Kapitel 2

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Sacht strich Kami über die langen, goldbraunen Haare des 5-jährigen Mädchen. Unter ihrer Berührung zuckte die Kleine erschrocken zusammen und blickte dann mit vor Angst geweiteten Augen zu ihr hoch. Kami's schlanke Finger wanderten weiter über das mit Panzertape verunstaltete Gesicht bis hin zu ihrem schlanken Hals, wo sie schließlich verweilte. "So hübsch und doch bald so tot.", flüsterte sie dem Mädchen ins Ohr und lächelte dabei scheinheilig. Vom anderen Ende des Raumes hörte Kami, wie die Mutter des kleinen Mädchens verzweifelt versuchte, sich von ihren Fesseln zu lösen. Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. Mit finsterer Miene stand sie auf und ging langsam zu der gefesselten Frau hinüber. "Kathie, richtig?", fragte sie unschuldig, während sie sich genauso vor die Frau mittleren Alters hockte, wie sie es gerade schon bei ihrer Tochter getan hatte. "Weißt du, warum ich hier bin? Wahrscheinlich nicht, oder?" Wieder breitete sich ein breites Grinsen auf Kami's Gesicht aus und sie begann sachte die ebenfalls langen, goldbraunen Haare der Frau zu streicheln. "Dein Mann ist ein Sünder. Er hat sich geweigert sich dem Willen seiner Göttin zu beugen und dafür werde ich ihn jetzt bestrafen." Während sie das sagte, wurde das Grinsen auf ihrem Gesicht immer breiter und nahm schon beinahe unnatürlich Ausmaße an. Kami's Hand wanderte wieder über das Gesicht der Frau bis hin zu ihren Hals. Doch diesmal verstärkte sie den Druck, sodass der Mutter das Atmen schwerfiel. "Bleibt nur noch eine Frage. Mit wem fangen wir an?" Ein schrilles, unmenschliches Lachen ertönte aus Kami's Mund, während sie ein Filetmesser aus ihrer Tasche holte und zum Schnitt ansetzte. Jedoch verschwand jegliche Freude aus ihrem Gesicht, als es plötzlich an der Tür klingelte. Der Blick der Mörderin verfinsterte sich. "Wenn ihr auch nur ein Ton macht, werdet ihr beide und wer auch immer vor dieser Tür steht, den gleichen langsamen und qualvollen Tod sterben.", flüsterte sie, während sie sich leise erhob und in Richtung Haustür schlich. Ohne auch nur das leiseste Geräusch zu erzeugen, blickte sie durch den Türspion der massiven Holztür nach draußen, konnte aber niemanden sehen. Von einer Sekunde auf die andere verdoppelte sich ihre Herzfrequenz und Unmengen an Adrenalin wurden freigesetzt. Ihr Körper bewegte sich wie von allein nach links. Mit einem ohrenbetäubenden Knall schlug die Kugel dort in die Haustür ein, wo Kami eben noch gestanden hat.

Kopper hatte die Hintertür des Einfamilienhauses aufgebrochen und stand nun mit geladener Waffe hinter Kami. "Hände dahin, wo ich sie sehen kann oder ich treffe das nächste Mal.", sagte er mit lauter, klarer Stimme und beobachtete mit wachsender Genugtuung, wie sich die Frau vor ihm langsam wiederaufrichtete und ihre beiden Hände hinter ihren Kopf platzierte. "Hände auf den Rücken. Sie sind festgenommen. Ich denke mal, sie wissen warum." Vorsichtig bewegte er sich auf Kami zu, die Pistole in der einen und die Handschellen in der anderen Hand. Kurz bevor er bei ihr angekommen war, fing sie an laut zu lachen. "Nicht schlecht. Wirklich ganz und gar nicht schlecht, Herr Polizist.", stichelte sie, während er nach ihren Händen griff, um ihr die Handschellen anzulegen. "Da hätten sie mich ja fast gehabt." Ohne dass Kopper wirklich begriff, was geschah, hatte Kami das Filetmesser aus dem Ärmel ihrer Jacke hervorgeholt und es ihm in den Arm gerammt, mit dem er seine Waffe hielt. Das Messer immer noch im Arm steckend taumelte Kopper zurück, sein Arm erschlaffte und die Waffe knallte auf den Boden. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht drehte sich Kami zu dem verletzten Polizisten um und blickte ihn mit großen, pechschwarzen Augen an. "Wenn du mich festnehmen willst, solltest du deine Waffe vielleicht wieder nehmen, meinst du nicht?"

Noch während sie das sagte, hechtete Kopper nach vorn und versuchte die Waffe mit seiner linken, noch funktionsfähigen Hand zu greifen. Doch noch bevor er der Pistole auch nur nahekam, rammte ihm Kami mit voller Wucht die Absätze ihrer Springerstiefel in die Seite. Doch statt einfach keuchend zusammen zu brechen, wie sie es erwartet hatte, griff der Bluthund blitzschnell nach ihrem Bein und riss sie mit sich zu Boden. Mit einem lauten Poltern knallten die beiden Gegner auf die kalten Fliesen. Ohne lange zu überlegen, sprang sie auf ihn und begann langsam das Messer, dass noch immer in Koppers Arm steckte zu drehen. Ein lauter Schmerzensschrei erfüllte das Haus, doch statt einfach aufzugeben, griff der Bluthund nach Kami's Hand und zog sie mitsamt des Filetmessers aus seinem Arm. Seine blauen Augen glitzerten unheimlich, als er die scharfe Seite des Messers langsam in ihre Richtung drehte. Bei diesem Anblick weiteten sich die Augen der Frau. Sie beide wussten, dass das Messer das Einzige war, was den Polizisten bisher vor einem tödlichen Blutverlust bewahrt hatte. Und sie beide wussten auch, dass Kopper bereit war, alles dafür zu geben, Kami hinter Schloss und Riegel zu bringen. Auch wenn es ihn sein Leben kosten würde. Wieder erschien das breite, verheißungsvolle Grinsen auf Kami's blutverschmiertem Gesicht, während die Blutlache um Kopper immer größer und sein Gesicht immer blasser wurde. "Schade", flüsterte sie mit vor Aufregung bebender Stimme. "Dabei hat es doch gerade angefangen, Spaß zu machen." Ohne große Mühe löste sie sich von Koppers Griff und schlug ihm mit der stumpfen Seite des Messers gegen die Schläfe.

Als Kopper wieder aufwachte, lag er bereits in einem Bett im Krankenhaus, in dem er wenige Stunden zuvor noch die Polizistin verhört hatte. Sein rechter Arm war mit einem dicken Verband versehen. Direkt daneben saß seine kleine Schwester mit geschlossenen Augen und in eine dicke Decke gehüllt. "Sie ist schon seit 5 Stunden hier und wartet sehnsüchtig darauf, dass du aufwachst.", ertönte die leise Stimme von Maddie auf der anderen Seite des Bettes. Sie saß mit Kaffee und Buch ebenfalls in einem Stuhl und blickte mit müden Augen auf Kopper hinunter. "Du vergisst deine Versprechen ganz schön schnell, kann das sein?" Statt wütend zu sein und ihn anzuschreien, wie sie es normalerweise getan hätte, saß sie jetzt nur da und schaute den Bluthund mit großen, traurigen Augen an. "Du hast uns echt einen Schrecken eingejagt.", lachte sie bitter, während sie einen Schluck von ihrem kalten Kaffee nahm. Beschämt wandte sich Kopper von seiner Kollegin ab und blickte aus dem Fenster, wo die Sonne gerade am Aufgehen war. "Kopper? Was ist da drin passiert?", fragte Maddie mit gerunzelter Stirn. "Was meinst du? Kami ist dorthin gegangen, um den überlebenden Polizisten zu bestrafen, indem sie seine Familie auf brutalste Weise umbringt und ich habe versucht sie aufzuhalten. Wahrscheinlich hat sie gedacht, dass ich so oder so verblute und hat sich deshalb nicht weiter um mich geschert. Ich habe wohl versagt." Koppers Blick wanderte in die Ferne, als wäre das Geschehene schon Jahre her. Maddie schüttelte widerwillig den Kopf. "Das ist es ja gerade. Sowohl die Frau als auch ihre Tochter sind beide unversehrt. Und die beiden sind sich außerdem zu 100% sicher, dass sie Kami gehört haben, wie sie am Telefon einen Krankenwagen gerufen hat. Und die Sanitäter meinten sogar, dass an deinem Arm ein Druckverband angelegt war und mithilfe eines Seils so positioniert war, dass der Blutverlust möglichst geringgehalten wird. Hätte sie dich einfach da liegen gelassen, wärst du wahrscheinlich schon verblutet, bevor der Krankenwagen da angekommen wäre. Also frage ich nochmal, Kopper. Was ist da drin passiert?"

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⏰ Last updated: Jan 14, 2019 ⏰

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