XVI. Glückliche Erinnerungen

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Obwohl sie so teilnahmslos war, das Schreien konnte sie nicht unterdrücken. Durza drückte fester auf ihre Haut. Und Arya hatte das Gefühl, das Metall wäre heißer als am Vortag.
Aber trotzdem gab sie keine Informationen preis.
Vielleicht war es das, was Durza dazu veranlasste, noch länger zu bleiben und zu foltern. Oder es war purer Spaß. Bei dem Schatten war nichts ausgeschlossen.
Während Durza wieder und wieder das Eisen erhitzte und Arya verletzte, dachte die Elfe an Ellesméra.
An den Palast. An den Garten, mit den schönen schwarzen und bunten Blumen. Das Rauschen der Blätter. Der Menoa - Baum.
Der Baum, in den Linnëa sich hineingesungen hatte. Wie gern würde Arya es ihr gerade gleichtun!
Aber das konnte sie nicht. Durza erhitzte das Eisen erneut. Fragte, wo sich das Ei befinde.
Arya blieb stumm.
Vom Schreien war sie ganz heiser. Sie hatte Halsschmerzen, was aber noch die geringsten Schmerzen an ihrem Körper waren. Der Triumph über die wenigen geiheilten Wunden war schon lange verflogen. Jetzt trauerte Arya nur noch dem Frieden und der Magie in Ellesméra hinterher.
Als Durza gegangen war, klammerte Arya sich immernoch an glückliche Gedanken. Doch die verschwanden immer mehr und wurden durch Sehnsucht, Hilflosigkeit und noch stärkerer Angst ersetzt.
Als Thom kam, aß sie wiederstrebend. Das Gegenmittel war wieder im Wasser.
Doch zum ersten Mal aß sie nicht widerwillig wegen des Fütterns. Sondern weil sie wusste, das das Essen an ihrer Magielosigkeit schuld war.
Dann überdachte sie nocheinmal ihre Einstellung. War es ohne Magie und am Tag gefoltert werden wirklich besser als mit Magie und dafür auch nachts gequält zu werden? Arya wusste es nicht. Außerdem würde Durza sicher einen anderen Weg finden, ihr die angeborene Magie wegzunehmen. Sie die Alte Sprache vergessen lassen.
Doch eine große Frage hatte Arya doch noch. Eine, die alles was sie bisher in diesen Verliesen erlebt hatte in Frage stellte.
Warum unterwarf Durza sie nicht mit seinem Geist?
Er könnte so einfach während seiner Folter in ihren Geist eindringen und mit ihrer Stimme die Worte sagen. Dann wäre sie hilflos. Für immer an Galbatorix und Durza gebunden.
Für ihr ganzes, endloses Leben.
Warum machte er es nicht? Die logischste Antwort wäre wohl, das Galbatorix es nicht wollte.
Doch eigentlich wusste Arya es besser. Durza hatte einfach Spaß am Foltern.
Aber sie würde auch ohne geistlichen Eingriff bald Galbatorix' Diener sein, wenn sie nicht durch ein Wunder befreit werden würde. Jetzt war Arya zwar noch stark, doch sie konnte nicht endlos den Foltern Durzas standhalten.
Erst recht nicht, wenn der König die Geduld verlor und sich selbst mit ihr beschäftigen würde.
Und sie würde nicht selbstständig ausbrechen können, wenn man Durzas Worten bei ihrer ersten 'Begegnung' glauben konnte. Und da hatte Arya keine Zweifel.
Er würde erfahren, wenn sie aus der Zelle kam.
Der Gang wurde von beiden Seiten bewacht.
Aber Arya brauchte eigentlich keine Wachen. Sie kam ja nicht einmal aus den Fesseln heraus, die sie an diesen Steinblock fesselten. Geschweige denn dass sie die Tür öffnen konnte.
Ja, sie brauchte ein Wunder.
Zu diesem Zeitpunkt und auch später wusste sie nicht, dass dieses Wunder irgendwann kommen sollte und den Namen Eragon tragen würde.

Eragon - Aryas GefangenschaftWhere stories live. Discover now