10. Jobsuche

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Ich ging in die Wohnung meiner Oma und setzte mich an den Esszimmertisch. Dort schlug ich erst einmal die Seiten mit den ganzen Jobangeboten auf. Ich nahm einen Kugelschreiber und schaute mir jedes Angebot aufmerksam an. Hoffentlich war was dabei, was mir gefiel. Fehlanzeige. Das war ja wieder klar. Entweder gab es irgendwelche langweiligen Bürojobs oder Kellnern in Cafés, worauf ich echt keine Lust hatte. Ich hab mal für kurze Zeit gekellnert, aber es war so langweilig, dass ich bald wieder aufgehört hab. Na super und was machte ich jetzt?

Ich packte Geldbeutel, Handy und Schlüssel in meine Tasche und zog meine Schuhe an. Dann lief ich nach unten und in Richtung S-Bahn. Am Stachus stieg ich wieder aus und lief durch die Fußgängerzone. Damals hatte ich als 2. Minijob im 'New Yorker' kassiert. Das war viel cooler. Es hat mehr Spaß gemacht, als bloß Kaffee und Kuchen und was weiß ich noch zu den richtigen Tischen bringen.

Diesmal fand ich den Weg zu Abercrombie & Fitch sofort. Aber ich blieb nicht, wie letztes Mal weiter hinten stehen, sondern ging auf den Eingang zu. Wieder standen total viele an. Ich lief auf einen der Models zu.

"Ähm ... hey", begrüßte ich ihn.

"Hi, wie kann ich dir helfen?", fragte er lächelnd. Wahrscheinlich hat er gleich gemerkt, dass ich nicht da war um ein Foto zu machen.

"Ich müsste mit deinem Chef reden. Würde das gehen?"

"Wieso denn?"

"Ich bin auf der Suche nach einem Job..."

"Okay ... komm mal mit."

Er gestikulierte irgendwas zu einem seiner Kollegen und ging dann mit mir nach drinnen. Es roch hier drinnen echt extremst nach Parfüm und was weiß ich noch für andere Düfte. Ok es war wirklich fast identisch mit Hollister, bloß dass auf den Hollisterklamotten ein Vogel abgebildet ist und bei Abercrombie & Fitch ein Elch abgebildet ist.

Wir gingen durch eine Tür, wo 'Kein Zutritt, nur für Personal' stand. Der Kerl klopfte dann an eine andere Tür, die etwas weiter hinten war. Nach einem kurzen 'Ja' öffnete er die Tür.

"Da will Sie jemand sprechen.", kündigte er meinen Besuch kurz an, schob mich zur Tür rein und verschwand wieder.

Ich ging nach drinnen und auf die Frau zu die hinter einem Schreibtisch saß und mich musterte.

"Hallo, ich bin Jolene Hemmilton und wollte fragen, ob Sie mir hier nicht einen Job anbieten können ...", begann ich.

"Also eigentlich suchen wir keine neuen Angestellten, aber nehmen Sie doch erst einmal platz." Sie wieß auf den Stuhl vor ihr und setzte ihre Brille ab.

"Es handelt sich auch bloß um vier Monate oder so. Wirklich nicht länger. Es wäre total hilfreich, wenn ich den Job haben könnte."

"Wieso bloß für so kurze Zeit?", fragte sie jetzt interessiert.

"Ich komm eigentlich aus England. London um genau zu sein. Ich wohn zurzeit in dem alten Haus meiner Oma und wollte einfach mal ein wenig raus von zu Hause." Dass es nicht die ganze Wahrheit war musste sie ja nicht wissen.

"Sie können ganz schön gut Deutsch für das, dass Sie aus England kommen."

Ich lächelte. "Ja. Meine Oma kommt von hier. Mein Opa aber von England. Bis mein Opa gestorben ist haben sie auch da gewohnt. Oma hat Dad neben dem Englisch auch Deutsch beigebracht und er kann es genauso flüssig reden wie ein Muttersprachler. Er selber fand es auch wichtig, dass ich das lernte und ich bin ihm auch echt dankbar dafür. Deshalb kann ich jetzt auch so gut Deutsch."

"Wow das ist ja echt toll! Und sie brauchen diesen Job unbedingt?" Ich nickte. "Haben Sie denn schon mal in so einem Laden gearbeitet?"

"Ja. Im New Yorker für ungefähr ein Jahr, aber dann musste ich wegen der Schule aufhören."

"Also kennen Sie sich mit den ganzen Geräten und alles bestens aus?"

"Wenn sich nicht viel verändert hat dann schon. Ansonsten lern ich sowas ganz schnell."

Wir unterhielten uns noch einige Zeit und sie sagte mir den Job zu. Ich freute mich total.

"Seien Sie morgen bitte um 8 Uhr hier in meinem Büro, wir öffnen um 9. Dann haben Sie noch genügend Zeit sich einzuarbeiten. Wenn Sie noch kurz warten, geb ich Ihnen eine Angestelltenkarte, dann kommen Sie hier ohne große Probleme rein. Das geschäftliche klär ich dann ab."

"Okay danke!", bedankte ich mich.

Sie verschwand kurz in einem anderem Zimmer und kam dann mit einer Karte zurück, die ich dankend annahm.

"Gut dann zeig ich Ihnen noch schnell, wie Sie hier ohne Probleme rein und raus kommen und dann wars das auch schon."

Wir gingen zu einem Hinterausgang und sie zeigte mir, wie ich die Karte durchschieben musste und so. Danach verabschiedete ich mich und machte mich auf den Heimweg.

Jetzt hatte ich wenigstens einen Job. Zwar nur für vier Monate, aber länger konnte ich da wahrscheinlich eh nicht arbeiten, wegen meinem Babybauch.

Kaum war ich daheim durch die Tür gegangen, klingelte mein Handy. Ich suchte in meiner Tasche danach. Als ich es hatte schaute ich auf den Display.

"Hey Laura!", begrüßte ich meine beste Freundin.

"Hi! Na wie gehts?", fragte sie.

"Passt schon dir?"

"Ganz gut. Ich frag einfach nicht was los ist, ich weiß es ja eh."

"Kluges Mädchen! Ich hab Neuigkeiten.", sagte ich dann.

"Und welche? Du kommst wieder zurück?", fragte sie hoffnungsvoll.

"Nein. Ich hab einen Job bei Abercrombie & Fitch." Ich wusste, dass sie diesen Laden liebte.

"Oh mein Gott Jolie! Willst du mich verarschen?!", rang sie nach Luft. "Für wie lange?"

"Vier Monate. Länger kann ich da eh nicht arbeiten wegen dem Kind."

"Boa wehe du schickst mir nichts von den Klamotten!", drohte sie.

"Was dann?"

"Dann mach ich Hackfleisch aus dir!", lachte sie und ich musste schmunzeln. Sie konnte einen echt aufheitern. Meistens zumindest.

"Okay ich verzichte auf Hackfleisch und schick dir lieber was. Ich will ja noch länger leben."

Jetzt wurde sie allerdings wieder ernst. "Der Grund warum ich eigentlich anrufe ist der, dass sich deine Eltern extremste Sorgen machen. Sie haben mich jetzt schon ein paar Mal gefragt was bei dir los ist. Erzähl ihnen die Wahrheit. Sie werden es Leon schon nicht gleich erzählen..."

Bei der Erwähnung seines Namens spürte ich einen Stich in meinem Herzen. Aber sie hatte recht. Meine Eltern sollten von dem Kind wissen.

"Ich werds machen...", meinte ich einfach nur.

Away because of himWhere stories live. Discover now