Kapitel 1

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Ich machte die Augen aufund merkte gleich eine Übelkeit in mir aufkommen, der Alkohol den ich letzte Nacht zusammen mit meinem Bruder heruntergewürgt hatte machte sich bemerkbar. Müde und den Würgereiz der aufkam,unterdrückend rollte ich mich zur anderen Seite und stupste mit dem Gesicht an Andreas Schulter. Wir hatten uns gestern zusammen in mein altes Kinderbett gequetscht denn keiner wollte von uns letzte Nacht alleine sein. Aber was war denn überhaupt passiert? Nun gestern war wohl einer der schlimmsten Tage meines bzw. unseres ganzen Lebens.




Rückblick

Ichwar grade mit Andreas in unseren kleinen Zauberhalle in Bünde und werkelte an einer Illusion. Mein Bruder und ich arbeiteten nämlich beide zusammen als die Ehrlich Brothers. Also zwei Brüder die als Illusionisten durch die Städte Deutschlands tourten und sich somit ein paar Euro verdienten. Es waren wirklich nur ein paar Euro denn soviel sprang einfach nicht raus. Jedenfalls werkelten wir nun an einer neuen Illusion die wir nächste Woche vorführen wollten als mein Handy bimmelte und ich auf dem Display sah das meine Mutter anrief. Fröhlich ging ich ans Telefon, ich wusste ja nicht welche Hiobsbotschaft sie uns überbrachte. ''Hallo Mama'' ging ich ans Telefon und vernahm ein Schluchzen ''Mama? Ist alles ok?!'' fragte ich alarmiert nach und selbst Andreas legte nun das Werkzeug zur Seite und trat an mich ran. ''Christian, Papa geht es sehr schlecht.Kommt bitte jetzt ins Krankenhaus'' danach legte sie weinend auf und ich stand dort und konnte nichts sagen, ich war viel zu geschockt aufgrund der Aussage meiner Mutter. Mein Vater war krank, das wusste ich. Er hatte Krebs und jetzt ging es ihm wirklich so schlecht das heute schon alles vorbei sein konnte? Das durfte nicht sein, ich nein wir! Wir waren noch nicht so weit ihn gehen zu lassen. Wie in Trance steckte ich das Handy in die Hosentasche zurück und sah zu Andreas.''Wir müssen zu Papa ins Krankenhaus, es geht zu Ende Andreas''sagte ich leise und merkte das mein Bruder sich anstrengen musste mir zuzuhören weil es fast zu leise war. Doch als er verstand was ich sagte wurde er kreidebleich und wir hasteten zu seinem Auto....

Unser Vater war dann tatsächlich kurz nachdem wir im Krankenhaus ankamen verstorben, der Krebs hatte ihn besiegt. Natürlich wussten wir schon lange vorher das er es nicht mehr schaffen würde und eigentlich dachten Andreas und ich auch wir wären darauf vorbereitet doch wie wir gestern feststellten war das eine Sache auf die man sich nicht vorbereiten konnte. So sehr man auch versuchte sich einzureden das es besser für ihn gewesen war das er nun keine Schmerzen mehr hatte,desto mehr tat es weh zu wissen, das der Mann der immer an mich und meinen Bruder geglaubt hatte und uns bei allem was die Magie anging unterstützte wo er nur konnte, jetzt auf einmal nicht mehr da war. Ich hatte gestern nicht geweint, ich hatte seufzend das Krankenhaus mit meiner Mutter, die hemmungslos weinte, und Andreas verlassen und war zu meiner Mutter mit nach Hause gefahren in unser Elternhaus.Auch Andreas hatte nicht geweint. An unserem Elternhaus angekommen gingen wir dann gemeinsam in den Keller und betranken uns mit allem was der Weinkeller unserer Eltern hergab...

Rückblick Ende


Und jetzt lag ich hier in meinem alten Zimmer neben Andreas mit einem mächtigen Kater und so wie es sich anfühlte auch geschwollenen Augen. Ich seufzte und stand dann vorsichtig auf. Schnell machte sich ein Schwindelgefühl bemerkbar und ich hielt mich an meinem alten Schreibtisch fest an dem noch immer ein paar Bandaufkleber klebten die ich als Teenager gehört hatte. Ich weiß noch das mein Vater ziemlich sauer gewesen ist als er sah was da an dem neuen Schreibtisch klebte.Über diese Erinnerung musste ich lächeln wurde aber unterbrochen weil sich die Übelkeit wieder in den Vordergrund drängte und mich zwang, schnell auf die Toilette die sich neben meinem alten Zimmer befand zu rennen und dort mir alles nochmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Als sich mein Körper wieder etwas beruhigt hatte und auch der Schwindel sich verabschiedet hatte lehnte ich mich an die teracottafarbenen Fliesen im Bad und ließ die Kälte auf mich wirken. Sie tat mir gut und entspannte mich und irgendwann konnte ich mich dazu aufraffen das Bad zu verlassen und ins Wohnzimmer zu gehen.

Im Wohnzimmer sah es aus wie immer, die Vorhänge waren wie jeden Morgen noch zugezogen, auf dem Tisch stand eine Bierflasche von dem Bier was unser Vater gerne trank. Meine Mutter und er waren gestern Abend überstürzt ins Krankenhaus aufgebrochen weil mein Vater über Atemnot klagte. Ja und nun war er nicht mehr da. Ich schluckte nahm das Bier und den Untersetzer und kippte die Flüssigkeit in die Küchenspüle. Danach ging ich wieder ins Wohnzimmer und sah mich um. Mein Vater hatte viele Genesungskarten und kleine Teddys bekommen die alle in einer Ecke des geräumigen Wohnzimmers standen. Ich seufzte, schnappte mir blaue Säcke aus der Küche und stopfte die Kuscheltiere wie auch die Genesungskarten in selbige und brachte sie runter in den Keller.Immer wieder wischte ich mir die Tränen aus den Augen.

Später, ich war immer noch alleine im Wohnzimmer fiel mir ein Fotoalbum auf was ich noch nie gesehen hatte. Es war ein weißes Ledernes Album mit einer Goldaufschrift auf der Vorderseite der Memorys lautete. Ich schlug es auf und schluckte. In dem Album befanden sich lauter Fotos von Papa in allen möglichen Situationen. Auf einmal legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich zuckte heftig zusammen. ''Hey ich bins, alles gut mein Kleiner'' vernahm ich die leise Stimme meiner Mutter ''Mama'' flüsterte ich leise und wagte nicht den Blick von den Fotos meines Vaters zu nehmen. ''Ich hab das Album mit Papa zusammen gestellt, ich sollte es euch beiden geben wenn er nicht mehr da ist'' flüsterte sie und ich merkte wie ihre Hand fester meine Schulter drückte. ''Danke Mama'' flüsterte ich und merkte dann wie sich die Hand wieder von meiner Schulter entfernte und die Schritte in Richtung Küche gingen.

Als ich das Album durchgesehen hatte, begab auch ich mich in die Küche und sah grade noch wie meine Mutter einen alten Strauß Blumen vom Fensterbrett nahm und in den Mülleimer beförderte. Wahrscheinlich wusste meine Mutter grade selber nicht was sie tun sollte und so versuchte sie sich mit Aufräumarbeiten zu beschäftigen. Ich lächelte sie an und setzte mich dann an den Frühstückstisch den sie vorbereitet hatte und goss mir eine Tasse Kaffee ein.

Ich hatte grade meine zweite Tasse Kaffee getrunken als ich Schritte auf der großen Holztreppe hörte und gleich darauf Andreas um die Ecke kam. Er sah furchtbar aus mit seinem blassen Gesicht, die dunklen Augenringe die sich deutlich abhoben und die zittrigen Hände die im gehen versuchten das schwarze Hemd zuzuknöpfen. Ich hörte ihn kurz zitternd einatmen ehe er sich auch an den Küchentisch setze und sich eine Tasse Kaffee einschenken wollte, doch seine Hand zitterte so sehr das der halbe Kaffee auf der Untertasse anstelle der Tasse landete. Sanft nahm unsere Mutter ihre Hand auf seine die verkrampft die Kanne hielt ''Lass mich das machen,nimm dir ein Brötchen mein Großer'' sprach sie ihn sanft an und blickte ihm direkt mit einem typischen ''Mutti-Blick'' in die braunen Augen. Kaum hatte sie ihm die Kanne abgenommen und ich mich meinen Kaffee zugewendet vernahm ich ein lautes Schluchzen von Andreas und sah erschrocken auf. Da war er auch schon aufgestanden und rannte Richtung Wohnzimmer, wahrscheinlich um von dort aus in den Garten zukommen.

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