XXI. Grau und trocken

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Benommen öffnete Arya die Augen. Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Dem rötlich-orangen Licht, das durch das Fenster kam zu schließen, war es Abend, die Sonne ging gerade unter. Oder ging sie auf und die Nacht war schon vorbei?
Es gab keine Wörter um den vergangenen Tag zu beschreiben. Durza war zweimal gekommen.
Hatte sie zweimal gefoltert. Und zweimal an ihre Grenzen gebracht. Und immer wenn sie geschrien hatte, war ein Lachen in seinem Gesicht gewesen.
Er lachte sie aus, unterhielt sich mit ihren Schmerzen.
Und Arya?
Arya hing, und schrie, und vergaß. Sie vergaß die Erinnerungen an Ellesméra, alle freudigen Gefühle. Sie konnte nicht einmal erleichtert sein wenn Durza wieder ging.
Er würde wiederkommen. So sicher, wie Arya Schmerzen hatte.
Die Gefangenschaft, die Folter zerstörten die Elfe, nicht nur von außen. Ihre Gedanken wurden hart. Keinem aus Ellesméra konnte sie mehr vertrauen, so war ihre Einstellung. Jeder wollte ihr schaden, Schmerzen zufügen.
Das Drachenei würde wieder Galbatorix in die Hände fallen und er hätte noch einen Reiter. Oder das Küken würde noch auf ihrer Seite schlüpfen und dann unter Folter die Treue schwören. So wie Durza es bei Arya versuchte.
Versuchte.
Noch war es ihm nicht gelungen. Auch wenn Arya jeden Tag schwächer wurde.
Vor dem kleinen Fenster war es immer stiller geworden, jeder mied diese Straße, dort wo aus dem kleinen Kellerfenster so gequälte Schreie kamen.
Arya schreckte auf, als Thom kam. Sie wollte nicht immer so gefüttert werden, doch was wollte sie tun?
Er trat in ihr Sichtfeld, sie erwartete, das übliche Tablett zu sehen, doch er hatte nur ein kleines Bällchen in der Hand. Es hatte ungefähr den Durchmesser eines Golfballs, war grau und sah nicht sehr appetitlich aus. Thom wollte es ihr in den Mund stecken, Arya aber ließ den Mund fest verschlossen. Sie wollte das nicht schlucken.
Einige Sekunden versuchte Thom es noch, dann packte er ihren Unterkiefer und zog ihn auf. Er stopfte es ihr in den Mund und zwang sie, zu kauen. Das graue Bällchen schmeckte nach nichts und war so trocken, dass es Aryas Mund komplett ausdörrte. Mühsam schluckte sie.
Sobald sie es fertig gebracht hatte, legte sich ein unangenehmer Druck auf ihre Schläfen.
Arya schüttelte den Kopf um ihn loszuwerden, doch es klappte nicht. Thom schien belustigt, während er einmal um sie herumging, ihre Wunden betrachtete.
Er schien verändert.
Früher hatte er immer so ausgesehen, als täte sie ihm leid. Doch jetzt war er eiskalt, erfreute sich an ihrem Leid.
Der Druck auf Aryas Schläfen wurde stärker, ihr Mund, so weit das möglich war, noch trockener. Ihre Zunge fühlte sich pelzig an.
War das das Ziel dieses Bällchens? Sie verdursten zu lassen?
Nein, Durza würde sie nicht umbringen lassen.
Erstens würde er es selbst tun, langsam und qualvoll, sie nicht einfach nur verdursten lassen.
Zweitens hätte er sie nicht so lang gefoltert, nur um sie dann umzubringen.
Drittens würde Galbatorix sie nicht einfach sterben lassen. Er wollte Arya in seinem Heer sehen, nicht tot in diesen Verliesen.
Sie schreckte auf, als die schwere Eisentür ins Schloss fiel. Sie war wohl so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie Thom wieder gegangen war.
Arya schüttelte den Kopf. Dieser Druck an den Schläfen war schrecklich, ihr Kopf fühlte sich so an, als wäre er zwischen zwei Brettern eingezwängt. Langsam setzte auch ein leises Summen in Aryas Kopf ein. Sie fragte sich, was das wohl gewesen war. Dieser komische Ball, dem sie ihren Durst zu verdanken hatte.
Sie grübelte, wägte viele Möglichkeiten ab, doch sie kam zu keinem Ergebnis. Bei dem beunruhigenden Summen, das ein wenig lauter geworden war, konnte Arya sich nicht konzentrieren.
Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn einige Stunden später, als die Sonne durch das Fenster schien und Arya aufweckte, öffnete sich die Tür erneut.
Arya erkannte das Rattern sofort.
Durza war wieder da.

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Hey, Freunde der Nacht (Don't ask)

Was denkt ihr, hat es mit diesem Bällchen auf sich? Wozu ist es gut?
Ich bin gespannt auf eure Theorien!

Eragon - Aryas GefangenschaftWhere stories live. Discover now