Kapitel 16

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„Was zur Hölle war das?" Niall war der erste, der seine Stimme wiedergefunden hatte. Kyla schluckte kurz. „Gespräche unter Freunden.", antwortete sie knapp und wandte sich um, sie wollte nur weg von den Menschen, von denen sie am wenigsten wollte, dass sie diese Seite von ihr sahen.

„Geh jetzt nicht schon wieder, Kyla.", hielt Niall sie auf. Das legte einen Schalter in ihr um. Aufgebracht drehte sie sich zu ihnen um. „Siehst du es nicht? Verstehst du es nicht?", rief sie aus, die Jungs sahen sie überrascht an. „Kyla..."

„Nein, Niall, diesmal nicht. Ich bedrohe und töte Menschen, ihr seid ein Vorbild für viele Menschen. Das passt nicht zusammen, das musst du doch sehen! Ich bin kriminell, wenn du es zum Mitschreiben brauchst. Ich könnte euch alle in ein paar Sekunden einfach erschießen, wenn ich wollte." Sie zog ihre Pistole wieder. „Haut ab und haltet euch endlich fern von mir. Ja, wir hatten vielleicht eine schöne Zeit zusammen, aber, Niall, das ist vorbei. Es kann nicht so werden wie früher. Es würde herauskommen, dass ihr mit mir Zeit verbringt, auch noch ohne mich an die Polizei zu melden. Ich werde überall gesucht! Das geht einfach nicht, versteht das doch! Hört also auf, euch und mir Hoffnungen zu machen, die längst begraben gehören!"

Erschrocken wurde sie von den Jungs angesehen, keiner sagte ein Wort, bis Niall redete. „Ich glaube es dir nicht. Egal, was du vorspielst, du bist kein schlechter Mensch."

„Dann verschließe deine Augen eben vor der Wahrheit, aber lass mich damit in Ruhe. Du nervst mich!" Damit drehte sie sich schwungvoll um und huschte in der Dunkelheit davon. Zurück blieben fünf geschockte und verwirrte Jungs, die nicht wussten, was sie nun tun sollten.

„Ich glaube es ihr immer noch nicht.", meinte Niall dann. „So verzweifelt, wie sie versucht, uns davon zu überzeugen, glaube ich es ihr auch nicht.", stimmte Liam ihm zu. „Aber was machen wir jetzt nur?", fragte Harry ratlos. „Erstmal nach Hause gehen, würde ich vorschlagen. Niall hat einiges zu verarbeiten, würde ich sagen." Louis sagte das ganz ohne seinen typischen sarkastischen Tonfall in der Stimme und Niall nickte nur.

Im Auto fuhr er gedankenverloren immer wieder seine Lippen entlang, wo noch vor einer Stunde ihre gelegen hatten. Seine Freunde bekamen das mit, sagten aber rücksichtsvoll nichts dazu, sondern tauschten nur besorgte Blicke aus.

Kyla fing währenddessen auf halbem Weg nach Hause an zu weinen. Sie beeilte sich, damit sie niemand sah, und warf sich zuhause auf ihr Bett, um alles herauszulassen. Sie wollte Niall nicht so verletzen, wie sie es getan hatte. Aber es war besser so. Er sollte sie hassen, damit er loslassen konnte. Sie hätte sich in dieser einen Nacht niemals zu ihm setzen sollen. Sie wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen, um ihn in Sicherheit zu bringen. Es war ihr egal, ob sie geschlagen und misshandelt wurde, wenn Niall nur endlich glücklich werden konnte.

Sie verfolgte die Jungs im Internet, sie wusste immer, wo sie gerade waren. Sie passte ein bisschen auf sie auf. Aber deswegen sah sie auch die Fans, die bemerkten, dass Niall in letzter Zeit sehr viel ruhiger geworden war. Die anderen wurden auch immer wieder besorgt gefragt, ob bei ihnen alles in Ordnung war, sie seien in letzter Zeit so nachdenklich. Die Jungs taten das mit einem lachenden „Man wird eben auch mal erwachsen." ab. Aber bei Niall war es extrem. Auch Kyla sah, dass er auf den Bildern nicht unbedingt glücklich aussah, außer wenn er mit seinen Bandkollegen oder mit begeisterten Fans redete. Die konnten ihn von Kyla ablenken, von seinen Sorgen.

Kyla hatte einen Plan. Sie wusste, was sie tat. Sie musste Niall auf Abstand halten, damit sie bei vollem Bewusstsein ihren Plan durchziehen konnte. Sie hatte Vertraute, die ihr halfen. Aber solange nicht klar war, dass dieser Plan aufgehen würde, musste sie Niall da raus halten, es war zu gefährlich für ihn und die anderen.

Kyla hielt sich immer vor Augen, dass sie es für die fünf tat. Sie brauchte sie als Motivation, überhaupt noch weiterzuleben. Um sich abzulenken holte sie sich ihren Laptop, warf sich in Jogginghose auf ihr Bett und klickte sich durch Videos der fünf. Es machte sie glücklich, wenn sie sehen konnte, dass die fünf fröhlich waren, auch ohne sie. Jedes Mal, wenn sie Niall lächeln sah, zogen sich ihre Mundwinkel automatisch nach oben. Sie fand allerlei lustige Geschichten über die fünf Sänger, seltsame Theorien, die sich Fans ausdachten, weil ihnen langweilig war. Kyla fand sie alle recht amüsant und musste von Zeit zu Zeit sogar lächeln oder lachen. Diese Jungs schafften es sogar, sie durch alte Videos zum Lächeln zu bringen, das war doch nicht mehr normal.

Langsam wurde auch Kyla klar, dass sie nicht mehr ohne diese Jungs konnte. Drei von ihnen kannte sie nicht einmal wirklich und trotzdem waren sie ihr so wichtig. Und deswegen änderte sie ihren bisherigen Plan etwas ab.

Secrets [One Direction]Where stories live. Discover now