Kapitel 11

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Ich wusste nicht genau, wie es dazu gekommen war, doch schließlich waren Jimin und ich zusammen in meinem Zimmer. Er saß auf meinem Bett, mit dem Rücken zu meiner Kopflehne, während ich schräg neben ihm auf den Rücken lag und die Augen zu hatte.

"Du kannst echt gut spielen", durchbrach er nach einigen Minuten die angenehme Stille.

"Danke. Ich hatte Klavierunterricht, bis ich vierzehn geworden bin. Dann hatte ich keine Lust mehr, neue Stücke zu lernen, und habe angefangen, nur für mich allein zu spielen. Die meisten glauben, das Klavier unten ist nur Deko."

Ein helles Lachen drang an meine Ohren und ich drehte meinen Kopf ein wenig, um ihn anzuschauen. Tatsächlich waren seine Augen sichelförmig zusammengekniffen.

"Das hab ich ehrlich gesagt auch gedacht."

Als er meinen Blick bemerkte, hörte er auf zu lachen, woraufhin ich ihm ein Lächeln schenkte. Er brauchte wohl einen Moment, es zu verarbeiten, dann erwiderte er es.

Die Stille zwischen uns war nicht unangenehm und er wirkte auch nicht verunsichert, wie die meisten anderen, die ich anschwieg. Er schien sich dadurch eher noch zu entspannen.

Ich spürte, wie mein Körper schwerer wurde, und musste mir ein Gähnen unterdrücken.

"Yoongi." Ich öffnete meine Augen und sah an die Decke, wartete, dass er weitersprach. "Ich weiß nicht, ob du es einfach nicht weißt, oder es absichtlich verbirgst, aber du hast eigentlich einen lieben Charakter. Du solltest anfangen, anderen Leuten eine Chance zu geben."

Ich glaube, er hatte vorher noch nie so ruhig und sicher mit mir gesprochen wie in diesem Moment.

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Doch Jimin schien auch nichts zu erwarten, denn er richtete sich auf, streckte sich, wobei er kurz zischte, und ging dann zu meiner Zimmertür.

"Soll ich mir deinen Rücken nochmal anschauen?"

Er schüttelte den Kopf und lächelte.
"Danke, Yoongi. Schlaf gut."

Dann schloss er die Tür hinter sich und ließ mich verwirrt zurück. Bildete ich mir das ein oder war etwas an seinem Blick seltsam gewesen? Kopfschüttelnd zwang ich mich hoch und machte mich bettfertig.

Dieser Kerl. Wann genau hatte ich angefangen, ihn nicht mehr loswerden zu wollen? Das war doch verrückt. Genervt von mir selbst zog ich mir die Decke bis ans Kinn und rollte mich zusammen.

-

Mitten in der Nach wachte ich auf. Ein seltsames Klicken hatte mich geweckt. Ich lauschte in die Dunkelheit. Da war es schon wieder.

Ich schob die Decke von mir und ließ das Licht aus, um mich nicht selbst zu blenden. Leise öffnete ich meine Tür und traute meinen Augen kaum. Auf der Hälfte der Treppe stand eine dunkle Gestalt, die etwas Schweres nach unten hob. Wieder dieses Klicken. Vorsichtig trat ich näher.

"Was machen Sie da?", fragte ich mit selbstsicherer Stimme und erkannte, wie der Fremde erstarrte.

Ein Einbrecher? Vielleicht hatte er Jimin im Schlaf ermordet und ihn in das Ding gestopft, das er gerade die Treppe runter hievte? Es hätte auch mich treffen können. Okay, beruhig dich, Yoongi. So ein Schwachsinn, irgendwas hättest du doch mitkriegen müssen.

Ich versuchte, mein klopfendes Herz zu beruhigen, und tastete nach dem Lichtschalter.

"Jimin?" Der vermeintliche Fremde hielt sich seinen Arm vor die geblendeten Augen und hielt mit der anderen Hand den schwarzen Koffer fest. Die Rollen hatten also das seltsame Klicken verursacht.

"Was in aller Welt machst du da?"
Entgeistert starrte ich ihn an, sprachlos und mit offenem Mund starrte er zurück.

Schließlich packte er seinen Koffer und wollte weiter die Treppe runter gehen, doch das würde ich nicht zulassen. So leise wie möglich folgte ich ihm und erwischte ihn auf der vorletzten Treppenstufe, wo ich sein Handgelenk packte.

Brother's Love // YoonMinWhere stories live. Discover now