Kapitel Einundzwanzig

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Tief tief im weiten Meer lebte eine junge Nixe, die sich nach der wärme der Sonne sehnte und nach jemand anderem.

Gegen jedes Verbot ihres Vaters, suchte sie immer wieder die Oberfläche auf, so kam es, dass sie einmal auf ein Schiff traf, wo sie, in ihren Augen, den schönsten Mann sah. Sofort verfiel sie seinen Augen, doch traute sie sich nicht ihm zu zeigen.

Mehr als denn je wünschte sie sich Beine, damit sie zu dem Mann gehen konnte.

Sie war jung, verliebt und naiv.

In ihrer Dummheit suchte sie die Grotte auf, in der ein magischer Spiegel stand, jeder Meeresbewohner kannte ihn und die in ihm lebende Hexe.

Doch für die Nixe war es nicht nur eine Hexe, es war ihre Mutter, die eingesperrt von ihrem eigenen Mann, ein Leben als ausgestoßene Gefangene lebte.

"Spieglein Spieglein an der Wand, Mutter erscheine." Sprach die junge Nixe.

Die milchige Oberfläche bewegte sich und eine Frau erschien aus ihm.

"Was möchtest du mein Kind?"

"Ich möchte Beine haben."

Kurz schwieg die Frau aus Silber.

"Bist du sicher? Wenn du mit mir einen Handel eingehst ist er bindend, nur der Tod kann dich von ihm entlasten."

Ohne lange darüber nachzudenken nickte die Nixe.

"Du machst das für diesen Mann, ein Prinz, er wird dich nicht wählen, mein Kind."

Nun wurde sie ungeduldig. Sie wusste nicht viel über ihre Mutter im Spiegel, nur von ihrer so großen Grausamkeit, dass ihr eigener Mann einfach keinen anderen Weg sah, als seine Frau einzusperren. Nach allem was sie getan hatte, liebte er sie trotzdem zu sehr und hatte ihr deshalb nicht das Leben nehmen können. Dennoch wollte sie sich nicht von dieser Frau belehren lassen.

"Er wird mich lieben, es ist Schicksal, so wie ich für ihn empfinde, wird er auch für mich empfinden sobald er mich sieht." Entgegnete sie trotzig.

"Nun gut, sollte er dich in sieben Tagen nicht zur Frau nehmen, so bekomme ich dein Herz und die Kraft deiner Seele."

Sofort schlug die junge Meernixe ein. Weißer Nebel trat aus dem Spiegel hervor und umschlang die Nixe komplett.

Als sie die Augen wieder aufschlug schmerzte ihr alles, die Schmerzen waren schier unerträglich, besonders wenn sie sich auf ihre Beine stellte.

Mutter was ist das?, wollte sie sagen doch ihre Stimme war weg.

"Jeder Schritt wird dir schmerzen, denn du warst nicht dazu geboren auf Beinen zu stehen, deine Stimme habe ich dir genommen, damit er sich wahrhaftig in dich verliebt und dich nicht wegen deiner schönen Stimme wählt."

Die junge Frau fühlte sich betrogen, dennoch biss sie die Zähne zusammen, sie war fest entschlossen den Prinzen zu heiraten.

Beim verlassen der Grotte wurde sie von den Waschweibern gefunden, diese konnten sich nicht erklären, woher dieses Mädchen ohne Kleidung und ohne Stimme kam. Doch sie waren sich einig, dass ihm etwas schlimmes zugestoßen sein musste und nahmen es mit sich ins Schloss.

Die Nixe bekam ein einfaches Gewand, welches ihr missfiel, doch sie hatte verstanden, dass sie Kleidung brauchte. Da sie Stumm war konnte sie nicht einfach nach dem Prinzen fragen, doch sie war hübsch, schnell hatte sich die Nachricht über die neue Magd mit den goldenen Haaren und den braunen Augen herumgesprochen.

Jeder innerhalb der Schlossmauern wollte wenigstens einen Blick auf sie werfen, selbst der Prinz konnte seine Neugierde nicht zügeln.

Am zweiten Tag ihrer Ankunft im Schloss, lief ihr der Prinz wie zufällig über den Weg.

Sie war berauscht von dem Gefühl, welches sein Anblick in ihr auslöste, er dagegen konnte seine Augen von dem schönen Haupt nicht lösen. Er war ihr gegenüber sehr freundlich, versuchte sie auszufragen erfuhr, dass sie nicht mal schreiben konnte, weshalb sie ihm beinahe alle Fragen schuldig blieb, die nicht mit einem Ja oder einem Nein beantwortet werden konnten.

Sie blieben einige Nächte zusammen, in seiner Anwesenheit hatte sie selbst ihre schmerzenden Füße vergessen. Bis der sechste Tag sich dem Ende neigte, die Nixe saß in der Küche und aß, dabei lauschte sie wie immer den anderen.

"Hast du gehört, der Prinz soll endlich heiraten."

Die stumme Frau horchte auf, sollte es wirklich so sein? Glück durchflutete sie, er wollte sie heiraten.

"Morgen soll sie eintreffen, der Schneider hat kaum Zeit und auch wir müssen alles vorbereiten, der König will die Hochzeit schon morgen abhalten."

"Wieso er wohl so eilt?"

Der Nixe war das Stück Brot beinahe im Hals stecken geblieben.

Die Braut sollte morgen eintreffen? War nicht sie selbst die Braut?

In dieser Nacht rief der Prinz sie nicht, er suchte sie auch nicht auf. Mit einem Mal fiel der ganze Schmerz wieder über ihren zierlichen Körper.

Morgen war der siebte Tag und wenn er eine andere heiraten sollte, was würde dann aus ihr werden? Wie angekündigt traf die Braut mit ihrem Gefolge ein, sie war eine schöne Prinzessin, dem der Prinz sofort verfiel.

Die Nixe lief so gut sie unter Schmerzen konnte zum Strand. Bitterlich weinte sie ohne einen Ton, ihre Tränen mischten sich mit dem Wasser, sodass ihre Schwestern zu ihr eilten.

Sie waren erschrocken ihre kleine Schwester mit Beinen zusehen, sofort wussten sie wer seine Finger im Spiel hatte.

Sie reichten ihrer Schwester einen Dolch.

"Wenn du dir selbst das Leben nimmst wirst du zu Meeresschaum, so kannst du auf ewig bei deiner Familie bleiben. Wenn du es nicht tust wirst du einfach zerfallen, Mutter wird dir dein Herz nehmen und damit deine Seele, du wirst zu einem nichts."

Die Frau drehte den Dolch in ihren Händen, sollte sie sich wirklich das eigene Leben nehmen?

Noch einmal suchte sie den Spiegel auf. Sie schlug auf die Scheibe da sie ihn nicht mit ihren Worten erwecken konnte.

"Mein liebes Kind, ich hatte dich gewarnt, das menschliche Wesen ist wankelmütig, er tauscht eine Schönheit gegen eine andere aus."

"Ich möchte nicht sterben." Nach sieben langen Tagen erklang wieder die Stimme der Nixe.

"Dann bring mir sein Herz."

Erschrocken sah die Nixe auf.

"Wenn du mir sein Herz anstelle deines bringst, werde ich dir wieder dein altes Leben geben."

"Ich will nicht mehr ins Meer."

"Ich brauche stetig die Magie reiner Herzen, seines ist nicht rein, doch werde ich es für dich mein Kind annehmen. Wenn du dazu noch bereit bist mir auf ewig reine, starke Herzen zu opfern, werde ich dich als Mensch weiter leben lassen. Du könntest mit meiner Hilfe eine Königin werden, die keiner mehr so benutzten wird, wie dieser Mann es gewagt hatte."

Ein neues Gefühl entfachte in der Nixe.

Hass.

Noch in der selben Nacht entriss sie dem Mann, der es gewagt hatte sie zu betrügen, sein Herz.










Das Herz der JägerinDonde viven las historias. Descúbrelo ahora