9 - Violet

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In 4 Wochen kann wirklich verdammt viel passieren.

Seit der Sache mit Lindsay und ihrer angeblichen ‚Misshandlung' hatte ich weder sie noch Tyler in der Schule gesehen. Keine Ahnung was die Beiden trieben.

Auf jeden Fall kam das ganze Drama doch vor Gericht, natürlich kam es das.

Evan machte seine Aussage, in der er seine Unschuld weiterhin beteuerte, und ich auch.

Ich hatte vorher mit einem Anwalt gesprochen, den meine Eltern angeheuert hatten, und habe diesen gefragt, ob es in Ordnung wäre Anschuldigungen gegen Tyler und Lindsay zu erheben. Er meinte, dass dies immer mit ein paar Risiken verbunden war.

Aber in diesem Fall war es offensichtlich dass die ganze Sache nicht stimmte oder zumindest irgendetwas faul war.

Evan war vorher nie gewalttätig gewesen, geschweige denn auf irgendeine Weise aus der Reihe getanzt.

Er war schon immer sehr vernünftig, verantwortungsvoll und ruhig.

Wie das Ganze bei Tyler und Lindsay abgelaufen ist, wusste ich nicht wirklich genau.

Es hieß, dass Lindsay mit einem Psychologen sprechen musste und dieser bei ihr eine Unzurechnungsfähigkeit festgestellt hatte.

Dank unseren Aussagen gegen Tyler wurde er auch vorgeladen und in das Dilemma mit reingezogen.

Tyler wurde befragt, bestritt natürlich alles und sagte dass er damit absolut nichts zu tun hatte.

Aber zum Glück war Lindsay dann doch noch schlau genug um mit der Wahrheit rauszurücken.

Sie bestätigte dann nämlich doch die Anschuldigungen gegen Tyler, obwohl ihr das offenbar ziemlich schwer gefallen ist.

Für Tyler in's Gefängnis gehen wollte sie nun auch nicht.

Ihr hättet mal Tylers Gesicht sehen sollen als Lindsay im Gerichtssaal dann doch gegen ihn ausgesagt hatte.

Er sah so aus, als würde er ihr am Liebsten den Kopf abreißen.

Um ehrlich zu sein war ich doch etwas schadenfroh, auch wenn ich das eigentlich nie bin.

Die Beiden hatten das einfach nur verdient.

Aber am Meisten war ich erleichtert, da Evan jetzt doch nicht mehr als Frauenschläger dastand und auch wieder zur Schule durfte.

Am Ende gewinnt immer das Gute, oder?

Als die Urteile von Tyler und Lindsay gesagt wurden, beobachtete ich Tyler ein wenig.

Er stand ganz ruhig da, aber man konnte sehen, wie es in ihm brodelte.
Seine Hände hatte er so fest zu Fäusten geballt, dass man das Weiß seiner Knochen durch seine Haut blitzen sehen konnte.

Er war wirklich verdammt wütend. Auf Lindsay, auf Evan und auf mich wahrscheinlich auch.

Seine Strafe waren drei Jahre Knast wegen Anstiftung und Rufmord, während Lindsay nur für ein paar Wochen eine Therapie machen musste, was ich persönlich total bescheuert fand.

Wahrscheinlich hatte diese blöde Kuh den Psychologen auch manipuliert, um sich als armes Opfer darstellen zu können.

Naja, da kann man nichts machen. Es bringt wirklich nichts, sich jetzt darüber aufzuregen.

Ich bin einfach froh, Evan wieder bei mir haben zu können.

-

Nach der Verhandlung lief ich mit Evan, seiner Mutter und meinen Eltern nach draußen auf den großen Parkplatz.

Ich blickte noch einmal hinter mich, und sah, wie Tyler mit Handschellen abgeführt wurde und in den Polizeiwagen gesetzt wurde.

Mir wurde ganz mulmig, das war schon komisch ihn so zu sehen.

Er sah kurz zu mir auf und ich schluckte schwer. In seinem Gesicht war ein Ausdruck, den ich nicht deuten konnte.

Dann sah ich schnell wieder nach vorne und atmete tief durch.

Meine Eltern redeten etwas mit Evans Mutter.

Evan kam zu mir und steckte seine Hände in seine Jackentaschen.

Es war mittlerweile Anfang Herbst, die ersten Blätter an den Bäumen färbten sich gelb, orange und rot und es wurde kälter.

„Wie geht's dir?", fragte ich ihn und musterte ihn kurz.

Er zuckte mit den Schultern.

War das eine blöde Frage?
Wahrscheinlich schon.
Wie soll es ihm schon gehen?

„Ganz okay. Ich bin froh dass es vorbei ist.", antwortete er.

Das konnte ich glauben. Die letzten Wochen mussten wirklich die Hölle für ihm gewesen sein.

„Ja, ich auch.", sagte ich und versuchte ein leichtes Lächeln.

Natürlich hatte ich etwas Hoffnungen, dass er jetzt doch wieder ein wenig mehr Interesse an mir hatte seitdem Lindsay nicht mehr da war, aber wirklich realistisch war das nicht.

Evan hatte im Moment bestimmt andere Sachen im Kopf statt sich seinen Gefühlen klar zu werden.

Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, nicht wahr?

Und manchmal wird aus Hoffnung Realität.

Das merkte ich auch, als Evan ein paar Sekunden nachdem ich meinen letzten Satz beendet hatte seine Hand auf meine Hüfte legte, mich etwas an sich heran zog und seine Lippen vorsichtig auf meine legte.

Never Be The SameWhere stories live. Discover now