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Eben sollte ich einem Jungen aus dem Internet beschreiben, wieso ich denn "speziell" sei und ich habe es versucht.
Ich habe geschrieben, dass ich oft sehr ernst bin, oft über ernste Themen diskutiere, aber manchmal auch übermütig, kindlich und verrückt bin und in dieser Stimmung von vielen auch so angeschaut werde, als sei ich verrückt.
Und dann bin ich wieder sehr nachdenklich, melancholisch und in mich gekehrt. Und dann oft auch recht schwierig.
Und dass man damit umgehen könne sollte um mit mir klar zu kommen, dass man auch ernst diskutieren können sollte aber auch mal locker sein sollte.
Dass das Übermütige genau so wie das Nachdenkliche sehr leicht kippen kann, dass ich schüchtern bin, sozial, interessiert, engagiert und sensibel.
Ich habe es nicht geschafft, ihm klar zu machen, wieso ich speziell bin.
Und dann wurde mir klar, dass ich beherrscht werde, von Zwängen und Ängsten. Zwänge, der Norm zu entsprechen, alles so zu tun, wie es gehört, ja nicht aus dem Rahmen zu fallen, nicht auf zu fallen, nicht anders zu sein, nicht zu laut zu sein, nichts falsch zu machen, nichts falsches zu sagen, den Drang immer korrekt zu sein, korrekt zu schreiben, Dinge so zu tun, wie sie gehören, in einem bestimmten Ablauf, einer bestimmten Reihenfolge und so, wie es alle anderen auch tun.
Die Angst in der Öffentlichkeit, etwas alleine zu machen. Nirgends dort alleine hin gehen zu können.
Und dann noch die dauernde Unruhe in mir, die mich unruhig und leicht reizbar macht und schnell zickig werden lässt und das obwohl ich doch immer perfekt sein will weil nur perfekt gut genug ist.
Und dann der Selbsthass, mein Selbsthass der mich gefangen hält in dem Bild von mir selbst. Dem Bild, dass ich schlecht und hässlich bin, nichts hin bekomme und nie etwas erreichen kann. Immer zu kämpfen müssen werde, weil ich es nicht mal schaffe, einfach zu leben.
Die Angst vor Ablehnung, einem Fehler, negativer Rückmeldung, Kritik ist so nur noch größer. Es würde all das bestätigen, das ich über mich denke.
Und immer wieder wird es das auch, auch wenn ein Fehler, ein dummer Kommentar oder Kritik das nicht aussagt, wird es von meinem Selbsthass so gedreht, dass es alles das bestätigt, was mein Selbsthass schon die ganze Zeit zu mir sagt.
Der Selbsthass, der so ist, wie eine zweite Person, die mich klein hält, mich nieder macht, mir schlimme Dinge sagt, nur damit ich mit etwas aufhöre oder um mein Bild von mir zu bestätigen.
Ein Teil von mir, von dem ich nicht weiß, ob er jemals ganz verschwinden kann, weil es ein Teil von mir ist.
Kann ein Teil von einem einfach so verschwinden? Oder geht es nicht, weil dann ein Platz frei bleiben würde?
Was wäre, wenn die Stimme fehlen würde, die mir sagt, dass niemand mich wirklich mag, dass mich kein Junge wirklich lieben würde, denn keiner verliebt sich in ein Mädchen, das so viele Narben trägt und so hässlich ist, wie ich.
Wenn die Stimme fehlt, die mir sagt, "das geschieht dir recht, du hast es doch nur verdient, so dumm wie du bist" wenn die Stimme fehlt die Sagt "Du bist selbst schuld, hättest du halt mal mehr gemacht" die sagt "Du bist so erbärmlich du machst immer nur alles kaputt, was anderes kannst du gar nicht, bekommst nichts hin, außer alles kaputt zu machen, halt doch das nächste Mal einfach deine Fresse, dann musst du es hinterher auch nicht bereuen" selbst wenn ich nichts wirklich schlimmes gesagt habe, es ein Streit war, ich gemeckert habe, es ist egal. Denn es war nicht richtig, es war schlecht, ich war schlecht. Weil ich schlecht bin.
Was ist, wenn diese Stimme fehlt?
Wie sieht man sich, wenn man so eine Stimme nicht hat?
Wie ist es, wenn man sie nicht mehr hat?
Sieht man sich dann anders? Neu? Besser?
Aber wenn man es einfach nicht ist? Wenn ich das nicht bin?

Aber eigentlich ist es egal, denn ich glaube nicht, dass sie je verschwinden würde, diese Stimme, egal was kommt, was ich mache, wie sehr ich mir Mühe gebe und so werde ich weiterhin scheitern, denn nur das aller beste, ist gut genug und das werde ich nie erreichen.

Ihre Depression =Miku Hatsune=Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon