silberhochzeit ❦ taegguk

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Das letzte Mal nippte Taehyung noch an seinem Kaffee, bevor er aus dem Auto stieg und dabei das braune, bittere Gebräu neben seinem Autosessel stehen ließ. Seine Mutter hasste es, wenn er Kaffee trank, sie sagte zu ihm immer, dies sei Gebräu des Teufels, doch das war Taehyung ziemlich egal, er genoss trotzdem jeden Morgen seinen wirklich nötigen Kaffee.

„Komm schon, sonst kommen wir noch zu spät!", eilte seine Mutter plötzlich und zog Taehyung am Arm Richtung des altertümlichen Hauses. Das Gebäude war von braunen Holzbalken übersehen und die Fenster waren mit pompösen Balken verziert. Das große Haus verwies einen pompösen Vorhof, der sehr gepflegt aussah; überall sprießen Rosen, die ordentlich in einer Reihe gepflanzt ware. Akkurat geschnittene Büsche bildeten eine Art Zaun um das Gebäude und gaben noch nötige Etwas hinzu.

Genauso hatte sich das Taehyung immer vorgestellt. Sein Vater erzählte ihm immer wieder Geschichten, die er in diesem Dorf in seiner Kindheit erlebt hatte; von dem Schweinestall seines Nachbarn, den er jeden Samstag ausmisten sollte, weil es ja zum guten Ton gehörte. Er erzählte Taehyung auch oft von seiner ersten großen Liebe, die er hier kennengelernt hatte und wie die beiden Nachts abgehauen sind, um sich auf die Brücke mitten im Dorf zu setzen und den Sternenhimmel zu genießen.

Besonders von der Brücke hatte ihm sein Vater immer erzählt, sie wäre sein liebster Ort in diesem öden Kaff gewesen sein. Oft hatte er sich mit seiner damaligen dort getroffen, um einfach mal die Zweisamkeit zu genießen. Doch das war nun Geschichte und Taehyungs Mutter hatte ihn fest in ihren Krallen. Aber er liebte sie und dies konnte man auch sehen.

Die Abendteuer seines Vaters fand Taehyung schon als Kind immer spannend. Seine Mutter erzählte ihm nie von ihrer Kindheit, doch er hatte sich an ihre Art gewöhnt und fragte sie nicht mehr danach.

„Taehyung, nicht vergessen, sei immer höflich! Das ist die Silberhochzeit von dem Bruder deines Vaters, also bitte vergiss nicht immer zu lächeln und in einem guten Ton zu reden!", zischte seine Mutter ihm ins Ohr, aber setzte kurz darauf wieder in Lächeln auf, da ihr Mann gerade die Klingel drückte.

Taehyung drückte seine Hände fester in die Manteltaschen, er war aufgeregt. Er hatte seine Familie väterlicherseits nur ein paar Mal gesehen und es war sehr befremdlich für ihn, gar peinlich. Die Leute hier waren, wie Taehyung empfand, viel zu spießig und so ganz anders als die Menschen, die in Seoul lebten. Auch dass sein Vater mit seinem Bruder nicht gerade die beste Beziehung hatte, machte die ganze Sache nicht besser, denn jedem war klar, dass sie nur eingeladen wurden, um keine Gerüchte zu verbreiten. Wie zum Beispiel: „Was? Die Familie Kim versteht sich nicht mehr? Die Kim Brüder sind zerstritten? Byungjoon war nicht auf der Silberhochzeit seines eigenen Bruders! Höchst interessant."

So etwas musste in einem kleinen Dorf auf jeden Fall vermieden werden. Wenn einmal solche Gerüchte im Umlauf waren, wurde man sie nicht mehr los und sie hafteten auf einem für immer. Das Schlimmste waren jedoch die Blicke, die einem verfolgten, wenn man durch die Straßen lief; diese durchbohrten einem nämlich regelrecht.

Taehyungs Gedankenkette wurde von einer Männerstimme unterbrochen, die er nur wage kannte:  „Byungjoon, mein werter Bruder, lange nicht gesehen!", rief Taehyungs Onkel und betrachte seine Familie mit einem falschen Lächeln, welches Taehyungs Vater jedoch nicht weiter störte.

„Hyukjae, Bruder, wie lange ist es her? Zu lange, wenn du mich fragst. Lass dich sehen, der Anzug steht dir.", antwortete Taehyungs Vater fröhlich. Und Taehyung kaufte es ihm ab. Er wusste, dass sein Vater Hyukjae, trotz der qualvollen Stille zwischen ihnen, dennoch mochte, obwohl diese Liebe wohl eher einseitig war. Hyukjae war schon immer eifersüchtig auf Byunjoon gewesen, denn sogar ein Blinder hätte bemerkt, dass Byunjoon bevorzugt wurde von seinen Eltern. Und das nagte schon immer an dem älteren Bruder.

bts oneshots ❥ 𝖘𝖍𝖎𝖕𝖘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt