Wine

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Nachdem ich mein Gesicht und den stinkenden Wein aus meinen Haaren gewaschen hatte, legte ich ein anderes Kleid an. Mein hellblaues Kleid würde nie wieder sauber werden, aber trotzdem gab ich es einer Kammerzofe. Vielleicht konnte man es komplett einfärben, sodass man die violetten Flecken nicht mehr sah.

Gerade, als ich mich im Spiegel betrachtete, klopfte es kurz und hauchzart an der Tür, fast hätte ich es nicht gehört. „Ja?", rief ich verunsichert und drehte mich auf dem Stuhl vor dem Spiegel zur Türöffung. In dieser erschien Lady Margaery, ein süßes Lächeln auf den Lippen.

„Lady Aurora, wie ich hörte, fühlt Ihr euch nicht gut? Ich wollte nur einmal nach euch sehen.", sagte sie freundlich und legte den Kopf leicht schief. Ich bemühte mich, nicht erneut in Tränen auszubrechen und nickte nur schüchtern. „Schließt bitte die Tür hinter euch, Joffrey – äh, der König verfolgt mich bestimmt.", murmelte ich, sie kam meiner Bitte nach und ließ die Tür ins Schloss gleiten.

„Was.. was ist denn geschehen?", fragte sie und setzte sich auf den zweiten hölzernen Stuhl vor dem Tisch. Eine Träne rollte über meine Wange, als ich antwortete: „Er hat mich vor dem gesamten Gefolge beleidigt und mich als billige Hure bezeichnet." Der Verrat meines Bruders tat mir immer noch so in der Seele weh, als hätte er mich gerade wieder bloßgestellt.

Margaery riss die Augen auf und meinte entrüstet: „Mit ‚er' meint Ihr den König, Euren Bruder?"

Ich nickte und deutete auf das verfärbte Kleid auf meinem Bett hin. Die Strahlen der untergehenden Sonne warfen ihre Schatten durch das Fenster und verliehen der ganzen Szenerie einen noch dramatischeren Touch. Margaery drehte sich verwundert zu meinem Bett und betrachtete den nun violetten Stoff. „Das war Joffrey?", fragte sie und blickte dann auf mein sonst vollkommen blondes Haar, das jetzt leicht rötliche Spitzen hatte. Ich wischte mir schnell die Tränen aus dem Gesicht und nickte kurz. Sie legte tröstend eine Hand auf meine zitternde Schulter und gab mir ein bisschen mehr Halt. „Ich traue mich gar nicht zu fragen... Stimmt es denn, was er sagt?" Margaery sah mich traurig an und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Nein! Ich war noch nie mit einem Mann zusammen und habe nichts von dem getan, was er mir vorwirft. Mir ist es vollkommen unklar, wie er auf diese Sachen kommt.", rechtfertigte ich mich. Das war auch die Wahrheit, ich wusste nicht, wie mein Bruder diese Beleidigungen hervorbringen konnte.

„Dann sollte ich ihn zur Rede stellen.", meinte sie, als sie meinen entsetzten Blick bemerkte, fügte sie lächelnd hinzu: „Natürlich nicht einfach so, sondern versteckt, meine Liebe." Ich lachte leise auf und fragte: „Wann findet eigentlich eure Hochzeit statt?"

„Das solltest du lieber den König fragen, ich verbringe meine letzten Tage in Freiheit hier anstatt in Rosengarten." Margaery zuckte nur mit den Schultern und verblieb bei einem geheimnisvollen Lächeln. „Heute Abend treffen sich alle aus Rosengarten in unserer Unterkunft und feiern den Namenstag meiner Großmutter. Wenn du möchtest, kannst du mit mir kommen." Ich sah zu ihr auf und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht.. bin ich denn erwünscht? Ich könnte mir vorstellen, dass ich nicht unbedingt den besten Ruf besitze, als eine aus den Häusern Lannister und Baratheon.. und nach den Gerüchten meines Bruders.", meinte ich. Eigentlich wäre Ablenkung nicht ganz schlecht, aber bestimmt wurde dann wieder böses Blut gesät werden, wenn ich mich von meinem eigenen Haus abwandte und mit den Tyrells feierte.

„Das gibt es bei uns nicht, jeder ist willkommen.", lachte Margaery und fügte hinzu: „Du kannst dein Haar noch einmal herrichten, ich hole dich in einer Stunde ab, wenn du das möchtest." Dann verschwand sie durch die Tür und schloss sie hinter sich. Ich blieb allein und verwirrt zurück, die Attacke von Joffrey lag mir immer noch in den Knochen.

Ich betrachtete mich noch einmal im Spiegel, dann wandte ich mich zur Tür um. Eine Kammerzofe kam, um meine Haare herzurichten und mich wieder auf zu hübschen, damit ich keinen schlechten Eindruck bei den Tyrells hinterließ.


ElysiumWhere stories live. Discover now