Kapitel 4

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Ein paar Wochen waren vergangen und wenn Andreas und ich ehrlich zueinander waren ging es uns richtig dreckig. Wir vertieften uns so sehr in die Arbeit das mehr als drei Stunden Schlaf jede Nacht einfach nicht drin war. Die Augenringe hingen uns gefühlt schon zu den Knien und wann hatten wir eigentlich das letzte Mal  sowas richtiges gegessen? Meistens machten wir uns hier auf zwei Campingplatten nur schnell eine Dose Nudeln warm, aßen schnell und machten uns dann wieder an die Arbeit. Seit der Beerdigung sprachen Andreas und ich nicht mehr über den Tod unseres Vaters. Selbst wenn wir bei unserer Mutter waren und sie das Thema auf ihn brachte, kamen wir mit einem anderen Thema daher in der Hoffnung sie merkte das wir nicht darüber sprechen wollten. Bisher fuhren wir damit ganz gut.Ich seufzte und werkelte weiter an der Illusion.


Irgendwann,ich wusste nicht mehr wie lange ich hier schon stand und werkelte.Stupste mich Andreas an und hielt mir ein kühles Bier unter die Nase. Dankbar sah ich ihn an und nahm ihm die Flasche aus der Hand um mir gleich einen Schluck zu nehmen. Wir setzten uns auf den staubigen Boden vor die fast fertige Illusion und tranken unser Bier.



''Bruder?'' ich schaute nach Rechts, Andreas hatte mich angesprochen und ich sah ihn nun fragend an und wartete ab. ''Wir arbeiten glaube ich zu viel. Als ich heute morgen los hierher wollte.Hat mich Steffi angesprochen und wir...'' Er stockte kurz und kniff die Augen zusammen ''Wir haben uns gestritten. Sie meint, wir arbeiten zu viel und wann ich denn mal wieder da sei für sie und die Kinder. Die Kinder würden Abends weinen weil ich sie nicht mehr ins Bett bringe.'' Ich nickte, da hatte Steffi Recht. Das was wir hier taten war schon ziemlich selbstzerstörerisch. ''Bruder, Steffi hat damit gedroht mich zu verlassen wenn ich mein Verhalten nicht verändere'' Geschockt starrte ich ihn an. ''Sie hat was?'' fragte ich noch einmal nach. ''Ja, sie würde mich verlassen wenn ich das nicht ändere. Bruder das geht nicht. Ich brauche sie, sie ist neben dir mein größter Halt seid Papa.....weg ist'' Er fing fast wieder an zu weinen als er das Thema Papa ansprach und ich zog ihn in meine Arme. ''Hey komm Bruder, das wird wieder. Lass uns für heute Schluss machen. Dann schaffst du es noch die Kids ins Bett zu bringen''lächelte ich und drückte meinen Bruder kurz. Er nickte, drückte mich noch einmal, packte alles weg und verschwand mit einem letzten winken durch die Tür.

Ich jedoch arbeitete weiter, ich hatte niemanden zu Hause der auf mich warten würde und bevor böse Alpträume wiederkamen beschloss ich weiter zu arbeiten. Das klappte auch soweit ganz gut, bis kurz vorm Morgengrauen.

Ich hatte die ganze Nacht durchgearbeitet und war jetzt grade dabei noch ein Metallstück an einem der Flügel für die Todessäge zu montieren.Die Todessäge war eine große Illusion von uns. Wir hatten einen Todesengel mit schwarzen Gewand und großen Flügeln gebaut deren knochige Hände ein zwei Meter großes Sägeblatt hielte was auf meinen Bruder stürzen würde wenn es fertig wäre. Quasi ein Entfesselungstrick auf Rammstein Art. Die Sonne kam schon langsam zum Vorschein und ich war extrem müde. Aber falls die anderen Mitarbeiter gleich auftauchen würde ich einfach sagen ich wäre früher hier gewesen und hatte schon mal angefangen. Ich war also grade dabei das Flügelstück bestehend aus einem scharfen Stück Metall an das Gestell anzubringen als es mir in einem Moment der Unachtsamkeit aus der Hand rutschte und die Innenfläche meiner rechten Hand aufschnitt. Shit. Es blutete so stark, da muss wohl eine Arterie verletzt worden sein mutmaßte ich und augenblicklich wurde mir aufgrund des Blutverlustes so schwindelig das ich nur noch mitbekam wie ich fiel.


Ich wachte auf und sah auf eine weiße, steril wirkende Decke. Moment, das war hier aber nicht unsere Werkstatt. Verflucht, das war ein Krankenhaus. Plötzlich spürte ich ein pochen ausgehend von meiner rechten Hand. Ach ja, da war ja was.Ich hatte mich am Metallstück geschnitten und es hatte wohl heftig geblutet. Ich sah zu meiner rechten Seite wo Andreas saß und mich besorgt musterte. ''Hey da bist du ja wieder'' lächelte er und ich versuchte zurück zu lächeln ''Nina hatte dich gefunden du hast dich an der rechten Hand ziemlich heftig geschnitten und eine Arterie verletzt'' Ich nickte. ''Ich kann dich gleich nach Hause fahren wenn du willst, der Arzt meinte wenn dir nicht schwindelig wird ist alles gut und du kannst mitkommen'' Wieder ein nicken und ich versuchte mich vorsichtig aufzusetzen.

Andreas und ich stiegen ins Auto ein, die Fahrt verlief schweigend bis Andreas zu mir herüber sah.''Sag mal, du bist doch sonst nicht so unaufmerksam, hast du dieganze Nacht bis heute morgen etwa durchgearbeitet?'' Stumm nickte ich und sah dann aus dem Fenster. ''Wir müssen doch Papa stolz machen.''Ich seufzte und sah aus dem Fenster. ''Natürlich müssen wir das aber du siehst doch was passiert ist'' entgegnete Andreas. ''Du hast ja Recht, ich versuche mich zu bessern. Fährst du mich bitte nach Hause? Ich brauch dringend Schlaf'' Andreas nickte und lenkte dann den Wagen Richtung meiner Wohnung.



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