20. Böse Überraschung

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Nein, das durfte doch nicht wahr sein! Wie konnte er mich denn bloß finden?! Ich war doch tausende Kilometer von daheim entfernt! Bitte, lass das alles nur ein böser Traum sein.

Er hatte mich noch nicht bemerkt und ich wollte wieder umdrehen und gehen. Aber es war zu spät. Genau in dem Augenblick drehte er sich in meine Richtung. Sein Blick bohrt sich in meine Augen.

"Jolene!", flüsterte er.

Ich stieg die letzten Treppenstufen hoch, aber ließ immer einen weiten Abstand zu ihm. Ich musste unbedingt in meine Wohnung kommen. Da war ich sicher. Draußen konnte er mich verfolgen. Ich sagte kein Wort, sondern ging immer weiter auf meine Tür zu, aber er stellte sich mir in den Weg.

"Jolene!", flüsterte er wieder und musterte mich.

Ich hoffte so sehr, dass er die leichte Wölbung, die der Pullover wurf, nicht sah.

"Lass mich bitte vorbei.", versuchte ich mit fester Stimme zu sagen, was mir auch einigermaßen gelang.

"Wieso bist du gegangen?", fragte er mich und ignorierte meine Aussage.

Ich wich seinem Blick aus, der jetzt auf meine Tür fiel. Sie war nicht weit weg. Ich konnte es schaffen, wenn ich mich beeilte. Den richtigin Schlüssel hatte  ich schon in der Hand. Ich brauchte bloß etwas Zeit, um sie aufzusperren. Aber ich musste handeln. Auch wenn es vielleicht nicht klappte, dann konnte ich mir immer noch einen anderen Plan ausdenken. Er durfte bloß nicht bemerken, dass ich schwanger war. Das war das wichtigste.

Ich handelte schnell. Mit meiner ganzen Kraft schubste ich ihn an die Mauer, die gegenüber war. Er keuchte kurz auf und rieb sich seine Schulter. In der Zwischenzeit war ich zu meiner Tür geeilt und versuchte sie aufzusperren. Obwohl ich so lange brauchte schaffte ich es doch, bevor mich Leon wieder aufhalten konnte.

"Es tut mir leid...", flüsterte ich noch. Dann schloss ich die Tür.

Die ganze Zeit hatte ich mich zusammengerissen. Ich wollte keine Schwäche zeigen, aber jetzt rollten mir die ersten Tränen meine Wange hinab. Wie konnte das nur passieren? Ich ließ mich an der Tür hinuntergleiten.

Ich war doch so weit weg. Niemandem hatte ich gesagt wo ich war und ich hatte doch auch nicht den geringsten Hinweis hinterlassen. Oder hab ich irgendwas vergessen? Durch ein Klopfen wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

"Bitte Jolene! Lass uns reden!", flehte Leon.

"Leon geh! Ich will nicht mit dir reden...", antwortete ich kalt. Es zerbrach mir das Herz so mit ihm zu reden, aber ich wusste keinen anderen Ausweg.

"Ich werd hier so lange bleiben, bis du mir aufmachst und wir reden können. Jolie! Du weißt nicht wie schlecht es mir geht. Vor allem, weil ich den Grund nicht kenne. Was hab ich denn falsch gemacht?" Er hörte sich total verzweifelt an, aber ich durfte jetzt nicht nachgeben.

"Du hast gar nichts falsch gemacht...", flüsterte ich, was Leon aber nicht verstehen konnte.

Ich stand auf und setzte mich auf die Couch. Irgendwann würde er schon aufgeben und gehen. Aber als er nach 4 Stunden immer noch nicht weg war, musste ich mir was ausdenken, wie ich ihn vertreiben konnte. Und ich hatte auch schon eine Idee. Ich wusste, dass ich ihn damit verletzen würde, aber was sollte ich denn sonst machen?

Ich nahm mein Handy und wählte Sams Nummer. Nach dem zweiten Klingeln nahm er auch schon ab.

"Heyy Jolie wie gehts?"

"Hi passt schon dir?"

"Eigentlich ganz gut. Was ist denn los? Ist was mit den Babys?", fragte er.

"Nein mit denen ist alles in Ordnung. Aber ich hab ein anderes Problem. Kannst du mir deshalb einen Gefallen tun?"

"Der da wäre?"

"Bitte komm vorbei. Und wenn du vor meiner Tür stehst, dann ... gib dich bitte als ... mein Freund aus ..."

"Hä? Warum denn?", fragte er misstrauisch.

"Ich erklärs dir wenn du hier bis ok?"

"Na gut. Ich mach mich auf den Weg. Bin in 10 Minuten da."

"Danke Sam."

"Kein Problem. Bis gleich."

"Ja bis gleich."

Jetzt musst ich warten. Und diese 10 Minuten waren echt lange. Ich schaute mich nochmal im Spielgel an, dass Leon nicht bemerkte, dass ich in den letzten vier Stunden total viel geweint hatte und frischte mein Make-up auf. Als es endlich klingelte, stand ich auf und ging zur Tür. Aber bevor ich aufmachte, wollte ich sichergehen, dass es wirklich Sam war. Leon hatte zwar bis jetzt immer geklopft, aber trotzdem.

"Wer ist da?", fragte ich.

"Schatz, ich bins." Das war eindeutig Sam. Man erkannte es an der Stimme. Leon hatte eine viel tiefere Stimme wie Sam.

Ich machte die Tür auf und umarmte Sam. Von den Augenwinkeln aus, sah ich Leon an der Treppe sitzen und er beobachtete uns. Zwar wusste ich, dass es nicht richtig war, aber ich musste das jetzt einfach machen. Ich gab Sam einen wirklich ganz kurzen Kuss und zog ihn dann in meine Wohnung. Das letzte was ich sah war Leons verletzter Blick. Am liebsten hätte ich ihn jetzt in meine Arme genommen...

"Tut mir leid Sam!!", entschuldigte ich mich sofort, als die Tür zu war. Er schaute mich nur irritiert an. "Komm mit, dann erzähl ich dir alles ..."

Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch.

"War das wegen dem Kerl da draußen?", fragte er und ich nickte. "Wer war das?"

"Ich hab dir doch von meinem Ex Leon erzählt ..."

"Und das war er?"

"Ja. Ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen. Ich hoffe du bist mir nicht böse ... " Etwas nervös schaute ich auf den Boden.

"Es war zwar nicht in Ordnung, aber ich bin dir nicht böse. Ich weiß, dass das alles zurzeit ziemlich schwer für dich ist."

"Danke Sam. Du bist echt der Beste."

Ich war gerade irgendwie so erleichtert, aber ich fühlte mich trotzdem noch schlecht. Wie konnte ich bloß so dumm sein und Sam küssen? Nicht, dass ich ihn nicht mochte. Erstens war er schwul und zweitens hatte er einen Freund. Ich war soo blöd!!

Sam und ich unterhielten uns noch lange über alles mögliche und ich war echt froh, dass er wirklich nicht sauer war. Es war eher so eine Kurzschlussreaktion. Okay ich wollte echt jetzt nicht weiter über mein Fehlverhalten nachdenken. Ich weiß nicht nach wie vielen Stunden Sam dann ging, aber es war echt spät. Vorsichig lugte ich durch die Tür und Gott sei dank war Leon nicht mehr da. Vielleicht hatte er es ja aufgegeben nach meiner Aktion vor ein paar Stunden.

"Okay. Nochmal danke. Und wir sehen uns ja morgen in der Arbeit.", verabschiedete ich mich von Sam.

"Ja bis morgen!"

Away because of himWhere stories live. Discover now