Gespräche

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Ich musste die ganze Zeit an diesen seltsamen Moment denken. Tat man das, wenn man verliebt war? Sich ewig lange anstarren? Das war irgendwie schräg und seltsam.

"Hazel Grace, ich muss mich rasieren!" Ich schreckte auf. "N-Natürlich", stotterte ich und öffnete die Tür. Hatte ich jetzt wirklich so lange nachgedacht? Luke schlüpfte durch die Tür und nahm den Rasierer. Ich ging zum Kühlschrank und nahm mir eine Karotte heraus. Ich hatte keine Ahnung, was wir heute Abend machen würden. Hoffentlich nicht weggehen...

"Kannst du mal kommen?"Ich stand auf, mit der Karotte in der Hand und ging ins Bad. Luke hatte sich mit dem Rasierer geschnitten. Ich seufzte leise. "Was?", fragte er verwirrt. "Luke, der ist gerostet, den kannst du nicht mehr nehmen", meinte ich matt. "Oh, das macht Sinn" Ich rollte mit den Augen und tupfte mit Klopapier das Blut an seiner Wange ab.

Musste ich jetzt seine Ersatz-Mutter sein? "Danke" Ich nickte. Wenigstens würde mir dann nicht langweilig. Ich hatte keine Ahnung, was wir heute Abend machen würden. Zum Weggehen war ich einfach nicht geeignet.

Luke machte sich eine Tiefkühlpizza und ich aß einen Apfel mit einem blanken Dinkelbrötchen. Er schlug vor einen Film anzuschauen und ich stimmte zu. Was hätten wir auch sonst machen sollen?

Am Ende hatten wir die Harry Potter Filme 1 bis 4  angeschaut. Außerdem saß ich nun näher bei Luke. War das normal, dass ich immer noch an diesen seltsamen Moment denken musste?

Doch jetzt, als wir nebeneinander auf der Couch saßen und seine Schulter meine leicht berührte, war ich so entspannt wie noch nie. Luke schnaufte leise. Er war eingeschlafen, was hieß, ich musste das Ende des vierten Teils alleine anschauen.

Was ich an den Filmen mochte war, dass man den Leuten ansehen konnte, wie verfault ihre Seelen von innen waren. Voldemort zum Beispiel. Er hatte so viele Menschen-Zauberer getötet, dass es für seine Seele gar nicht mehr erträglich war. Sodass er immer unmenschlicher wurde. Und das zeigte sich auch an seinem Äußeren. Er sah aus, als hätte er keine Seele mehr.

Im wirklichen Leben aber, sieht der Teufel aus, wie der reinste Engel. Das hatte mir schon immer Angst gemacht. Wenn die Leute aussähen, wie ihre Seelen, wie wäre die Welt dann? Man könnte zumindest nicht in eine Falle gelockt werden.

"Ist Cedric schon tot?", nuschelte Luke schlaftrunken und streckte sich. Ich schüttelte den Kopf. "Noch nicht. Die dritte Aufgabe hat gerade angefangen", antwortete ich ihm. Der Blonde nickte leicht und zog die Beine an, sodass sie ebenfalls auf der Couch waren.

"Ist dir schon mal aufgefallen, wie die Leute in den Filmen nach ihren Seelen aussehen?" Luke runzelte die Stirn. "Was  meinst du?" Sein irritierter Blick lag auf mir. "Naja, nimm zum Beispiel Voldemort. Er sieht genauso aus, wie seine Seele von innen. Beziehungsweise, er hat ja keine mehr"

Er nickte leicht. "In echt ist es nicht so. Der Teufel ist nicht hässlich und trägt keine Hörner. Er war schließlich mal Gottes Liebling und ein Engel" Er schüttelte den Kopf.  "Du denkst über Dinge nach..." Ich zuckte mit den Schultern. "Glaubst du an Gott?", fragte er mich interessiert.

Ich hob eine Augenbraue. "An Gott? Ich weiß nicht...Ich will ein paar handfeste Beweise. Nicht irgendwelche Halluzinationen von Halbtoten", antwortete ich leise. "Halbtote?", echote er. Ich nickte. "Wenn man stirbt, schüttet das Gehirn Endorphine aus und die betäuben den Schmerz oder lösen Halluzinationen aus...Das würde auch das helle Licht erklären...Allerdings ist das Ganze noch nicht so richtig erforscht. Trotzdem glaube ich eher daran" Er gluckste amüsiert auf, betrachtete mich jedoch weiterhin mit einem faszinierten Gesichtsausdruck.

"Hast du nicht ein bisschen Gottvertrauen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Gottvertrauen? Wozu? Was bringt es dir? Die Leute, die in Neapel leben, wissen, dass der Vulkan ausbrechen wird und was tun sie? Sie haben eine Statue von irgendeinem Heiligen auf dem Gipfel angebracht und beten ihn an. Sag mir, wie ihnen das "Gottvertrauen" das Leben retten soll"

Luke seufzte. "Hm..." Ich nickte. "Siehst du? Ich bin Realist. Ich glaube eher an Fakten, als an Religion oder Karma" Er schluckte. "Das klingt interessant...So habe ich das noch nie betrachtet..." Ich grinste stolz. Luke klopfte mir auf die Schulter und stand auf. "Also, ich gehe dann mal ins Bett...Bis morgen, Hazel Grace" Ich verdrehte die Augen.

Daran würde ich mich erst noch gewöhnen müssen.

...

Am nächsten Morgen rollte ich mich stöhnend aus dem Bett. Ich hatte kaum geschlafen. Müde rieb ich mir die Augen und ging dann zu meinem Kleiderschrank. Wahllos zog ich ein mintgrünes T-Shirt und eine enge Jeans, zusammen mit passender Unterwäsche.

"Hey, du-" Ich fuhr herum, nur in Unterhose und BH gekleidet, starrte ich Luke aus geweiteten Augen an. Ihm schien es überhaupt nicht unangenehm zu sein. Mir dagegen schon. Ich konnte förmlich spüren, wie sich die Hitze in meinem.Gesicht ausbreitete. Oder wie mein Herz wild gegen meine Brust schlug. "Ich habe Frühstück gemacht", meinte er schnell, ehe er sich wieder aus dem Raum verzog.

Eilig zog ich mich fertig an und huschte dann aus dem Raum. Tatsächlich hatte er es versucht Frühstück zu machen. Das Ei war verbrannt-ich hatte so etwas noch nie gesehen- und der Schinken besaß eine braun-schwarze Färbung. Er sah mich fragend an. Schnell zwang ich mich zu lächeln. "Das sieht sehr...lecker...aus", brachte ich schließlich hervor. Der Toast war das einzige Genießbare.

Mir fiel auf, dass sich unter seinen Augen dunkle Ränder befanden und seine Haare waren ungemacht. "Ist irgenderwas?", fragte ich verwirrt. Er schüttelte wild den Kopf. Es war auffällig, dass ihn etwas aus der Bahn werfen zu schien. Naja, wir kannten uns auch noch nicht wirklich. Wer konnte es ihm verübeln?

Mein Magen knurrte auffordernd und so nahm ich einen zögerlichen Bissen von dem Ei. Ich unterdrückte den Würgereiz und zwang mich zu lächeln. "Schmeckt es dir?" Ich nickte leicht. Mega. Doch sein hoffnungsvoller Gesichtsausdruck ließ mich die Wahrheit für mich behalten. Er sah schon so müde aus, da wollte ich ihm nicht auch noch den Tag verderben.

"Was machst du eigentlich nach dem College?" Er zuckte zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. In seinen Augen blitzte so etwas, wie Panik auf und sein Gesicht war blass geworden. "Danach?", fragte er gedehnt. "Wahrscheinlich gehe ich weg. Nach Deutschland oder Frankreich", antwortete er knapp.  Ich würgte den Rest des Eis und des Schinkens herunter.

Er selbst nahm einen Bissen vom Ei und verzog das Gesicht. "Gott. Wieso sagst du nicht, dass das schrecklich schmeckt?", stieß er empört hervor und rannte zum Mülleimer. Er sah beinahe wütend aus. "Wieso hast du mich angelogen?" Ich zuckte zusammen.

"Tut mir Leid..." Ich blickte ihn unsicher an. Seine harten Züge wurden weicher. "Ach Hazel...Ich kann die Wahrheit vertragen", seufzte er. "Na dann, es hat furchtbar geschmeckt" Er nickte leicht. "Was habe ich falsch gemacht?", wollte er hilflos wissen. Ich meinte, meine Augen würden mir bald aus dem Kopf fallen.

"Alles ist verbrannt gewesen"

"Alles?" Meine Ehrlichkeit schien sein Ego angekratzt zu haben, denn er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.

"Bis auf den Toast", meinte ich trocken.

HEY :)

Auch wenn ich im Urlaub bin, hier ein Kapitel für euch :)

Dankt meiner Mutter, die diesen SUPER Auslandsvertrag

I turn him straightWhere stories live. Discover now