37. Wie der Vater

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Ich umklammerte Leon so fest es nur ging. Angst war ihm ins Gesicht geschrieben. Er schrie nach seinen Eltern, die auch wenige Augenblicke später in das Zimmer kamen.

"Schnell ruf einen Krankenwagen!", sagte er zu seiner Mom. Seine Stimme zitterte.

Sie lief wieder raus.

"Bring sie nach unten und leg sie auf die Couch.", versuchte sein Dad ruhig zu bleiben, aber er war genauso angespannt wie wir.

Leon nahm mich vorsichtig hoch und trug mich die Treppen nach unten. Er legte mich sanft auf die Couch und kniete sich neben mich. Seine Mom kam jetzt auch wieder ins Zimmer.

"Der Krankenwagen ist unterwegs. Bleib ganz ruhig Jolene.", versuchte sie mich zu beruhigen, aber sie schaffte es nicht.

Leon strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Halt durch Jolie. Der Krankenwagen ist bald da. Es wird alles gut." Ich wusste genauso gut wie er, dass nichts gut werden würde.

"Sie sind zu früh!", sagte ich verzweifelt.

"Wie viel zu früh?", fragte seine Mom.

"Ein Monat ... ", antwortete Leon leise.

Scharf zog sie die Luft ein. Wieder druchzuckten mich Wehen. Warum dauerte das so lange? Ich schloss die Augen und versuchte an etwas anderes zu denken. Ich hörte endlich eine Sirene.

"Hörst du Jolie, der Krankenwagen kommt!", sagte Leon mit zittriger Stimme.

Ich bekam kaum noch etwas mit. Leute kamen rein. Fragten mich Sachen, was ich auch beantwortete. Aber das alles passierte in meinem Unterbewusstsein. Ich wollte nur, dass es schnell aufhörte. Ich wurde in den Krankenwagen geschoben. Leon fuhr mit und hielt noch immer meine Hand. Ab dann konnte ich mich nur noch sehr schwach erinnern, was passierte.

***

Langsam öffnete ich meine Augen. Die Wehen hatten aufgehört. Was war passiert? Was war mit meinen Babys?

"Jolie!", hörte ich Leon erleichtert rufen.

"Wo sind sie?", fragte ich und er verstand sofort.

Er lächelte leicht. "Es geht ihnen gut. Sie sind stark und werden es schaffen, davon bin ich überzeugt!"

Er gab mir einen Kuss und ich seufzte erleichtert auf. "Kann ich sie sehen?", fragte ich.

Leon nickte und half mir aufzustehen. Ich war etwas wackelig auf den Beinen. Mein Bauch war wieder etwas flacher. Zwar nicht so flach wie zuvor, aber ich wusste, dass es etwas dauerte, bis es wieder so war wie vorher ... oder auch nicht ...

Wir gingen einen Gang entlang und dann in ein Zimmer. Überall waren Brutkästen in denen Babys lagen. Manche waren auch leer. Vor einem etwas größeren blieben wir stehen. Da lagen sie. Beide schliefen tief und fest. Aus ihren kleinen Körpern kamen Schläuche raus. Aber sie waren wunderschön. 

"Vanessa und Mason.", sagte Leon leise und lächelte mich an. "Das ist unsere Tochter." Er zeigte auf das kleine Wesen, das links lag. "Und das unser Sohn." Er lag rechts.

Ich umarmte Leon. "Sie sind so schön."

Eine Krankenschwester kam zu uns und überprüfte die Geräte. Bevor sie wieder ging lächelte sie uns noch an. "Die beiden sind für ihr Alter ganz schön stark und hartnäckig. Ich will nichts versprechen, aber ich glaube, sie schaffen das."

"Das haben sie von ihrem Vater.", grinste ich.

Mit einem lachen verschwindet die Krankenschwester wieder. Leon küsste meinen Scheitel.

"Ich liebe dich." Lange schaute ich Leon einfach nur an.

"Und ich liebe dich!", antwortete ich dann.

***

Mittlerweile sind zwei Wochen seit der Geburt vergangen. Vanessa und Mason geht es prächtig. Sie sind so stark, dass sie sogar keine Schläuche mehr brauchen. Von Tag zu Tag wurden sie immer kräftiger.

Nach einer Woche wurde ich wieder entlassen. Trotzdem kam ich jeden Tag ins Krankenhaus um die Kleinen zu besuchen. So wie jetzt gerade auch. Ich saß in einem Sessel und Leon neben mir. Ich hatte unsere Tochter auf dem Arm und er unseren Sohn. Mason schaute sich neugierig um. Vanessa dagegen schlief wie ein Stein. Sie waren so süß!

Für ein paar Tage mussten sie noch da bleiben. Dann durften wir sie mit nach Hause nehmen. Zu Hause war schon alles hergerichtet. Die Hebamme hatte uns geraten, dass wir sie solange sie noch so klein sind zusammen in einem Bettchen schlafen lassen sollten. Wir sind ihrem Rat nachgegangen und haben extra ein Bettchen gekauft, wo beide genug Platz hatten.

Ich nahm Masons kleine Hand und sofort umklammerte er meinen Daumen. Mit seinen großen Kulleraugen starrte er mich an.

"Er hat eindeutig deine Augen.", grinste Leon.

"Und deine Nase und Ohren.", lachte ich.

"Hallo Mason. Bald darfst du mit uns nach Hause. Freust du dich schon?", fragte ich den Kleinen. Mir war klar, dass ich keine Antwort bekommen würde.

Mit Leons Eltern verstehen wir uns mittlerweile ziemlich gut. Wir haben lange geredet. Und es hat viele Tränen gegeben. Aber jetzt ist alles wieder in Ordung. Sie haben mich als Schwiegertochter akzeptiert und ich bin wirklich froh darüber. Sie freuten sich schon total ihre Enkelkinder wieder zu sehen. Einmal waren sie im Krankenhaus dabei. Meine Eltern durften auch einmal mit. Unseren Freunden haben wir nur Fotos zeigen können. Es wäre einfach zu viel, wenn ständig fremde Menschen kamen. Sonst kannten sich die Kleinen ja nicht mehr aus.

Als Mason dann auch einschlief legten wir die beiden wieder in ihr Bettchen. Kurz schauten wir ihnen zu und entschieden dann nach Hause zu gehen. Wir waren den ganzen Nachmittag da und irgendwann brauchten sie auch einfach mal ihre Ruhe.

"Worauf hast du jetzt lust?", fragte mich Leon.

"Ich weiß nicht ... ", überlegte ich.

"Aber ich weiß was!"

Ich stand an der Wand gelehnt da und schaute ihn fragend an. Er kam auf mich zu und stützte sein Hände jeweils rechts und links neben meinem Kopf ab. Er kam mit seinem Gesicht immer näher und küsste mich dann. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn noch näher zu mir her. Seine Hände wanderten zu meiner Taille und dann zu meinen Oberschenkeln. Ich verstand sofort und sprang nach oben. Meine Beine schlang ich um seine Hüfte und so ging er dann in unser Schlafzimmer ...

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Soo das war das letzte Kapitel und jetzt kommt dann bloß noch der Epilog... Irgendwie echt schade :/

Away because of himWhere stories live. Discover now