Kapitel 1 - 14. August - 22:24

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Es waren nicht ihre Erinnerungen, die sie zu mir führten. Nein, es war tatsächlich Bobby. Oder eher gesagt, Bobbys Tagebuch in dem er mich erwähnt hatte, was er nicht hätte dürfen. Eigentlich habe ich sie auch nur durch Zufall gesehen und belauscht, da sie in Moiras Bar saßen und etwas zu laut sprachen. Es hatte mich wirklich überrascht, sie hier zu sehen. Schließlich gab es in Capac keinerlei Anzeichen für irgendweche Aktivitäten. Aber meine Brüder hatten in den Aufzeichnungen von Bobby gelesen, dass es Elaina Winchester noch gab. Dass die totgeglaubte Schwester noch lebte und man sie belogen hatte, die ganzen letzten zehn Jahre. Warum ich bisher nie erwähnt wurde? Naja, ich wollte es nicht. Es gibt über mich Dinge, die weder Dämonen noch Engel etwas anging. Ja, ich wusste von Engeln. Manchmal denke ich sogar, ich kenne sie zu gut. Ich höre ihre Stimmen, kann ihr wahres Gesicht sehen und spüre ihre Anwesenheit. Und verdammt, meine Brüder waren eingehüllt von dieser Engelsaura. Nur zu deutlich konnte ich spüren, dass sie mit den geflügelten Wesen etwas zu tun hatten. Vielleicht arbeiteten sie auch für die Engel. Ich musste zugeben, dass die beiden wirklich groß geworden waren. Als ich sie zum letzten Mal sah, waren sie noch halbstarke Jungs gewesen, aber nun waren sie wirkliche Männer. Es war seltsam in ihrer Nähe zu sitzen, zu wissen wer sie waren aber auch zu wissen, dass sie einen sicher nicht mehr erkennen würden. Es war schon so lange her und das war wohl mein Glück. Meine damals noch hellen, blonden Haare waren inzwischen einem dunkleren Blond gewichen. Tattoos zogen sich von meinem Hals abwärts bis zu meiner linken Hand. Es waren so viele Sigillen gegen Dämonen und Engel, damit mich weder die eine noch die andere Spezies finden konnte.

Ich sah auf das runde Glas in meiner Hand in der eine honigfarbene Flüssigkeit herumschwappte, heute schmeckte mir noch nicht einmal der gute Whiskey, den Moira aus Schottland einfliegen ließ. Seufzend stellte ich das Glas wieder ab ohne auch nur einen Schluck davon zu nehmen.

„Hey, was ist denn los? Du wirkst heute nicht sonderlich glücklich!" stellte Gordon der Barkeeper, der für Moira arbeitete fest. Ich lächelte leicht verkniffen, „Es war ein anstrengender Job." Das war gelogen, aber er musste nicht wissen, was los war. Ich sah auf die alte Holzuhr, die an der Wand hing. Es war spät und ich sollte nach Hause. Also stand ich auf, warf mir geschickt die dunkelbraune Jacke über die Schultern und legte einen Schein auf den Tresen. „Wir sehen uns, Gordon."

Mit den Worten wandte ich mich ab und verließ Moiras Bar. Sie wartete sicherlich zu Hause schon auf mich und bevor sie sich Sorgen machte und mich am Ende noch auspendelte, würde ich wohl lieber zurück fahren. Doch im Endeffekt kam ich nur bis zu meinem Wagen einem Dodge Charger 383 Magnum aus dem Jahr 1971 in schwarz. Dad hatte mir diesen Wagen damals besorgt und obwohl er schon so alt war, leistete er noch gute Dienste. Ein wirklich schöner Wagen, obwohl ich den alten Chevy von meinem Dad wohl immer noch bevorzugen würde. Ich konnte den alten Impala von meinem Wagen aus sehen. Er stand nicht weit weg von meinem Auto. Erinnerungen über Fahrten mit meiner Familie blitzten vor meinen Augen auf. Es waren andere Zeiten gewesen. Bevor alles anders kam. Nun fuhren Dean und Sam wohl durch das Land mit dem Auto, wie viele Kilometer er wohl inzwischen anzeigen würde. Schon damals sind wir von einem Ende bis zum anderen Ende von Amerika gefahren um Jobs zu erledigen. Ein kurzes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, ehe ich den Schlüssel in das Türschloss meines Dodges steckte.


„Elaina?"

Ich erkannte die Stimme, auch wenn sie damals noch nicht so tief war und wusste genau was wohl nun auf mich zukommen würde. Langsam drehte sich mein Körper herum und ich sah die beiden Männer nur im Schein der Laternen. Sam und Dean Winchester. Meine Brüder, meine Familie. Sam's Augen waren bereits mit Tränen gefüllt, als würde er schon wissen, dass ihre Schwester wirklich vor ihnen stand. Beide sahen mich so an als wäre ich ein Geist. Okay, dass war wirklich nicht schwer zu verstehen. Eigentlich war für sie Elaina Winchester von einem Auto überfahren worden und an ihren Verletzungen gestorben.

Nun standen sie vor mir und noch könnte ich so tun, als wäre es eine Verwechselung, aber es zerriss mir das Herz Sam mit diesem Blick zu sehen und auch in Deans Augen konnte ich etwas erkennen. War es Hoffnung? Die Hoffnung darauf, dass Bobbys Aufzeichnungen stimmten und ihre Suche ein Ende hatte? Während sich in mir zwei Seiten stritten, wurde mir mit einem Mal Wasser ins Gesicht gespritzt. Wütend sah ich zu Dean, der mich noch immer mit grünen Augen beobachtete. Typisch Jäger.

„Ich bin weder ein Formwandler, noch ein Dämon oder ein Geist!" Fauchte ich und erstarrte einen Moment später wie zu einer Salzsäule. Super, ich hatte mich wohl verraten.

„Ich meine... Ich.." sprachlos stand ich einfach da. Was konnte ich nun noch groß sagen um mich doch noch aus der Affäre zu ziehen. Doch mein älterer Bruder ließ mir keine Zeit mehr darüber nach zu denken und packte mich am Arm. „Du bist es! Du bist wirklich Elaina!" Es war keine Frage, die er stellte, es war eine Feststellung und ich konnte ihm nicht wieder sprechen. Mein Mund war so trocken und es kostete mich so viel Kraft nicht zu weinen.

„Verdammt! Das sollte nicht passieren. Ihr solltet nicht hier sein und auch nicht wissen, dass ich noch lebe!" entfuhr es mir als ich Deans Arme um mich herum spürte. Er drückte mich so fest, dass ich glaubte, er habe Angst ich würde verschwinden, wenn er los ließe. Als er endlich los ließ war mir ganz schwer um mein Herz und auch meine Beine waren so weich wie schon lange nicht mehr. Auch Sam umarmte mich hastig. Er war so groß geworden. Zwei Köpfe ragte er nun über mich und ich konnte spüren, wie er sein Kinn auf meinen Haaren ablegte. „Wieso? Wieso hat Dad uns gesagt, du wärst tot? Wir haben dich verbrannt." Seine Stimme klang zittrig und als er los ließ rieb er sich etwas die Nase um sich zu beruhigen. Ich musste den beiden wohl jetzt erklären was los war. Sie würden sicher nicht mehr ohne eine Antwort verschwinden.

„Ich erkläre es euch. Aber nicht hier.", ich sah zu dem schwarzen Impala, der ebenfalls auf dem Parkplatz stand. „Fahrt mir nach."


„Und wohin?" Dean zog eine Augenbraue hoch und ich konnte nicht anders als mit den Augen zu rollen. „Zu mir nach Hause!"

Der Tag an dem der Himmel sich öffnet!Kde žijí příběhy. Začni objevovat