1 - Violet

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Lindsay lief mit großen, schnellen Schritten durch den langen Korridor.
Links und rechts an den Spinden standen Mitschüler und sahen ihr hinterher.

Ein paar Augenblicke später sah man Evan, wie er ihr hinterher joggte.

Ein tägliches Bild: Evan hatte nur etwas falsches gesagt, und Lindsay machte wieder ein riesiges Drama daraus und war kurz davor, die ganze Beziehung hinzuschmeißen.

Er hatte wirklich etwas Besseres als sie verdient, sie machte ihm nur das Leben schwer.

Ich würde ihn gut behandeln, wenn wir zusammen wären. Wenn, wären. Das wird natürlich nie passieren, denn ich habe bei ihm nur den Status der Kindergartenfreundin, nicht mehr und nicht weniger.

Er hat mich so sehr in die Friendzone versetzt, dass es fast schon weh tut. Halt. Nicht nur fast, es tut weh. Sogar sehr.

Aber ich nehme es ihm nicht übel, wie auch? Jeder liebt Lindsay, zumindest ihr Äußerliches. Ihren Charakter eher weniger - Keine Ahnung, wie Evan sich in so etwas verlieben konnte.

Ich könnte trotzdem niemals gegen sie ankommen. Ich hab keine D-Körbchen, die bei jeden Schritt auf und ab hüpfen, keine blonden, langen Haare und kein Puppengesicht. Traurig.

Aber ist schon okay, ich komm damit klar. Ich will mich nicht umbringen oder so einen Mist, keine Angst.

Zurück zu Evan, der grade verzweifelt versuchte, seiner durchgeknallten Freundin klar zu machen, dass er vorhin nicht einem anderen Mädchen nachgesehen hatte sondern seine gesamte Aufmerksamkeit wie immer bei ihr hatte.

Lindsay glaubte ihm aber natürlich nicht, zischte irgendwas und dampfte dann ab.

Evan blieb stehen und sah ihr kurz hinterher, dann lief er wieder in meine Richtung, zurück zum Haupteingang der Highschool.

Ich hielt mich an meinen Büchern fest und atmete tief durch. Dann setzte ich mich in Bewegung und ging zu ihm.

„Hey.. Was war jetzt schon wieder los?", fragte ich ihn, obwohl ich alles mitbekommen hatte.

Er sah kurz zu mir und steckte seine Hände in seine Jackentaschen.
„Das Übliche.", murmelte er nur genervt.

Ja, das Übliche. Trenn dich doch endlich von ihr, sie tut dir nicht gut.

„Okay..", sagte ich, „Lass dich davon nicht runter ziehen ja? Holst du mich nach dem Training wieder ab?"

Ich musste etwas schneller laufen, um bei seinem schnellen Gang mithalten zu können, er war offensichtlich sauer.

„Natürlich, so wie immer oder? Und nein keine Sorge, werde ich nicht. Ich bin's mittlerweile gewohnt von ihr. Morgen ist wieder alles gut."

Ich lächelte leicht und nickte. „Super, bis dann also.", sagte ich noch und ging dann in meinen nächsten Unterricht.

Jeden Mittwoch hatte ich Ballett-Training, es ist zu einer richtigen kleinen Tradition von uns geworden, dass Evan mich danach abholte und wir dann zusammen etwas unternehmen. Das war immer mein Lieblingspart der Woche.

-

Nach dem Training stand ich mit nassen Haaren vom Duschen am Straßenrand und wartete auf Evan.

Eigentlich sollte er schon längst da sein. Wer weiß, vielleicht stand er im Stau oder sowas?

Zitternd zog ich meine Jacke enger um mich. Ich hätte vielleicht doch noch meine Haare föhnen sollen, aber ich wollte so schnell wie möglich raus, zu Evan.

Aber jetzt war er nicht da.

Zehn Minuten später wurde ich etwas unsicher und holte mein Handy raus um Evan anzurufen.

Ich wartete so lange bis die Mailbox ran ging und legte dann auf, toll.

Langsam machte ich mich auf den Weg in Richtung U-Bahn Station, ich konnte es nicht fassen. Er hatte mich doch jetzt nicht ernsthaft versetzt?

Als ich an der Haltestelle auf einer kleinen Bank saß, klingelte mein Handy und ich ging ohne zu zögern ran.

„Hallo? Evan?", fragte ich. „Wo bist du?"

Am anderen Ende der Leitung hörte ich eine Stimme im Hintergrund, Lindsay's Stimme. Ich verstand nicht was sie sagte, aber sie hörte sich schon wieder sauer an.

„Hey Violet, tut mir echt leid. Ich hab dich total vergessen.", sagte Evan etwas besorgt, „Soll ich dich noch holen oder kommst du anders nach Hause?", fragte er.

Vergessen. Er hatte mich vergessen, natürlich. Was auch sonst?

„Nein, schon gut. Ich fahr mit der U-Bahn.", versicherte ich ihm und versuchte so zu klingen, als würde mir das nichts ausmachen.

„Achso, okay. Es tut mir echt-", fing er an, aber dann hörte man, wie ihm das Handy weg genommen wurde.

„Evan?", fragte ich.

„Hier ist Lindsay, du Schlampe. Ruf nicht mehr bei ihm an, verstanden? Die ganze Schule weiß, dass du auf ihn stehst. Lass ihn einfach in Ruhe."

Dann legte sie auf.

Never Be The SameWhere stories live. Discover now