das hat er vermutlich von meiner Mutter. Würde ich nun hierbleiben und bei den Jungs sitzen, dann würde ich die ganze Zeit sein schmollendes und vorwurfsvolles Gesicht sehen, wenn er mir einen Blick zu werfen würde. Wir beide streiten uns wirklich nicht oft, aber wenn wir es tun, dann ist er beleidigt und ich bin einfach nur angepisst, weil er sich angegriffen fühlt. Deswegen hasse ich es mich mit ihm zu streiten. Wir beide brauchen danach Ewigkeiten, um uns wieder zu vertragen. Der Fakt, dass ich ihn ignoriert habe, nachdem er mich gerufen hatte, macht die ganze Sache wahrscheinlich nur noch schlimmer.

Draußen an der frischen Luft angekommen, bogen wir in die Richtung zur Bushaltestelle ab. Triumphierend atmete ich die Luft ein. Es war nicht sehr warm, aber auch nicht sehr kalt. Der Himmel war von vielen Wolken bedeckt. Von Regen war jedoch keine Spur. Ein, für mich, perfektes Wetter um den Tag draußen zu verbringen. „Wie lange dürft ihr heute draußen bleiben?“, fragte ich an Lucas und Mark gerichtet. „Bis 18:00Uhr, danach müssen wir das heutige Training nachholen“, erklärte Mark. „Ihr müsst alles nachholen?“, fragt Sumi etwas überrascht. Mark nickte. „Jap, das müssen wir mit allen Stunden, die wir verpassen. Egal, ob wir krank sind oder nicht. Dazu kommen dann noch die freiwilligen Gesangs- und Tanzstunden. Ohne die, wären wir nicht so erfolgreich“, fuhr Mark fort. „Ich hatte mir das Leben als Star eigentlich nicht so anstrengend vorgestellt“, beichtete Sumi. „Ach, hör doch auf zu reden. Ich habe dir oft genug die Geschichten von meinem Bruder erzählt“, lachte ich auf. „Ja, du hast Recht“, gab meine beste Freundin zu.

An der Bushaltestelle angekommen, starrte ich auf die große elektronische Anzeige. Unser Bus müsste in den nächsten fünf Minuten ankommen. „Was habt ihr eigentlich für den Park geplant?“, fragte Sumi. Dabei zeigte sie auf den  schwarzen Rucksack, welchen Mark die ganze Zeit über auf seinem Rücken getragen hatte. „Da ist nur Essen drinne und eine Decke. Die Jungs haben extra für uns gekocht“, antwortete Lucas. Auf seinem Gesicht machte sich ein Lächeln breit, vermutlich freute er sich schon auf das Essen. So wie ich ihn kenne, musste es das sein. „Essen klingt immer gut“, lächelte ich zufrieden. Daraufhin hob Lucas seine Hand und gab ein 'Yeah' von sich. Ich gab ihm ein High-Five und ehe wir uns versahen, kam unser Bus an. Alle vier von uns stiegen ein. Die Fahrt ging los.
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1016 Wörter

Thinking 'bout you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt