~ Zwei - Abschied ~

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Die Sonne würde erst in wenigen Stunden aufgehen. Ich bin nur so zeitig aufgestanden um Théodred zu verabschieden. Der kühle Dunst lag noch auf den Grasflächen. Trotz dieser Früh, herrschte ein reges Treiben. Am Stall liefen vereinzelt Männer hinaus und hinein und führten ihre Pferde mit sich. Ich lief zu den Bestallungen. Éowyn hatte alle ihre Hände damit zu tun die Pferde zu satteln. Sie trug gerade den Sattel und die Trense von dem Pferd meines Bruders. Ich trat vor sie und sah sie bittend an. Mit einem Lächeln übergab sie mir alles. Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung wie man ein Pferd sattelte. Mit vollen Händen stand ich vor Brego. Ich legte das Zaumzeug zur Seite und streichelte über seine Nüstern. ,,Ich habe keine Ahnung ob du verstehst was ich sage, aber ich bitte dich ihn mir zurück zubringen." flüsterte ich leise und spielte mit den Strähnen der Mähne zwischen meinen Fingern. ,,Er versteht dich." kam es plötzlich hinter mir und ich fuhr erschrocken herum. Meinen Bruder entglitt ein leises Lachen. Ich sah ihn mahnend an. ,,Hör auf dich über mich lustig zu machen Théodred." bat ich leise. Théodred sah zu dem Zaumzeug und dem Sattel. ,,Was tust du hier?" wollte er belustigt wissen. Ich folgte seinem Blick. ,,Ich wollte dir helfen das Pferd zu satteln." gab ich zurück. Mein Bruder trat näher und legte seine Hände auf meine Schultern. ,,Du weißt doch gar nicht wie man ein Pferd sattelt." schmunzelte er. Ich entzog mich seinen Griff. ,,Bitte reite nicht fort..." flehte ich ihn an, aber Théodred fiel mir ins Wort. ,,Deine Angst um mich vernebelt dir langsam den Verstand, Schwester. Es ist ein Ausritt wie jeder andere vorher. Es wird mir nichts geschehen." versicherte er mir. Ich hatte furchtbare Alpträume in denen er starb. Ich schüttelte die Erinnerung an die Träume ab. Es waren nur Träume die am Ende nichts zu bedeuten hatten. Ein Stallbursche kam und sattelte das Pferd. Ich fiel meinen Bruder in die Arme. ,,Ich verspreche dir bei meinen Leben, dass ich nach Edoras zurückkehre." versprach er. ,,Ich glaube dir. Ich habe vertrauen." sagte ich leise und er zog sich aus meiner Umarmung. Der Stallbursche war bereits fertig mit dem satteln. Théodred stieg auf das Pferd, er sah mich noch ein letztes mal an und dann ritt er los. Ich rannte den Stall hinaus, den Hügel hoch zum Aussichtsturm. Es waren an die hundert Männer die in einer Staubwolke davon ritten. 

~*~

Ich lief durch den Flur zum Thronsaal. Vater saß auf den Thron. Er hing darin wie ein Schluck Wasser. ,,Vater?" fragte ich um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Er sah mich mit seinen blassen Augen an. ,,Théodred ist mit den Männern los geritten." erzählte ich ihm. Er antwortete nicht. Ich ging auf meinen Vater zu und wollte seine Hand nehmen. ,,Nicht anfassen!" stoppte mich die Stimme von Grima Schlangenzunge. Ich drehte mich zu ihm. ,,Was wollt ihr? Ihr könnt mir nichts befehlen." gab ich energisch zurück. Er trat die Stufen hinauf. ,,Fürwahr, aber euer Vater ist krank. Lasst ihn etwas Raum zum atmen, ihr erdrückt ihn mit euren Sorgen." sprach er leise. Ich schritt ein paar Stufen hinab. ,,Das ist nicht wahr. Ihr habt keine Ahnung." sagte ich mit erhobener Stimme und lief an ihm vorbei. Kurz bevor ich durch die Tür schritt fuhr ich noch einmal zu ihm herum. ,,Ich werde mich nun persönlich um die Heilung meines Vaters kümmern." schwor ich und verließ den Saal. 

~*~

,,Was ist geschehen, dass dich erzürnt?" fragte Éowyn. Ich war mit ihr im Arbeitszimmer des Medicus' und wühlte durch seine Kräutersammlung. ,,Théa!" rief sie. Ich schreckte auf, dabei fielen ein paar Gläser um. ,,Ich habe Grima gesagt, dass ich mich nun persönlich um die Gesundheit meines Vaters kümmern werde." erklärte ich hastig und versuchte die Gläser wieder zu ordnen. Éowyn sah mich besorgt an, als würde ich jeden Moment den Verstand verlieren. ,,Es ist durchaus seltsam dass das Alter ihm so schnell zusetzt." überlegte sie laut. Ich stimmte ihr mit einem Nicken zu. ,,Vielleicht macht ihm die Gicht zu schaffen." grübelte ich. Èowyn schüttelte ungläubig den Kopf. Sie warf eine kleine Viole hoch und fing sie immer wieder auf. ,,Ich glaube Grima hat ihn verzaubert." meinte sie verschwörerisch. Ich lachte ungläubig. ,,Es gibt keine Zauberei, Éowyn." schnaubte ich und verdrehte meine Augen. Keiner hier hat Zauberei jemals mit eigenen Augen gesehen, aber es gab sicherlich hunderte Geschichten. ,,Ich habe gesehen wie Grima ihm etwas ins Essen mischte." versicherte Éowyn. Ich verharrte kurz in meiner Position. Grima hat meinen Vater vergiftet, vermutlich mit einem Gift das sehr langsam wirkt. ,,Es ist ein Gift, keine Zauberei." antwortete ich. Aber mein Vater hatte Vorkoster, sie hätten umfallen müssen wie die Fliegen. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hände und seufzte. ,,Ich bin auf dem Holzweg." Éowyn legte ihre Hand auf meine Schulter. ,,Morgen ist auch ein Tag." versicherte sie mir. Wir gingen zu unseren Schlafgemächern. Ich verabschiedete mich von Éowyn und ließ mich in mein Bett fallen. 

Königin von  Rohan ( HdR FF )Where stories live. Discover now