Eine Sache der Persönlichkeit

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Jill grinst und auch die anderen Sechstklässler der Slytherins können nicht anders. In einem der Gänge hört man die Weasleyzwillinge noch immer das schreckliche Gedicht an Nick Potter singen und jeder in der Schule weiß mittlerweile wie sehr sich Nick darüber aufregt. Es wird wohl nicht so bald wieder aus den Köpfen der Schüler verschwinden, besonders nicht, wo die Zwillinge alles in ihrer Macht daransetzen, die Erinnerung immer wieder aufzufrischen.

Die Osterferien sind zwar bereits vorbei, doch die Zwillinge finden noch immer ihren Spaß in dem Lied und solange es Nick Potter weiter auf die Palme bringen wird, solange wird den Zwillingen immer noch etwas Neues einfallen, was sie damit tun können. Das Grinsen auf ihren Gesichtern festgenagelt, betreten sie den Gemeinschaftsraum.

Dort bemerken sie sofort das die Zweitklässler einen der Tische belegt haben und sich ein riesiger Haufen Papiere und Pergamente verteilen sich auf der Platte. Die fünf Zweitklässler alle haben ein Blatt in den Händen und die Gesichter nachdenklich verzogen. „Es ist wieder soweit?" „Scheint so, Lu." „Nenn mich nicht Lu, Henry."

„Lu, willst du Schach spielen." „Hör auf mich Lu zu nennen." Aber Lucien folgt Henry die Treppe zu den Sofas hinunter und baut mit ihm zusammen das Schachbrett auf. „Ich werde dich dafür auf dem Feld einstampfen." Jill wendet sich kopfschüttelnd zu den Erstklässlern und nimmt mit einem Lächeln auf einem der freien Plätze Platz.

„Eure Fächerwahl?" Natascha hebt den Kopf, nickt und verzieht dann das Gesicht. „Das ist so kompliziert zu entscheiden. Ich meine, warum müssen wir uns überhaupt entscheiden? Manche dieser Fächer machen Sinn, andere sind wirklich wichtig. Aber wir können nur ein paar davon wählen." Beschwert sie sich.

„Weist du schon, was du tun willst? Dann ist es einfacher zu entscheiden." Aber Natascha schüttelt den Kopf. „Dann ist es tatsächlich schwer, aber dann solltest du dich an den Fächern orientieren, die du magst." „Wie das?" Jill greift einen Zettel aus dem Haufen und zeigt ihn Natascha. „Es gibt nur fünf Fächer. Diese zwei sind leider absolut, nun ja, unnötig. Muggelkunde ist nicht akkurat und Wahrsagen ist nicht für Leute, die keine Seher sind."

„Und die anderen?" „Pflege der magischen Geschöpfe ist für die, die begabt mit Tieren sind oder gerne draußen sind. Alte Rune ist für Sprach- und lernbegabte oder Leute, die sich in vielen Feldern ihre Chancen offen halten wollen, genau wie Arithmantik. Aber beide sind sehr lernintensiv." „Die Auswahl ist Mist." Beschwert sich Blaise und Jill kann nur zustimmen.

„Ich kann nur hoffen, dass der neue Direktor mehr Fächer einführt und die alten verbessert. Vielleicht wird er das und ihr bekommt in den Ferien die Chance noch einmal zu wählen, aber das ist nicht unbedingt so." „Also können wir einfach nur hoffen, dass wir richtig wählen?" Blaise sieht sie an, als könne er es nicht glauben.

„Das ist so. Aber mit alte Rune und Arithmantik kann man nur wenig falsch machen, auch wenn du mit Pflege der magischen Geschöpfe vermutlich besser beraten bist. Du bist zu hibbelig und brauchst zu viel Bewegung um die Menge an Stoff zu lernen." Natascha nickt, nachdenklich und schaut auf den Zettel in ihrer Hand.

Jill sucht allerdings Jays Blick, doch dieser sieht auf seine Hände und Jill kann eine Art Aura wahrnehmen, die ihr gar nicht gefällt. „Jay, komm mal mit." Jay folgt ihr in ihr Schlafzimmer, wo sie ihn in die Arme nimmt. „Was ist los? Warum bist du mit einem Mal so traurig." Jay krallt sich an ihr fest, sagt aber nichts. Sie streicht ihm über den Rücken und hofft, dass er doch noch mit ihr reden wird.

Es dauert einige Momente, bevor er sie wieder loslässt und sich auf ihr Bett verzieht, wo er es sich mit Cookie bequem macht und sich zusammenrollt. „Ich... ich will meinen Vater nicht enttäuschen. Aber..." „Jay. Schau mich. Okay? Schau mich an." Jill wartet, bis Jay es tatsächlich tut. „Du kannst deinen Vater nicht enttäuschen. Er will nur, dass du glücklich bist. Du musst nicht der Beste in der Schule sein, du musst nicht die schwierigsten Fächer belegen, wenn es dir keinen Spaß macht."

Jay vergräbt das Gesicht in Cookies Fell und blinzelt über dessen Rücken. „Aber, er würde doch stolzer sein, wenn ich schlau bin. Wenn ich gut in der Schule bin. Wenn ich die schwersten Fächer belege." Jill legt ihre Hände um sein Gesicht und hebt es, sodass er ihr in Gesicht sehen muss.

„Jay. Lucius ist ein stolzer Mann, aber er ist ein Mann, der seine Familie liebt und sich um sie sorgt. Er will euch alle drei glücklich sehen und euren Weg finden sehen. Er wird stolz auf euch sein, solange ihr nicht auf die wirklich schiefe Bahn abrutscht. Er wird vermutlich nicht mehr stolz auf euch sein, wenn er euch bei den Auroren abholen muss. Aber solange das nicht passieren wird, wird er euch unterstützen. Und wenn du dich entscheidest einen Zoo aufzumachen oder als Hausmann zu leben."

„Aber..." „Jay. Er liebt dich als Sohn, so wie du bist. Du musst dich nicht verändern, nur um ihn stolz zu machen. Du musst nur du selbst sein. Außerdem, würdest du ihm nur mal zeigen, wie sehr du dich darum sorgst, dass du ihn stolz macht und was er von deiner Meinung hält. Er wäre so stolz auf dich. Er wünscht sich nur, dass du glücklich bist." Sie nimmt ihm Cookie ab und nimmt ihm erneut in die Arme, diesmal rollen seine Tränen.

Jill hält ihn, ohne darauf zu achten, dass seine Tränen ihre Kleidung durchnässen. Sie hält ihn einfach nur und lässt ihn spüren, dass sie da ist. Sie hofft, dass er es langsam aber sicher verstehen wird, dass es langsam klarer für ihn wird, dass sie alle nichts von ihm erwarten, außer, dass er seinen eigenen Weg findet, den Weg, auf dem er glücklich wird.

„Du willst Pflege der magischen Geschöpfe wählen, nicht wahr?" Jay nickt und Jill lächelt, während sie ihm durch die Haare streicht. „Dann wählst du das. Ich wette, dass er es sowieso schon erwartet hat. Du liebst Tiere, es war also anzusehen, dass du das wählen würdest." Damit wischt sie ihm die Tränenspuren aus dem Gesicht. „Na los. Füllen wir deinen Zettel aus."

Im Haus der SchlangenWhere stories live. Discover now