Mitten in der Nacht

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Levis Sicht
Dunkelheit umhüllte mich. Es war noch mitten in der Nacht. Ich wurde von einem leisen Geräusch wach. Es hörte sich an, als würde irgendwer Schubladen aufziehen und wieder schließen. Ich hielt meine Augen noch geschlossen. Mein Nacken schmerzte ziemlich doll. Ich bin wohl auf dem Sessel eingeschlafen, als Armin in (v/n)s Zimmer gegangen ist. Ich hatte keine Ahnung wie spät es war, doch was ich wusste war, dass irgendwer in meinem Zimmer steht und meine Sachen durchwühlt. Ich öffnete langsam die Augen und sah jemanden, der an meinem Schreibtisch werkelte. Diese Statur würde ich überall wiedererkennen. Es war dieser arrogante Lars. Seine Kapuze hatte er sich tief in sein Gesicht gezogen. Was bildet der sich ein in meinem Schreibtisch rum zu wühlen, während ich sogar noch im Zimmer bin?!Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich spürte den Verband,der um meiner rechten Hand gewickelt war. Ich wollte aufstehen, doch wurde von zwei kräftigen Armen festgehalten und wieder in den Sessel gedrückt. Lars hörte auf an dem Tisch zu kramen und stellte sich aufrecht hin. Der Mond schien leicht durch das Fenster, doch er stand genau so, dass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Eine andere Person trat in mein Sichtfeld. Dem Körperbau nach, war es Lion, also muss Olaf wohl hinter mir stehen und mich festhalten. Lion erhob seinen Arm und zielte auf mich. Ich hörte aus seiner Richtung das Entsichern einer Waffe und leise, aber herrisch fing er an zusprechen.
„Bleib schön da wo du bist!"Es war stockdunkel. Ich konnte von Glück reden, dass ich überhaupt etwas sah.
„Wo ist (v/n)?" Lion kam ein Stück näher und hielt die Pistole nun fast genau an meine Schläfe.
„Stell nicht so viele Fragen!Du willst doch nicht, dass deiner kleinen Freundin etwas passiert,oder?" Es war zwar dunkel, doch ich konnte sein grässliches Grinsen förmlich riechen. Armin müsste von diesem Krach doch schon lange wach geworden sein. Was haben diese Bastarde mit ihm gemacht?
„Wo ist Armin?" Ich beobachtete weiterhin Lars, der immer noch unverändert dastand und in die Ferne schaute.
„Wer? ... Achsoo der blonde Junge! Um den haben wir uns netterweise gekümmert. Der schläft seelenruhig." Ein hässliches Kichern hallte durch den Raum. Wie gerne hätte ich jeden von ihnen kurz und klein geschlagen, doch jetzt wütend zu werden und die Fassung zu verlieren könnte fatale Folgen haben. Ich habe keine Lust mein Gehirn an meiner Wand zu platzieren. Es wäre für mich sehr unvorteilhaft und mein Zimmer wäre total verdreckt.
„Na los! Mach weiter!"forderte Lion Lars auf, welcher sich sofort wieder am Tisch zu schaffen machte.
„Ihr werdet die wertvollen Akten und Formulare niemals finden!" Es war, als hätte Lars nur auf diesen Satz gewartet. Zielstrebig griff er unter den Tisch und holte den Dolch hervor. Er öffnete eine Schublade, nahm den ganzen Inhalt heraus, stach in die Ecke und holte den falschen Boden heraus.Ich konnte es nicht fassen, woher wusste Lars, dass genau an der Stelle der Dolch versteckt ist? Dass genau an einer bestimmten Stelle eingestochen werden musste, um den falschen Boden aushebeln zu können? Er holte die Formulare und Papiere heraus und hielt sie wie eine Trophäe in die Luft. Olaf lies mich los und ging zu Lars. Er nahm die Formulare und ging zur Tür, gefolgt von Lars. Lion ging ebenfalls Schritt für Schritt zu den beiden, die Waffe immer noch auf mich gerichtet. Nun war er bei den Zweien angekommen und war bereit abzudrücken. Das Mondlicht traf sanft sein Gesicht und entblößte die schreckliche Fratze, die mich anstarrte. Sein Finger wanderte zum Abzug. Olaf war schon zur Tür gewandt, bereit zu verschwinden sobald der Schuss der Waffe zu hören war.
„Eins, Zwei, Dr-" plötzlich schnellte Lars Hand nach vorne. Wie der Blitz griff er nach der Waffe, die sich in Lions Hand befand. Vor Schreck ließ Lion einfach los und der erste Schuss fiel. Ohne weiteres Zucken fiel sein lebloser Körper zu Boden. Olaf drehte sich verwirrt um.Währenddessen lud Lars die Waffe nach, schnellte mit dem Arm in Olafs Richtung und landete einen gezielten Kopfschuss. Beide Körperlagen nun reglos am Boden. Lars ließ die Waffe los, welche mit einem klirrenden Geräusch aufkam. Er starrte nach unten und fiel auf seine Knie. Sein Oberkörper wanderte nach vorn und er musste sich mit seinen Armen abstützen. Er starrte einfach weiter auf den Boden, die Kapuze immer noch tief im Gesicht. Ich erkannte meine Chance, sprang auf, griff nach der Waffe und richtete sie auf Lars. In mir drehte sich alles und ich verstand nichts mehr. Warum sollte er seine Verbündeten erschießen?
„Ich weiß nicht wofür ich dich mehr verachten soll. Dafür, dass du die Militärpolizei verraten hast. Dafür, dass du den Aufklärungstrupp verraten hast.Oder Dafür, dass du deine eigenen Männer verraten hast." Ich spuckte ihm die Worte entgegen, doch er zeigte keine einzige emotionale Regung.
„Nein." entkam ihm plötzlich. Seine Stimme klang nicht mehr so arrogant. Sie klang gebrochen und generell völlig anders.
„Ich habe meine Männer nicht verraten." Will der mich für Dumm verkaufen? Lars schniefte kurz, bevor er weiter sprach.
„Erschieß mich." War das Einzige was er noch heraus bekam.
„Schon seit dem ersten Tag als ich dich kennen gelernt habe wollte ich das tun. Und glaube mir, das werde ich tun! Aber nicht so! Du hast die Militärpolizei, deine Männer und den Aufklärungstrupp verraten. Stell dich hin und schaue mir in die Augen! Ich will dein Gesicht sehen, wenn ich dich erschieße! Ich will die Verzweiflung in deinen Augen sehen, bevor ich abdrücke!" Bei den Worten musste Lars scharf einatmen. Langsam setzte er sich in Bewegung. Während er sich hinstellte fing er leise an zu reden und wieder überkam mich das Gefühl, dass diese Stimme von ihm nicht die ist, die ich in Erinnerung hatte.
„Okay. Aber ich habe meine Männer nie verraten." Er schaute noch kurz auf den Boden, bevor er seinen Kopf anhob. Wie erstarrt stand ich da. Zwei (a/f) Augen fixierten die Meine und dicke Tränen kullerten das Gesicht herunter.Mein Griff um die Pistole lockerte sich und sie glitt mir einfach aus der Hand. Zögernd ging ich auf die Person vor mir zu, welche so anders und doch so vertraut aussah, und griff nach der Kapuze. Langsam zog ich sie nach Hinten und konnte das ganze Gesicht erkennen. Wie angewurzelt stand ich da und starrte vor mich. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und in meinem Kopf drehte sich alles.Ohne weiter darüber nachzudenken zog ich sie in eine Umarmung, in der Angst, dass sie sich jeden Moment in Luft auflöst. Als wäre das alles bloß ein schöner Traum. Ich hörte wie sie anfing an meiner Schulter zu schluchzen, weshalb ich sie nur noch fester an mich drückte. Ich habe so lange nach ihr gesucht und war schon fast am Aufgeben. Die Tage waren wieder grau und es schien fast, als hätte es sie niemals gegeben. Und doch steht sie jetzt wieder hier. In meiner Umarmung, als wären wir nicht Vorgesetzter und Soldat, sondern wirkliche Freunde, die sich zum ersten Mal seit langem wiedersehen. Sie stand,als ob nie etwas mit ihrem Bein gewesen wäre.Ich konnte spüren wie ihre Hände meinen Rücken hochwanderten. Ich atmete seit langem wieder ihren Duft ein und fühlte mich sofort wieder beruhigter und glücklicher.
Mit einem lauten Geräusch wurde meine Zimmertür aufgetreten und Erwin kam hektisch mit ein paar weiteren Soldaten herein. Ihre Waffen waren zielsicher nach vorn gerichtet, sodass sie jederzeit bereit waren um zu Schießen.Schützend stellte ich mich nach vorne und breitete meine Arme aus.

„Nicht schießen! Es ist(v/n)!"

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Ich hoffe ihr findet das Kapitel genauso gut wie ich. Ich hatte schon seit ich die FF angefangen hatte, ein genaues Bild vor mir wie dieses Kapitel/diese Szene aussehen soll. Und ich saß soo lange an diesem Kapitel, weil ich wollte dass es perfekt wird. Ich finde es nicht komplett perfekt, aber ich bin schon ziemlich stolz auf das, was ich da zusammengeschrieben habe. Ich will ja nicht eingebildet klingen, aber ich glaube vom Schreibstil her ist das das beste Kapitel der bisherigen Geschichte. ^^

Und jetzt kommt ENDLICH wieder mehr mit (v/n) und Levi. Nach langem Warten kann es zwischen den Beiden endlich weiter gehen. ;p

Über eine Bewertung und einen Kommentar würde ich mich wirklich freuen. ;*

Dankeee =^-^=

So wie ich bin (Levi x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt